Johannes Mario Simmel
Johannes Mario Simmel, * 7. April 1924 Wien, † 1. Jänner 2009 Luzern, Schriftsteller.
Biografie
Johannes Mario Simmel wurde als Sohn hamburgischer Eltern in Wien geboren. Sein jüdischer Vater Walter war Chemiker, seine Mutter Lisa (geb. Schneider) Lektorin bei der Filmgesellschaft Wien-Film. Obwohl der Vater vor den Nationalsozialisten nach England floh, maturierte Simmel in Wien und absolvierte anschließend eine Ausbildung zum Chemieingenieur. 1943 wurde er im kriegswichtigen Elektrokonzern Kapsch dienstverpflichtet, während nahezu alle Verwandten väterlicherseits ermordet wurden. Simmel selbst musste im Jänner 1945 untertauchen. "Der Nationalsozialismus ist mein Lebenstrauma", sagte er einmal.
Nach dem Krieg war Simmel zunächst als Dolmetscher der US-Militärregierung für Österreich, daneben als freier Übersetzer tätig. Ab 1948 arbeitete er als Journalist bei der "Welt am Abend", für die er vor allem Filmkritiken und Feuilletons verfasste. 1950 übersiedelte Simmel nach München und nahm eine Stellung bei der Illustrierten "Quick" an, wo er als Reisereporter unter mehreren Pseudonymen Reportagen veröffentlichte. In dieser Zeit war er auch schon für den Film als Drehbuchautor erfolgreich, bis 1962 verfasste er – allein oder gemeinsam mit anderen – 22 Drehbücher, unter anderem für die Regisseure Willi Forst und Robert Siodmak.
Simmel begann früh mit seiner schriftstellerischen Produktion. Die erste Arbeit auf diesem Gebiet war der Novellenband "Begegnung im Nebel", der 1947 beim Wiener Zsolnay Verlag herauskam. Dort erschienen auch die beiden nächsten Werke "Mich wundert, dass ich so fröhlich bin" (1949) und "Das geheime Brot" (1950), die in Wien am Ende des Zweiten Weltkriegs bzw. in der frühen Nachkriegszeit spielen. Nach einigen nicht so erfolgreichen Büchern begründeten dann die Romane "Affäre Nina B." (1958) und vor allem "Es muß nicht immer Kaviar sein" (1960, zuerst als Fortsetzungsroman in der "Quick" erschienen) den schriftstellerischen Ruhm Simmels und sicherten ihm seine Stellung als Bestsellerautor am Buchmarkt. Von seinen 35 Romanen sind als besonders erfolgreich hervorzuheben: "Lieb Vaterland magst ruhig sein" (1965), "Alle Menschen werden Brüder" (1967), "Und Jimmy ging zum Regenbogen" (1970), "Niemand ist eine Insel" (1975), "Hurra, wir leben noch" (1978) und "Liebe ist die letzte Brücke" (1999). Viele seiner Bücher wurden auch verfilmt, teils mit großem Erfolg. Seit seiner Etablierung als freiberuflicher Schriftsteller konnte Simmel eine Gesamtauflage von über 73 Millionen Exemplaren in etwa 30 Sprachen erzielen, was ihn zu einem der erfolgreichsten und meistgelesenen Autoren aller Zeiten macht. Die Begeisterung des Wiener Lesepublikums für Simmel wird durch die Gratisbuch-Aktion "Eine Stadt. Ein Buch" im Jahr 2004 belegt: Die 100.000 Exemplare seines Nachkriegsromans "Das geheime Brot" waren bereits "nach zwei Tagen fast vergriffen".
Literatur
- Friedbert Aspetsberger [Hg.]: Johannes Mario Simmel lächelt. Innsbruck / Wien: Studien-Verlag 1999 (Schriftenreihe Literatur des Instituts für Österreichkunde, 6)
- Hendrik Werner: Johannes Mario Simmel – geschmäht, aber gelesen. In: Die Welt, 02.01.2009
- Hannes Hintermeier: Der Vorarbeiter in der Bewußtseinsindustrie. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 03.01.2009
- Peter Pisa: Keine Spur mehr von Nächstenliebe. Nachruf Johannes Mario Simmel. In: Kurier, 03.01.2009
- Simmel-Gratisbuch "Das geheime Brot" nach zwei Tagen fast vergriffen. URL: http://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20041118_OTS0149/simmel-gratisbuch-das-geheime-brot-nach-zwei-tagen-fast-vergriffen [Stand: 04.05.2016]
- Wienbibliothek im Rathaus/Tagblattarchiv: Simmel, Johannes Mario. 3 Bände [Sign.: TP 045028]