Konsumverein "Vorwärts"

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Daten zur Organisation
Art der OrganisationArt der Organisation Firma
Datum vonDatum (oder Jahr) von 1902
Datum bisDatum (oder Jahr) bis 1920
Benannt nach
Prominente Personen
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  49915
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Ab den 1860er Jahren kam es in vielen Wiener Bezirken zur Gründung der ersten Konsumgenossenschaften. Es entstanden Vereine für Beamte (zum Beispiel Erster Wiener Consum-Verein), Lebensmittelmagazine der Eisenbahner und Konsumvereine der Arbeiterbewegung. Bis zum Inkrafttreten des Genossenschaftsgesetzes 1873 waren die Konsumgenossenschaften nach dem Vereinsgesetz von 1852 organisiert. Aufgrund der fehlenden Erfahrung und Ausbildung der ehrenamtlichen Vorstandsmitglieder kamen viele Konsumvereine in ernste wirtschaftliche Schwierigkeiten. Beispiele dafür sind die Konsumvereine "Brüderlichkeit" und Brigittenau, bei welchen eine Insolvenz nicht verhindert werden konnte. Um die Jahrhundertwende waren die Konsumvereine Favoriten, Landstraße, Simmering, Floridsdorf und "Gleichheit" in Ottakring in ernsten finanziellen Problemen. Die wirtschaftlich starken in Wien-Fünfhaus gegründeten Konsumgenossenschaften "Erster Niederösterreichischer Arbeiter-Konsumverein" und der Konsumverein Fünfhaus weigerten sich, den maroden Konsumgenossenschaften zu helfen. Sie waren überzeugt davon, es sei besser, die "kranken Vereine sterben zu lassen".

Als die Gefahr des Zusammenbruchs mehrerer – der Arbeiterbewegung nahestehenden - Konsumgenossenschaften groß war, wendeten sich diese an die sozialdemokratische Partei. Viktor Adler übernahm 1902 die Aufgabe zwischen den fünf konkursreifen Konsumvereinen Favoriten, Landstraße, Simmering, Floridsdorf und "Gleichheit" in Ottakring zu vermitteln. Seine Initiative führte letztendlich dazu, dass aus den fünf angeschlagenen Konsumgenossenschaften der Konsumverein "Vorwärts" entstand. Der Konsumverein "Vorwärts" konnte von Beginn an seine Mitgliederzahl und die Anzahl seiner Abgabestellen rasch steigern. Es kam soweit, dass der Konsumverein "Vorwärts" durch seine rasche Expansion in Konkurrenz zu den anderen Wiener Konsumgenossenschaften trat und seine Tätigkeiten über das Wiener Stadtgebiet hinaus ausdehnte. Der Konsumverein "Vorwärts" war eng mit der Wiener Sozialdemokratie verknüpft, auch die von der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (SDAP) in Schwechat gegründeten "Hammerbrotwerke" waren auf die Umsätze des Konsumvereins "Vorwärts" angewiesen. Große Teile der sozialdemokratischen Partei sahen "Vorwärts" als Träger der modernen Genossenschaftsbewegung und das belgische Beispiel der Dreieinheit der Arbeiterorganisationen wirkte als Vorbild für die österreichische Genossenschaftsbewegung. Im Jahr 1919 hatte der Konsumverein "Vorwärts" 37.353 Mitglieder und erzielte einen Umsatz von 71 Millionen Kronen.

Bereits vor dem [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg] gab es Überlegungen, die vier großen Wiener Arbeiterkonsumvereine zu vereinen. Durch ihre Zusammenarbeit bei der Versorgung der Bevölkerung im Ersten Weltkrieg wurde der Weg dafür bereitet. Am 1. November 1920, ungefähr zeitgleich mit der Etablierung Wiens als eigenes Bundesland, änderte der Erste Niederösterreichische Arbeiter-Konsumverein seinen Namen in Konsumgenossenschaft Wien und Umgebung (KGW) und übernahm die Konsumvereine Fünfhaus, Donaustadt und Vorwärts. Die neu entstandene Großgenossenschaft KGW war 1920 mit über 100.000 Mitgliedern die größte Konsumgenossenschaft der Welt.

Literatur

  • Peter Höfferer / Florian Jagschitz / Siegfried Rom: 160 Jahre Konsumgenossenschaften in Österreich. Wien: Forschungsverein Entwicklung und Geschichte der Konsumgenossenschaften 2016
  • Johann Brazda / Siegfried Rom [Hg.]: 150 Jahre Konsumgenossenschaften in Österreich. Wien: Forschungsverein Entwicklung und Geschichte der Konsumgenossenschaften 2006
  • Johann Brazda / Tode Todev / Robert Schediwy: Zur Geschichte der bürgerlichen Konsumgenossenschaften in Österreich. Wien: Österreichischer Genossenschaftsverband 1996
  • Emmy Freundlich: Die Genossenschaftsbewegung im Lande und in der Gemeinde Wien – Ihre Entwicklung ihr Aufbau und ihre Zukunft. Wien: Druck- und Verlagsanstalt "Vorwärts" 1930