Ferdinand Raimund

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Ferdinand Raimund (Kupferstich von Ludwig Michalek nach einem Portrait von Johann Baptist Lampi)
Daten zur Person
PersonennameName der Person im Format Nachname, Vorname Raimund, Ferdinand
Abweichende NamensformAlternative Formen des Namens wie z.B. Pseudonyme oder Mädchennamen im Format Nachname, Vorname Raimann, Ferdinand Jakob
TitelAkademische Titel (abgekürzt), Amtstitel, Adelstitel
Geschlecht männlich
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  21634
GNDGemeindsame Normdatei 118597914
Wikidata Q45025
GeburtsdatumDatum der Geburt 1. Juni 1790
GeburtsortOrt der Geburt Wien 4066009-6
SterbedatumSterbedatum 5. September 1836
SterbeortSterbeort Pottenstein 4103251-2
BerufBeruf Dramatiker, Schauspieler
ParteizugehörigkeitAngabe der Partei (bei PolitikerInnen)
EreignisEreignis, mit dem die Person in Verbindung gebracht wird
Nachlass/Vorlass Wienbibliothek im Rathaus
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki  Langes 19. Jahrhundert, Theater, Schauspieler, Raimunddenkmal, Raimundgasse, Raimund-Geburtshaus, Raimundtheater (Institution), Theater in der Josefstadt (Institution), Leopoldstädter Theater, Carltheater, Ferdinand Raimund (Bestände)
RessourceUrsprüngliche Ressource  Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
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Letzte Änderung am 24.05.2024 durch WIEN1.lanm09kka
BestattungsdatumDatum der Bestattung 
FriedhofFriedhof, auf dem eine Person begraben wurde Friedhof Gutenstein
Grabstelle
BildnameName des Bildes Ferdinandraimund.jpg
BildunterschriftInformation, die unterhalb des Bildes angezeigt werden soll Ferdinand Raimund (Kupferstich von Ludwig Michalek nach einem Portrait von Johann Baptist Lampi)
  • 6., Mariahilfer Straße 45 (Geburtsadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Ferdinand Raimund (eigentlich Ferdinand Jakob Raimann), * 1. Juni 1790 Wien, † 5. September 1836 Pottenstein (Niederösterreich), Dramatiker, Schauspieler.

Biografie

Raimund wurde 1790 als Sohn des Drechslermeisters Jakob Raimann im Haus Mariahilf 10 („Zum goldenen Hirschen“; 6., Mariahilfer Straße 45; Gedenktafel seit 1872) geboren. 1804 wurde er Zuckerbäckerlehrling und kam als Verkäufer von Erfrischungen und Süßigkeiten im Burgtheater mit der Theaterwelt in Berührung. Ab 1808 war er Schauspieler einer Wandertruppe in Preßburg (Bratislava) und Ödenburg (Sopron). Am 13. Mai 1814 debütierte er am Theater in der Josefstadt als Franz Moor, spielte von 1817 bis 1830 am Leopoldstädter Theater, wo er ab 1821 als Spielleiter arbeitete und von 1828 bis 1830 auch die Direktion übernahm. Ab 1823 hatte er als Dramatiker mit seinen Zauberspielen großen Erfolg. Er selbst galt als bester Darsteller der von ihm geschaffenen Hauptrollen. Das Stück „Die Unheil bringende Krone“ war allerdings 1829 ein Misserfolg, was zum Auslaufen des Vertrags mit dem Leopoldstädter Theater führte. Ab 1830 gab Raimund nur noch Gastspiele, er konnte es sich offensichtlich leisten, auf ein festes Engagement zu verzichten.

Er spielte in der Folge an den großen Bühnen in Prag, Berlin, München und Hamburg, und auch in Wien trat er nur noch als freischaffender Schauspieler auf. Die Uraufführung seines letzten „Original-Zaubermärchens“, „Der Verschwender“, im Februar 1834 am Theater in der Josefstadt wurde ein großer Erfolg (42 Aufführungen in zwei Monaten). Nach mehrjähriger Schreibpause waren die Wiener Theatergänger gespannt auf das neue Stück des Publikumslieblings. Raimund agierte hier ein weiteres Mal als Dramatiker, Schauspieler und Regisseur in Personalunion.

1820 heiratete er Luise Gleich, eine Soubrette und Tochter des Possendichters Joseph Alois Gleich. Die Ehe wurde 1822 geschieden. Danach lebte er mit seiner Jugendliebe Antonie Wagner in Lebensgemeinschaft zusammen, 1819 hatten Wagners wohlhabende Eltern eine Heirat der beiden unterbunden. 1834 zog er sich mit „Toni“ in das niederösterreichische Gutenstein zurück, er litt unter Depressionen. Im Gutenstein benachbarten Ort Pernitz kaufte er sich eine klassizistische Villa (die nach seinem Tod Antonie Wagner erbte). Am 30. August 1836 beging er aus Angst vor einer Infektion mit Tollwut einen Suizidversuch, an dessen Folgen er (im Gasthof „Zum goldenen Hirschen“ in Pottenstein) starb. Die Beisetzung erfolgte auf dem Bergfriedhof Gutenstein.

