Theater im Zentrum
48° 12' 25.16" N, 16° 22' 22.94" E zur Karte im Wien Kulturgut
Das Theater im Zentrum besteht seit 1960 an der Adresse (1., Liliengasse 3),
Vorgeschichte
Davor waren am selben Standort mehrere Theater-, Varieté- und Unterhaltungsetablissements gewesen, unter anderem das Etablissement Grand Gala, danach das Moulin Rouge, ab 1939 das Wiener Werkel, 1954 die Literatur im Moulin Rouge, von 1946 bis 1950 das Studio des Theaters in der Josefstadt, danach erneut das Wiener Werkel und zuletzt die Kleine Komödie und das Intime Theater.
Direktion Willy Wondruschka (1960 bis 1963)
Nachdem der Versuch, hier erneut ein "Intimes Theater" zu führen, trotz dreier sehr unterschiedlicher Direktionen gescheitert war, übernahm 1960 Wilhelm Paul "Willy" Wondruschka den Betrieb, wobei wie schon beim Theater am Parkring als neuer offizieller Konzessionär das Österreichische Studentenhilfswerk –Gesellschaft für soziale Nothilfe eingetragen wurde, dessen Geschäftsführer Wondruschka war.
Wondruschka hatte ab 1955 das Theater am Parkring geführt, das 1960 aufgrund eines Verkaufs der Immobilien schließen musste. Doch schon dort war Kritik am Spielplan wie auch an der Betriebsführung laut geworden. Umso kritischer wurden nun die Stimmen, als klar wurde, dass Wondruschka in die Liliengasse 3 wechselte. Bereits anlässlich der Eröffnung schrieb die Kronenzeitung am 16. November 1960: "Der Student. – Direktor Wondruschka ist Leiter des 'Österreichischen Hilfswerkes', dessen Existenz bisher immer nur Vorwand für eine oder zwei Kellerbühnen war: der einzige Student, dem im Rahmen dieses Hilfswerkes bisher 'geholfen ' wurde, scheint Direktor Wondruschka selbst zu sein. Nach mehrmaligen Drohungen des Autors John Kafka, sein Stück zurückzuziehen, falls nicht endlich ein Premierentermin fixiert werde, hat Direktor Wondruschka nun Einladungen für die Eröffnungsvorstellungen seines Theaters im Zentrum (Liliengasse) am 22. November drucken lassen. Da er jedoch noch immer keine Konzession für die Führung dieses Theaters erhalten, ja diese noch nicht einmal beantragt hat, scheinen die Einladungen, die zudem noch nicht verschickt sind, wenig Sinn zu haben. Oder meint der Herr 'Direktor', auch diesmal alle notwendigen Formalitäten beiseite lassen zu können? Nach Aussagen der verantwortlichen Behörden irrt er, wenn er diesmal auf allzu viel Wohlwollen und 'Verständnis' hofft." Nachdem die Premiere erneut verschoben werden musste, um die Genehmigung der Konzession abzuwarten, wurde am 24. November 1956 mit John Kafkas "Mann im Turm" eröffnet.
Dennoch konnte sich der Betrieb unter dem neuen Namen vier Spielzeiten lang halten. 1962 hieß es in der Zeitung Express etwa: "Das Theater im Zentrum begann in diesem Herbst seine dritte Saison in der Liliengasse. Künstlerisch hatte es manche Erfolge zu verzeichnen, finanziell steuerte es jedoch immer mehr dem Ruin zu, da die Kosten nicht eingespielt werden konnten, die Subventionen nicht ausreichten und die Geschäftsführung – milde auf Wienerisch ausgedrückt – zumindest als 'schlampert' bezeichnet werden muß. Bereits im Oktober vorigen Jahres lief die auf den Namen des Studentenhilfswerks ausgestellte Konzession ab, und als – mit einem Jahr Verspätung – Wondruschka um eine Verlängerung ansuchte, wurde dieses Ansuchen abgewiesen. Ein Rekurs gegen diesen Bescheid wird derzeit noch in der zweiten Instanz behandelt."
Ein Jahr später verließ Wondruschka das Theater und wechselte zu den "Pradler Ritterspielen". Ob die Bühne danach noch teilweise bespielt wurde, ist unklar.
Theater der Jugend (seit 1964)
Am 26. Oktober 1964 eröffnete das Theater der Jugend hier seine zweite Spielstätte mit Friedrich Schillers Kabale und Liebe und Monica Bleibtreu in der weiblichen Hauptrolle. Seit diesem Jahr wird das Theater im Zentrum vom Theater der Jugend bespielt.
Schauspielerinnen und Schauspieler
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Quellen
Literatur
- Markus Felkel: Vom Etablissement Grand Gala zum Theater im Zentrum – eine theaterarchäologische Spurensuche in Wien. Dipl.-Arbeit Univ. Wien. Wien 2015
- Markus Felkel: Von der Publikumsorganisation zur eigenen Bühne – Das Theater der Jugend zwischen 1945 und 1964. In: Gerald Bauer / Birgit Peter [Hg.]: Neue Wege. 75 Jahre Theater der Jugend in Wien., Wien: LIT 2008