Konzerthaus

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Das Konzerthaus (1965)
Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Gebäude
Datum vonDatum (oder Jahr) von 1912
Datum bisDatum (oder Jahr) bis
Andere BezeichnungAndere Bezeichnung für diesen Eintrag
Frühere Bezeichnung
Benannt nach
Einlagezahl
Architekt Ferdinand Fellner der Jüngere, Hermann Gottlieb Helmer
Prominente Bewohner
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  15003
GNDGemeindsame Normdatei
WikidataIDID von Wikidata
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RessourceUrsprüngliche Ressource  Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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BildnameName des Bildes Konzerthaus.jpg
BildunterschriftInformation, die unterhalb des Bildes angezeigt werden soll Das Konzerthaus (1965)
  • 3., Lothringerstraße 20
  • 3., Am Heumarkt 6-8

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Konzerthaus (3., Lothringerstraße 20, Am Heumarkt 6-8).

Lothringerstraße 20 (März 2021)

Gebäude

1912/1913 von der Wiener Konzerthausgesellschaft nach Plänen von Ferdinand Fellner und Hermann Helmer in modernisiertem Empirestil erbaut (Schlusssteinlegung und Eröffnung am 19. Oktober 1913). Aufgetretene Bauschäden am Trakt der heutigen Hochschule beziehungsweise des Akademietheaters behob 1914-1916 Fellner, danach Max Fabiani. Die Fassadenskulpturen stammen von Ernst Hegenbarth, das Kaiserhuldigungsrelief am Stiegenabsatz der Haupttreppe von Edmund Hellmer. Die Bestuhlung lieferte die Firma Thonet, die Teppiche die Firma Backhausen. Das Konzerthaus besitzt drei nebeneinanderliegende Säle: Großer Saal (Renovierung 1974; ursprünglich für 2.030, heute für 1.840 Personen), Mittlerer Saal (Mozartsaal, Renovierung [Wiederherstellung des ursprünglich Zustands] 1975; ursprünglich für 893, heute für 706 Personen), Kleiner Saal (Schubertsaal, Renovierung 1972; ursprünglich 414, heute für 336 Personen). Im Foyer wurde 1927 anlässlich, der Beethovenzentenarfeier das Originalmodell des Wiener Beethovendenkmals (von Caspar Zumbusch) aufgestellt. Am 4. April 1934 brach die Schauspielerin Hansi Niese im Foyer des Konzerthauses zusammen und starb auf dem Transport ins Sanatorium Loew. Im Konzerthaus ist das „Kleine Theater der Josefstadt" untergebracht. Das Akademietheater, ursprünglich als Schul- und Übungsbühne der Akademie für Musik errichtet, wird ab 1922 (anfangs nur teilweise) vom Burgtheater bespielt (seit 1979 Nutzungsrecht des Bundestheaterverbands). Das Konzerthaus dient Musik- und Gesellschaftsveranstaltungen, nimmt aber auch Großkongresse und andere Veranstaltungen (Bälle, Bankette, Ausstattungen) auf.

Institution

Um die Wende zum 20. Jahrhundert war in Wien der Mangel an geeigneten, der modernen Zeit und ihren Anforderungen entsprechenden Stätten für musikalische Betätigung immer spürbarer geworden. Besonders erkannte man die Notwendigkeit eines zweiten großen Konzertgebäudes, zumal sich seit 1870 (als das neue Heim der Gesellschaft der Musikfreunde am Karlsplatz fertiggestellt worden war) die Einwohnerzahl Wiens mehr als verdoppelt hatte. Dass es knapp vor der europäischen Katastrophe des Ersten Weltkriegs und ein Jahrhundert nach der Gründung der Gesellschaft der Musikfreunde nochmals zur Gründung einer musikfördernden Institution kommen sollte, hing gewiss mit der Entwicklung des Konzertwesens zusammen.

Es war nun nicht mehr das Mittel- und Kleinbürgertum allein, das nach kulturellen Werten drängte, sondern auch die Arbeiterklasse gewann immer stärkeren Zugang zu Kunst und Kultur. 1908 wurde die „Wiener Konzerthausgesellschaft" gegründet, am 1. Jänner 1909 ging das damalige Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde als „Akademie für Musik und darstellende Kunst" in den Besitz und die Verwaltung des Staates über. Da die Räumlichkeiten im Musikvereinsgebäude nicht mehr ausreichten, benötigte man für die Akademie eine neue Heimstätte. Unterrichtsverwaltung und Konzerthausgesellschaft kamen zum Ergebnis, dass letztere einen Bau errichten lassen sollte, der zwei räumlich voneinander getrennte Institute beherbergen würde: das Wiener Konzerthaus und die kaiserlich-königliche Akademie für Musik und darstellende Kunst. Nach Fertigstellung sollte die Konzerthausgesellschaft jenen Teil, der die Akademie aufnehmen sollte, abtreten und dem Staat ins Eigentum übertragen. Als Gegenleistung verpflichtete sich die Staatsverwaltung, der Konzerthausgesellschaft zu den Kosten der Errichtung des ganzen Gebäudes einen Beitrag von zwei Millionen Kronen zu leisten.

