Helmut Qualtinger

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Helmut Qualtinger als Herr Karl, 1961 (Filmstill)
Daten zur Person
PersonennameName der Person im Format Nachname, Vorname Qualtinger, Helmut
Abweichende NamensformAlternative Formen des Namens wie z.B. Pseudonyme oder Mädchennamen im Format Nachname, Vorname
TitelAkademische Titel (abgekürzt), Amtstitel, Adelstitel
Geschlecht männlich
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  20731
GNDGemeindsame Normdatei 118828983
Wikidata Q45233
GeburtsdatumDatum der Geburt 8. August 1928
GeburtsortOrt der Geburt Wien 4066009-6
SterbedatumSterbedatum 29. September 1986
SterbeortSterbeort Wien 4066009-6
BerufBeruf Schauspieler, Kabarettist, Schriftsteller
ParteizugehörigkeitAngabe der Partei (bei PolitikerInnen)
EreignisEreignis, mit dem die Person in Verbindung gebracht wird
Nachlass/Vorlass Wienbibliothek im Rathaus
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki  1945 bis heute, Theater, Welt am Abend, Schauspieler, Schriftsteller, Kabarett, Kleines Brettl, Kleine Komödie (Liliengasse 3), Film, Helmut-Qualtinger-Hof, Helmut-Qualtinger-Gasse, Stegreifbühne Tschauner, Studio der Hochschulen
RessourceUrsprüngliche Ressource  Gedenktage-GW
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 18.10.2024 durch WIEN1.lanm08trj
BestattungsdatumDatum der Bestattung  7. Oktober 1986
FriedhofFriedhof, auf dem eine Person begraben wurde Zentralfriedhof
Grabstelle Gruppe 33G, Nummer 73
GrabwidmungGrabwidmung als Ehrengrab, historisches oder ehrenhalber gewidmetes Grab  Ehrengrab
BildnameName des Bildes Helmut Qualtinger Der Herr Karl.jpg
BildunterschriftInformation, die unterhalb des Bildes angezeigt werden soll Helmut Qualtinger als Herr Karl, 1961 (Filmstill)
  • 3., Nikolausplatz 13 (Wohnadresse)
  • 3., Klopsteinplatz 3 (Wohnadresse)
  • 3., Apostelgasse 39 (Wohnadresse)
  • 1., Kärntner Ring 17 (Wohnadresse)
  • 18., Hofstattgasse 25 (Wohnadresse)
  • 1., Schönlaterngasse 3-5 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Deutscher Schallplattenpreis (Verleihung: 14. November 1968)
  • Goldener Rathausmann (Verleihung: 22. Mai 1969)
  • Goldene Kamera (Übernahme: 1968)
  • Josef-Kainz-Medaille (Verleihung: 27. Jänner 1970)
  • Karl-Valentin-Orden (Verleihung: 7. Jänner 1983)
  • Nestroy-Ring (Verleihung: 11. März 1977)
  • Filmband in Gold (Übernahme: 1972)

Helmut Qualtinger, * 8. August 1928 Wien, † 29. September 1986 Wien, Schauspieler, Kabarettist, Schriftsteller.

