Kleine Komödie (Liliengasse 3)
48° 12' 25.16" N, 16° 22' 22.94" E zur Karte im Wien Kulturgut
Zwischen 1953 und 1956 wurde das Theater an der Adresse 1., Liliengasse 3, Ecke Weihburggasse 9, als "Kleine Komödie" geführt. Davor war es unter anderem das Etablissement Grand Gala, danach das Moulin Rouge, ab 1939 das Wiener Werkel, 1954 die Literatur im Moulin Rouge, von 1946 bis 1950 das Studio des Theaters in der Josefstadt und zuletzt erneut das Wiener Werkel gewesen.
1953 übernahm Trude Pöschl den Betrieb. Pöschl hatte 1949 im Keller des Wiener Konzerthauses ihr Theater "Das Experiment. Theater der 49 im Konzerthaus" gegründet, das nach dem Weggang von Kurt Julius Schwarz unter der künstlerischen Leitung von Michael Kehlmann in "Theater im Konzerthauskeller" umbenannt wurde. Pöschl verließ schließlich den Konzerthauskeller und übernahm einige Zeit später die Räume des eben geschlossenen Wiener Werkels, wobei die Theatermacherin bereits zu diesem Zeitpunkt hohe Geldsummen aufnehmen musste, um den Neubetrieb zu starten.
Ein Grund für das rasche Scheitern von Pöschls zweiter Theaterunternehmung in Wien war, neben der hohen Kosten, dass das Erfolgsensemble des Konzerthauskellers nicht mehr existierte und auch bekannte Namen wie Gisela Uhlen oder musikalische Boulevardkomödien an diesem Standort nicht (mehr) funktionierten. Auch wenn die neuen Räume wesentlich größer waren als das einstige Theater der 49, so kam zu wenig Publikum, um die finanziellen Mehrausgaben zu tragen. Nach nur zwei Spielzeiten musste der Betrieb 1955 schließen. Die Zeitschrift Funk und Film kommentierte das Ende am 9. April 1955 folgendermaßen: "Die Pforten der Kleinen Komödie schlossen sich etwas unsanft, der Vorhang fiel und verdeckte damit eine Menge gar nicht hübscher Geheimnisse, die sich auf dem klassischen Boden des Wiener Werkels abgespielt hatten. [...] Was sich da an Unfähigkeit in der Direktion getan hat, wäre auch in einem größeren Theater zum Verhängnis geworden. Verantwortungslos wurde die kleine Bühne in das Verderben gesteuert. Auf der Strecke blieben die Schauspieler, denen man die Gagen schuldig blieb. [...] In einer Situation des Untergangs wurden Mitglieder für Monate engagiert, Autoren bemüht und Dekorationen bestellt. Wahrscheinlich rechnete die Direktion mit einem Treffer in der Klassenlotterie." Pöschl musste sich 1956 einem gerichtlichen Verfahren unterziehen, bei dem sie am 30. März des Jahres bedingt zu "strengem Arrest verurteilt" wurde.[1]
Obwohl danach für kurze Zeit die Zukunft des Theaters ungewiss war, stand schon bald fest: Baruch Picker, der das Simpl leitete, übernahm den Standort und setzte Karl Farkas als neuen künstlerischen Leiter ein. Von 1956 bis 1959 hieß der Betrieb an diesem Standort trotz mehrfachen Direktionswechsel "Intimes Theater".
Seit 1960 befindet sich an dieser Adresse das seither nicht mehr umbenannte Theater im Zentrum, das 1964 in den Verbund des Theaters der Jugend überging.
Schauspielerinnen und Schauspieler
Im Wien Geschichte Wiki gibt es 6 Einträge von Personen, die im Kleine Komödie (Liliengasse 3) engagiert waren.
BildName des Bildes | Name | BerufBeruf | GeburtsdatumDatum der Geburt | SterbedatumSterbedatum |
---|---|---|---|---|
Harry Glöckner | Schauspieler Regisseur Heimatforscher Autor | 31 März 1922 | 15 März 1999 | |
Edith Leyrer | Schauspielerin | 25 Oktober 1943 | ||
Carl Merz | Schriftsteller Kabarettist Schauspieler | 30 Januar 1906 | 31 Oktober 1979 | |
Helmut Qualtinger | Schauspieler Kabarettist Schriftsteller | 8 August 1928 | 29 September 1986 | |
Johann Sklenka | Schauspieler Kabarettist Komponist Schriftsteller | 5 März 1911 | 5 März 1983 | |
Ernst Waldbrunn | Schauspieler Komiker Kabarettist Schriftsteller | 14 August 1907 | 22 Dezember 1977 |
Quellen
Literatur
- Markus Felkel: Von der Publikumsorganisation zur eigenen Bühne – Das Theater der Jugend zwischen 1945 und 1964. In: Gerald Bauer / Birgit Peter [Hg.]: Neue Wege. 75 Jahre Theater der Jugend in Wien. Wien: LIT 2008
- Markus Felkel: Vom Etablissement Grand Gala zum Theater im Zentrum – eine theaterarchäologische Spurensuche in Wien. Dipl.-Arbeit Univ. Wien. Wien 2015
- Manfred Lang: Kleinkunst im Widerstand. Das Wiener Werkel; das Kabarett im Dritten Reich. Diss. Univ. Wien. Wien 1967
- Rudolf Weys: Cabaret und Kabarett in Wien, Wien, München: Jugend und Volk 1970
Einzelnachweise
- ↑ Markus Felkel: Vom Etablissement Grand Gala zum Theater im Zentrum – eine theaterarchäologische Spurensuche in Wien. Dipl.-Arbeit Univ. Wien 2015, S. 48