Das mit dem „Festlichen Präludium für Orchester und Orgel" von Richard Strauss eröffnete Konzerthaus wurde Schauplatz einer großen Zahl von Uraufführungen und Erstaufführungen bedeutender Werke der abendländischer Musik des 20. Jahrhunderts. Unter anderem wurden hier uraufgeführt (in alphabetischer Reihenfolge): Hans Erich Apostel (Drei Gesänge, 1951), Julius Bittner (Lieder für eine Altstimme, 1926), Gottfried von Einem (Orchestermusik Nummer 1, 1948; Von der Liebe, op. 30, 1961), Josef Matthias Hauer (Der Menschen Weg, 1953), Paul Hindemith (Quartett op. 32, 1932; Weihnachtsmotetten, 1951), Erich Wolfgang Korngold (Baby-Serenade op. 24, 1932), Joseph Marx (Neue Lieder, 1951), Karl Schiske (Vom Tode, 1948), Arnold Schönberg (Ein Stelldichein, Fragment aus dem Jahr 1905, 1966), Richard Strauss (Konzertsuite über „Die Frau ohne Schatten", 1947), Egon Wellesz (2. Symphonie, 1949) und Alexander Zemlinsky (Streichquartett Nummer 4, 1967). Auch unter den Wiener Erstaufführungen finden sich bedeutende Kompositionen großer Meister (beispielsweise Bartók, Britten, Honegger, Prokofieff, Rachmaninow und Strawinsky).

Eng mit dem Konzerthaus verbunden waren die ab 1905 existierenden „Arbeiter-Sinfonie-Konzerte", durch die das Konzerthaus bis zum Februar 1934 zu einer der wichtigsten Aufführungsstätten für die unterschiedlichsten Veranstaltungen der Arbeiterbewegung, der Sozialdemokratie und der mit ihr verbundenen Vereine wurde. Ein bedeutender Leiter dieser Konzerte war Anton von Webern, einer der drei großen Vertreter der „Zweiten Wiener Schule". Im Lauf seiner Geschichte wurde das Konzerthaus von verschiedenen Institutionen (Musik- und Gesangsvereinen) zwecks Veranstaltungen (Liedertafeln, Sängerfeste und ähnliches) gemietet. Bereits im Planungsstadium war auch daran gedacht, im Konzerthaus einer Vielzahl von musikalischen Vereinigungen eine neue Heimstätte anzubieten. Die größten Vereine, die seit 1913 ihr Heim im Konzerthaus gefunden haben, sind der „Wiener Tonkünstlerverein", die „Wiener Singakademie", der „Schubertbund", der „Gesangverein österreichischer Eisenbahnbeamter" und der „Wiener akademische Wagner-Verein". Schon in der Zwischenkriegszeit öffnete das Konzerthaus auch den Interpreten der Unterhaltungsmusik, des Chansons und des Jazz, vor allem in der jüngsten Vergangenheit auch der Popmusik, seine Pforten.

Quellen

Literatur

  • Das neue Konzerthaus in Wien. 1911
  • Friedrich C. Heller / Peter Revers: Das Wiener Konzerthaus Geschichte und Bedeutung 1913-1983 (1983; mit Listen der Präsidenten, Generalsekretäre und Ehrenmitglieder der Wiener Konzerthausgeschaft, Uraufführungen und Erstaufführungen sowie Programmen [S. l34ff.])
  • Die Landstraße in alter und neuer Zeit. Ein Heimatbuch. Hg. von Landstraßer Lehrern. Wien: Gerlach & Wiedling 1921, S. 125 f.
  • Robert Messner: Die Landstrasse im Vormärz. Historisch-topographische Darstellung der südöstlichen Vorstädte und Vororte Wiens auf Grund der Katastralvermessung. Wien: Verband der Wissenschaftlichen Gesellschaften Österreichs 1978 (Topographie von Alt-Wien, 5), S. 260 ff. (Liste aller Gedenktafeln)
  • Direktionsbericht der Wiener Konzerthausgesesellschaft vom 21. 04. 1914 (Liste der am Bau beteiligten Professionisten)
  • Friedrich Achleitner: Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert. Ein Führer. Band 3/1: Wien. 1.-12. Bezirk. Salzburg: Residenz-Verlag 1990, S. 119
  • Briefmarkenabhandlung der Postdirektion anläßlich des Erscheinens von österreichischen Briefmarken 06. 10. 1988