Biografie

Das Elternhaus Helmut Qualtingers war ganz durch das Kriegserlebnis seines Vaters geprägt. Als junger Leutnant geriet Friedrich Qualtinger (1895–1978) am 3. November 1918 in italienische Kriegsgefangenschaft, in der er bis zum 5. August 1919 verbleiben sollte. Im Lager bei Genua verfolgte Qualtinger sehr aufmerksam die Friedensverhandlungen in Paris und St. Germain. Einem Tagebuch, das sich im Nachlass des Sohnes erhalten hat, lässt sich entnehmen, dass sich beim Vater in dieser Zeit seine revanchistischen Standpunkte entwickelt haben. So heißt es im Diarium: "Mörder, wahnsinnig werden sollte man können in dieser Menschheit, dann würde es vielleicht besser werden. Durch diesen Krieg fielen nur die Unschuldigen, die Verbrecher leben noch, sie heißen Clemenceau, Wilson, Lloyd George u. s. w." Qualtingers Vater trat – durch und durch deutschnational denkend – schon im April 1933 der NSDAP bei. Im Zivilleben wurde Friedrich Qualtinger, der am 15. Juni 1921 Ida Ladstätter (1898–1981) geheiratet hatte, Gymnasiallehrer für Mathematik, Physik und Chemie. Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs gehörte er als Offizier der großdeutschen Luftwaffe an. Ein enger Freund des Vaters war ein Kamerad bei der Truppe: Der Dichter Heimito von Doderer, der schließlich auch zum wichtigen Ansprechpartner und lebenslangen Freund Helmut Qualtingers werden sollte, förderte – in krassem Gegensatz zum Vater – vor allem dessen musische und literarische Neigungen sowie erste Theaterversuche.

Nach dem Krieg, Helmut Qualtinger war noch als Flakhelfer eingezogen worden, inskribierte er sich an der Universität Wien für Medizin und Zeitungswissenschaften, gab das Studium jedoch bald zugunsten einer Schauspielausbildung am Reinhardt-Seminar in Wien auf. Etliche Anstrengungen, am Theater als Akteur oder als Autor zu reüssieren, scheiterten zunächst. Erfolgreicher gestalteten sich die Versuche als Theaterkritiker bei der von der französischen Besatzungsmacht herausgegebenen "Welt am Abend", deren Chefredakteur damals Johannes Mario Simmel hieß.

Seine Leidenschaft fand Qualtinger jedoch im Kabarett. Gemeinsam mit Michael Kehlmann spielte er im "Studio der Hochschulen". Ab 1946/1947 trat er mit Carl Merz im "Lieben Augustin" auf, 1951 hatte er mit Merz, Kehlmann und Gerhard Bronner einen überwältigenden Erfolg mit einer in die damalige Zeit transponierten Neufassung von Schnitzlers "Reigen" im Kleinen Brettl (3., Konzerthaus), worauf das Quartett beschloss, weiterhin zusammenzuarbeiten. Im Herbst 1952 brachten sie in der "Kleinen Komödie" (1., Liliengasse 3) die Kabarettrevue "Brettl vor'm Kopf", der weitere folgten ("Blattl vor'm Mund", "Glasl vor'm Aug", "Spiegel vor'm G'sicht"); das Team erweiterte sich unter anderem um Peter Wehle und Johann Sklenka. Nach Qualtingers Erfolgen mit Nummern wie "Der Papa wird's schon richten", "Der g'schupfte Ferdl" und "Der Wilde auf seiner Maschin'" kreierte er (mit Merz als Texter) 1957 den "Travnicek" (Partner Bronner).

1959 übersiedelte das Team mit dem Programm "Dachl über'm Kopf" ins eigene Haus, das "Neue Theater am Kärntnertor" (1., Walfischgasse 4), wo Qualtinger mit dem "Hackl im Kreuz" seine kabarettistische Karriere beendete, jedoch im selben Jahr mit dem "Herrn Karl" (von Carl Merz) für Begeisterungs- und Entrüstungsstürme sorgte.

Nachdem er bereits 1949 "Jugend ohne Schranken" veröffentlicht hatte, kehrte Qualtinger 1960 zum Schreiben zurück ("Der Herr Karl", 1961; "Alles gerettet" [mit Merz], 1963; "Die Hinrichtung", 1964; "An der lauen Donau", 1965; "Der Mörder und andere Leut'", 1975) und widmete sich dem Schauspiel (Horváth, Wedekind, Dostojewski, Kleist, Raimund, Nestroy), Lesungen (Hitlers "Mein Kampf"; Kraus' "Die letzten Tage der Menschheit") und dem Film (unter anderem "Hanussen", 1955; "Mann im Schatten", 1961; "Der Himbeerpflücker", 1965; "Kurzer Prozeß", 1967; "Das Schloß", 1968; "Das falsche Gewicht", 1971; "Der Kulterer", 1973; "Der Richter und sein Henker", 1975; "Geschichten aus dem Wienerwald", 1979; "Das Diarium des Dr. Döblinger", 1986 und "Der Name der Rose", 1986).

