Weihburggasse 9

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1., Weihburggasse 9, um 1940
Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Gebäude
Datum vonDatum (oder Jahr) von 1911
Datum bisDatum (oder Jahr) bis
Andere BezeichnungAndere Bezeichnung für diesen Eintrag
Frühere Bezeichnung St.-Pöltner-Hof, Lilienfelder Hof, Krennbergsches Freihaus
Benannt nach
Einlagezahl
Architekt Ignaz Nathan Reiser
Prominente Bewohner Auguste von Littrow
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  45840
GNDGemeindsame Normdatei
WikidataIDID von Wikidata
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RessourceUrsprüngliche Ressource  Paul Harrer: Wien, seine Häuser
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Letzte Änderung am 15.02.2023 durch WIEN1.lanm09mur
BildnameName des Bildes Weihburggasse9.jpg
BildunterschriftInformation, die unterhalb des Bildes angezeigt werden soll 1., Weihburggasse 9, um 1940
  • 1., Weihburggasse 9
  • 1., Liliengasse 3
  • Nr.: 908 (Bezirk: Innere Stadt, 1821, bis: 1862)
  • Nr.: 940 (Bezirk: Innere Stadt, 1770, bis: 1795)
  • Nr.: 964 (Bezirk: Innere Stadt, 1795, bis: 1821)


1, Weihburggasse 9 (Konskriptionsnummer 908), Liliengasse 3.

Die erste urkundliche Erwähnung eines Hauses auf diesem Grundstück stammt aus dem Jahr 1319, als es von Propst und Konvent zu St. Pölten angekauft wurde. Der Wiener Hof wurde mit einer Kapelle ausgestattet, die am 4. Februar 1444 dem heiligen Hippolyt und der heiligen Magdalena geweiht wurde (Hippolytkapelle). Am 11. Februar 1515 erlaubt Bischof Wiguleus von Passau dem Augustiner Chorherrenstift, das Haus gegen ein anderes (Weihburggasse 18-20) einzutauschen. Der neue Besitzer, Johannes Cuspinian, musste außerdem eine größere Geldsumme (100 Pfund Wiener Pfennig) zahlen und dem Stift eine Scheuer (eine Art Tasse) im Wert von 70 Pfund Wiener Pfennig übergeben.

Am 18. Oktober 1622 wurde das Gebäude an das Franziskanerkloster verkauft, um es gegen den in der Singerstraße gegenüber der Kumpfgasse liegenden damaligen Lilienfelder Hof einzutauschen, den die Franziskaner zur Erweiterung ihres Klosters brauchten. Kaiser Ferdinand II. übergab das Haus in der Weihburggasse am 18. Oktober 1622 dem Abt Ignaz von Lilienfeld mit der Zusicherung, dass alle mit dem früheren Hof der Lilienfelder vereinbarten Rechte und Privilegien auf den neuen Hof übertragen würden. Im 18. Jahrhundert wollte der Abt fließendes Wasser aus der "kaiserlichen Wasserkunst", das ihm wie auch dem Bischof gratis zustehe. Die Kosten für die Verlegung der Wasserleitung mussten das Kloster und der Bischof bis zur Kärntner Straße zu gleichen Teilen und von der Kärntner Straße bis zu ihrem Hof das Kloster allein bezahlen.

Gegen Mitte des 18. Jahrhunderts ließ Abt Dominik Peckenstorfer den alten Hof abtragen und einen neuen und prunkvolleren errichten. Die Kosten für den 1769 fertig gestellten Bau beliefen sich auf 120.000 Gulden, wobei die vom Stift bereitgestellten Mengen an Holz und Eisen in dieser Summe nicht enthalten waren. Dafür musste Peckenstorfer stiftliche Einkommen verpfänden, Schuldbriefe ausstellen und sogar vom Waisenamt Geld aufnehmen. In der Folgezeit hielt sich Peckenstorfer fast nur mehr in seinem neugebauten Wiener Hof auf. Als er nach Lilienfeld zurückkehrte, wurde ihm die Verwaltung der Temporalien entzogen und ein Melker Benediktiner als Kommendaturabt eingesetzt. Seine Berichte an die Regierung führten dazu, dass das Kloster unter Joseph II. für erloschen erklärt wurde.

Unter Leopold II. wurde das Kloster wiederhergestellt, erreichte aber nicht mehr den alten Glanz. Um die Ausgaben des Staates durch die Koalitionskriege (siehe Napoleon I.) finanzieren zu können, wurde zuerst das Silber der Klöster eingezogen. Danach wurden die Klöster aufgefordert, entbehrliche Realitäten zu verkaufen und den Erlös dem Staat gegen Schuldscheine zur Verfügung zu stellen. Diesem Aufruf folgte auch das Kloster Lilienfeld, deren Wiener Hof 1811 um 260.000 Gulden versteigert wurde. Laut Wilhelm Maximilian Kisch wurde das Geld jedoch für den Wiederaufbau des abgebrannten Klosters benötigt. Der damalige Abt Ladislav Pyrker von Felsö-Eör konnte jedenfalls erreichen, dass das Geld sofort ausbezahlt wurde und nicht zur Tilgung der Waisenhausschulden verwendet wurde. 1816 kaufte er dafür die "k.k. priviligierte Glasfabrik" in Türnitz und Annaberg mit einer Niederlassung in Wien.

Der neue Besitzer, Karl Graf Strachwitz, ließ den Hof 1818 um einen Zubau erweitern. 1905 wurde das Gebäude vom "Pensionsinstitut der Angestellten der Donaudampfschifffahrtsgesellschaft" erworben. Nachdem es 1911 wieder in Privathand gekommen war, wurde es abgetragen und durch ein Zinshaus nach Plänen von Ignaz Nathan Reiser ersetzt. Da gleichzeitig die Liliengasse verbreitert wurde, schrumpfte die Grundfläche von 1073 auf 767 Quadratmeter. 1941 wurde es aufgrund der Verordnung zum Reichsbürgergesetz vom 25. November 1941 dem Deutschen Reich (Reichsfinanzverwaltung) einverleibt und 1947 einem der beiden vormaligen Besitzer zurückgegeben.


Gewerbe und Firmen innerhalb des Hauses im Laufe der Jahre


Literatur

  • Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Menschen und Kultur. Band 5, 1. Teil. Wien ²1955 (Manuskript im WStLA), S. 57-60