Arbeiterkrankenkasse
48° 11' 54.62" N, 16° 22' 42.76" E zur Karte im Wien Kulturgut
Arbeiterkrankenkasse (3, Strohgasse 28), Amtsgebäude und Ambulatorium der Arbeiterkrankenkasse des Gremiums der Wiener Kaufmannschaft.
Geschichte
Das Amtsgebäude der Arbeiterkrankenkasse des Gremiums der Wiener Kaufmannschaft wurde von den Architekten Fritz Judtmann und Egon Riss geplant und im Jahr 1927 fertiggestellt. Die beiden unteren Geschoße beherbergten das medizinische Ambulatorium, die beiden oberen Geschoße die Verwaltungsräumlichkeiten. Im obersten Stockwerk des Gebäudes befand sich der zentrale Sitzungssaal. Nach dem Zweiten Weltkrieg (1946) wurde hier das erste Ambulatorium der Wiener Gebietskrankenkasse im 3. Wiener Gemeindebezirk (Landstraße) eingerichtet; eine umfangreiche Neuadaption erfolgte 1998. Auf einer Gesamtfläche von 3.200 m² bietet das Gesundheitszentrum heute Platz für insgesamt 25 Fachambulanzen, ein Röntgeninstitut mit zahlreichen Diagnosegeräten, ein medizinisch-diagnostisches Labor und ein zahnärztliches Institut.
Gestaltung
Der Bau gehört zu den originellsten Beispielen der Zwischenkriegsarchitektur in Wien. Die Formgebung des Gebäudes resultiert aus der Funktionstrennung zwischen einem administrativen und einem sanitären Teil. Großzügig gestaltete, horizontale und dynamische Linien sollten Bewegung, Geschwindigkeit und Weltaufgeschlossenheit signalisieren.
Ein schnörkellos gestalteter Grundriss sollte die hohe Funktionalität der Arbeiterkrankenkasse gewährleisten. Eingeplant wurden beispielsweise zentrale Warteräume, die um die verschiedenen Ambulatorien bzw. Büros gruppiert sein sollten. Architektonisch auffällig ist der halbzylindrische Annex an der Ecke Strohgasse/Traungasse. Durch diese Konstruktion sollte die spitzwinkelige Grundrisssituation umgangen werden.
Literatur
- Anette Becker / Dietmar Steiner [Hg.]: Architektur im 20. Jahrhundert. Band 1: Österreich. Frankfurt/Main [u.a.]: Prestel Verlag 1995, S. 144
- Helmut Weihsmann: Das Rote Wien. Sozialdemokratische Architektur und Kommunalpolitik 1919–1934. 2., vollkommen überarb. Auflage. Wien: Promedia 2002, S. 206