Helmut Qualtinger war in erster Ehe mit der Journalistin und Kinderbuchautorin Leomare Seidler (1919–1984), in zweiter Ehe mit der Schauspielerin Vera Borek verheiratet.

Wohnhaft 3., Nikolausplatz 13 (1928–1937), 3., Klopsteinplatz 3 (1937–1944), 3., Apostelgasse 39 (1944), 1., Kärntner Ring 17 (1945), 18., Hofstattgasse 25 (1946), 19., Helmut-Qualtinger-Hof (1960-1975) sowie 1., Heiligenkreuzer Hof (1975-1986) (Gedenktafel).

Der Helmut-Qualtinger-Hof und die Helmut-Qualtinger-Gasse wurden nach dem Kabarettisten, Schauspieler und Schriftsteller benannt.

Werke (Auswahl)

  • Helmut Qualtinger: Werkausgabe. 5 Bde. Hg. von Traugott Krischke. Wien: Deuticke 1996–1997


Quellen


Literatur

  • Peter Stephan Jungk: Der Quasi und sein Hilfssheriff. Wiener Zeitfenster - Erinnerungen an Helmut Qualtinger. In: Wien Museum Magazin, 30.04.2024
  • Marcel Atze: Friedrich Qualtinger huldigt in italienischer Gefangenschaft dem Revanchismus. In: "Es ist Frühling, und ich lebe noch". Eine Geschichte des Ersten Weltkriegs in Infinitiven. Von Aufzeichnen bis Zensieren. Hg. von Marcel Atze und Kyra Waldner. Salzburg / Wien: Residenz 2014, S. 138–144
  • Kyra Waldner: Ida Ladstätter und Friedrich Qualtinger werden ein Paar. In: "Es ist Frühling, und ich lebe noch". Eine Geschichte des Ersten Weltkriegs in Infinitiven. Von Aufzeichnen bis Zensieren. Hg. von Marcel Atze und Kyra Waldner. Salzburg / Wien: Residenz 2014, S. 248–251
  • Georg Biron: Quasi Herr Karl. Wien: Braumüller 2011
  • Maria Piok: Gesprochene Sprache und literarischer Text. Helmut Qualtinger liest Horváth, Soyfer, Kraus und Kuh. Wien / Berlin / Münster: Lit 2011
  • Iris Fink / Hans Veigl: Bronner, Merz, Qualtinger & Co. Ein namenloses Erfolgsensemble in den 50er Jahren. Straden: Österreichisches Kabarett-Archiv 2010
  • Arnold Klaffenböck: "Die Zunge kann man nicht überschminken …" Der Schriftsteller Helmut Qualtinger und seine Texte 1945–1965. Wien: Praesens 2003
  • Günter Krenn [Hg.]: Helmut Qualtinger. Die Arbeiten für Film und Fernsehen. Wien: Filmarchiv Austria 2003
  • Quasi ein Genie – Helmut Qualtinger (1928–1986). Hg. von Arnold Klaffenböck. Wien: Deuticke 2003
  • Gunna Wendt: Helmut Qualtinger. Ein Leben. Wien: Deuticke 1999
  • Michael Horowitz: Helmuth Qualtinger. Wien: Orac 1987
  • Michael Kehlmann / Georg Biron: Der Qualtinger. Ein Porträt. Photographien von Franz Hubmann. Wien: Kremayr & Scheriau 1987
  • Wolfgang Kudrnofsky: Vom Dritten Reich zum Dritten Mann. Helmut Qualtingers Welt der vierziger Jahre. Wien / Zürich: Molden 1973

Helmut Qualtinger im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.