Georg Emmerling
Georg Emmerling, * 12. Juli 1870 Meidling bei Wien, † 12. Dezember 1948 Wien, Politiker.
Biografie
Georg Emmerling war der Sohn eines Webergehilfen und erlernte nach achtklassiger Volksschule in Meidling das Kunstdrechslerhandwerk. Seine Wanderjahre führten ihn nach Italien, in die Schweiz, nach Deutschland, Holland und England. Dabei erlernte er die französische und die englische Sprache; in London hielt sich Emmerling eineinhalb Jahre auf. Schon 1885 trat er dem Lese- und Fachverein der Drechsler und dem Arbeiterbildungsverein bei, in dem er unter anderen Jakob Reumann, Ludwig Bretschneider und Anton Hueber kennenlernte, aber auch die Aufmerksamkeit Viktor Adlers auf sich zog.
In Wien trat er zunächst in das Geschäft seines Vaters ein, der inzwischen einen Handel mit Leinen- und Baumwollwaren begonnen hatte, wurde dann Beamter der Allgemeinen Arbeiterkrankenkasse, Liquidator der alten Consumvereine und 1902 Obmann des neugegründeten Consumvereins "Vorwärts". Er war Mitarbeiter in der Verwaltung und Expedition des sozialdemokratischen Wochenblattes "Gleichheit". 1903 avancierte er auf Empfehlung Viktor Adlers als Nachfolger von Julius Popp zum Administrator der "Arbeiterzeitung" und wurde Gesellschafter des Verlags der "Arbeiterzeitung" sowie der Druck- und Verlagsanstalt "Vorwärts". Emmerling trug wesentlich zum Aufschwung der Arbeiterpresse bei und war auch führend an der Errichtung des Parteiheims an der Rechten Wienzeile beteiligt.
Emmerling kandidierte für die Sozialdemokratische Arbeiterpartei im 2. Bezirk für den vierten Wahlkörper und war von 1912 bis 1918 Mitglied des Gemeinderates der Stadt Wien. In dieser Zeit sammelte er praktische Verwaltungserfahrungen. Nach dem Ersten Weltkrieg gehörte er dem Provisorischen Gemeinderat an und fungierte als provisorischer Stadtrat. Er kandidierte auch in der Zwischenkriegszeit bei den Gemeinderatswahlen und war von 1919 bis 1920 Gemeinderat und von 1920 bis 1934 Abgeordneter zum Wiener Landtag und Mitglied des Gemeinderates der Stadt Wien. In dieser Zeit fungierte er von 1919 bis 1934 als Vizebürgermeister und ab 1920 ebenso als amtsführender Stadtrat der Geschäftsgruppe Städtische Unternehmungen. Emmerlings Name ist mit dem großzügigen Ausbau der Gas- und Elektrizitätswerke, mit der Errichtung der Wasserkraftwerke in Opponitz und Gaming sowie mit der Elektrifizierung der Stadtbahn aufs Engste verbunden.
Auf nationaler Ebene war Emmerling von 1920 bis 1934 Mitglied des Bundesrates, als dessen stellvertretender Vorsitzender er von 1921 bis 1934 fungierte. Am 9. Dezember 1924 war er Vorsitzender der Zweiten Bundesversammlung. Nach den Februarkämpfen 1934 wurde er unter Polizeiaufsicht gestellt und aller seiner Ämter enthoben. In den letzten Kriegstagen erlitt er eine schwere Verletzung, die ihn hinderte, nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wieder aktiv am politischen Leben teilzunehmen. So war er etwa für das Amt des Bürgermeisters im Gespräch. Nach seinem Tod 1948 wurde er in einem Ehrengrab beigesetzt und 1957 wurde die städtische Wohnhausanlage Georg-Emmerling-Hof in der Leopoldstadt nach dem Politiker benannt.
Quellen
- Wienbibliothek Digital: Kommunalkalender von 1913 bis 1918
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, BPD Wien, K11 - Prominentensammlung, 19.Jh.-20.Jh.: Meldezettel von Georg Emmerling
- Wienbibliothek im Rathaus, Tagblattarchiv: Emmerling, Georg [Sign.: TP-011038]
Literatur
- Hans Havelka: Der Wiener Zentralfriedhof. Wien: Jugend und Volk 1989, S. 80
- Kurt Stimmer [Hg.]: Die Arbeiter von Wien. Ein sozialdemokratischer Stadtführer. Wien [u. a.]: Jugend & Volk 1988, S. 71
- Jean Maitron / Georges Haupt [Hg.]: Dictionnaire biographique du mouvement ouvrier international. Band 1: Autriche. Paris: Éditions Ouvrières 1971
- Archiv. Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Arbeiterbewegung 10 (1970), S. 67 f.
- Hans Markl: Kennst du die berühmten letzten Ruhestätten auf den Wiener Friedhöfen? Band 1: Zentralfriedhof und Krematorium (Urnenhain). Wien: Pechan 1961, S. 47
- Franz Planer [Hg.]: Das Jahrbuch der Wiener Gesellschaft. Biographische Beiträge zur Wiener Zeitgeschichte. Wien: F. Planer 1929
- Wienbibliothek Digital: Oswald Knauer: Der Wiener Gemeinderat 1861-1962. In: Handbuch der Stadt Wien. Band 77. Wien: Verlag für Jugend und Volk 1963
- Wolfgang Solt: Mitglieder des Gemeinderates der Stadt Wien (Wiener Landtages) und des Stadtsenates der Stadt Wien (der Wiener Landesregierung) 1918-1934. Wien: 1995