Theaterschaffen

Acht Bühnenstücke Raimunds sind erhalten, man kann davon ausgehen, dass dies sein dramatisches Werk umfasst: „Der Barometermacher auf der Zauberinsel“ (1823), „Der Diamant des Geisterkönigs“ (1824), „Der Bauer als Millionär“ (1826), „Moisasurs Zauberfluch“ (1827), „Der Alpenkönig und der Menschenfeind“ (1828), „Die gefesselte Phantasie“ (1828), „Die unheilbringende Krone“ (1829), „Der Verschwender“ (1834). Mit dieser geringen Zahl an Theaterstücken hebt sich Raimund stark von den Vielschreibern seiner Zeit wie Karl Meisl, Joseph Alois Gleich oder Adolf Bäuerle ab. Zugleich setzte sich Raimund als Schauspieler und Regisseur sehr wohl intensiv mit Stücken der Genannten auseinander, wie zahlreiche überlieferte „Einlagen“ (Überarbeitungen, Umstellungen, Regieanweisungen) in Stücktexte belegen.

Raimunds Leben und Theaterschaffen war – nicht zuletzt bedingt durch die schlechte Quellenlage – stets unterschiedlichen Stilisierungen ausgesetzt. Meist wird seine Karriere „als kleinbürgerliche Aufstiegsgeschichte eines Drechslersohns beschrieben, der durch harte Arbeit an seiner Kunst vom Laiendarsteller und Kopisten zu einem über die Grenze der Habsburgermonarchie hinaus erfolgreichen Dichter avancierte“.[1] Hinzu kommt die Einordnung seiner Stücke in ein biedermeierliches Alt-Wien. Die Raimund-Forschung der letzten Jahrzehnte hat sich angesichts des heterogenen und facettenreichen Œuvres vom Bild des naiv-sentimentalen Biedermeier-Dichters längst verabschiedet und seine Stücke als sozialgeschichtliche Quellen herangezogen und Raimund als Theaterpraktiker (und Geschäftsmann) in den Mittelpunkt gestellt. Raimund arbeitete präzise an der Umsetzung der Stücke auf die Bühne, den erhaltenen Dokumenten kann man seine Arbeit als Dramaturg und Regisseur entnehmen, zugleich lässt sich daran viel über die Produktionsbedingungen der Stücke am Vorstadttheater der 1820er und 1830er Jahre erfahren.

Raimund griff in seinen Inszenierungen auf alle Möglichkeiten der Theatermaschinerie seiner Zeit zurück – mit ein Grund des Erfolgs beim Publikum. Dazu gehört der hohe Musikanteil in der Originalgestalt seiner Theaterstücke. Die Komponisten der Schauspielmusiken waren Joseph Drechsler, Conradin Kreutzer, Wenzel Müller und Philipp Jacob Riotte. In der Wienbibliothek im Rathaus finden sich Materialien zu diesen Bühnenmusiken sowie mit dem Raimund-Bestand die Originalhandschriften („Konzepte“) der acht Theaterstücke.

Siehe auch: Raimunddenkmal, Raimundgasse, Raimund-Geburtshaus, Raimundtheater

Quellen

Literatur

  • Matthias Mansky: Theaterpraktiker und Geschäftsmann – neue Perspektiven der Raimund-Forschung. In: Nestroyana. Blätter der Internationalen Nestroy-Gesellschaft, Nr. 43 (2023), S. 29–43
  • Matthias Mansky: „Ich bin ein Wesen leichter Art, / Ein Kind mit tausend Launen ...“ Reflexionen über Kunst und Poesie in den Werken Ferdinand Raimunds. In: Nestroyana. Blätter der Internationalen Nestroy-Gesellschaft, Nr. 43 (2023), S. 98–117
  • Ferdinand Raimund: Das Mädchen aus der Feenwelt oder Der Bauer als Millionär. Hg. v. Matthias Mansky. Stuttgart: Reclam 2023
  • Ferdinand Raimund: Moisasurs Zauberfluch; Der Alpenkönig und der Menschenfeind (Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe, Band 3, hg. v. Johann Sonnleitner und Friedrich Walla). Wien: Zsolnay 2021
  • Ferdinand Raimund: Der Verschwender. Hg. v. Matthias Mansky. Stuttgart: Reclam 2021
  • Ferdinand Raimund: Das Mädchen aus der Feenwelt oder Der Bauer als Millionär; Die gefesselte Fantasie (Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe, Band 2, hg. v. Johann Hüttner). Wien: Deuticke 2018
  • Ferdinand Raimund: Der Barometermacher auf der Zauberinsel; Der Diamant des Geisterkönigs (Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe, Band 1, hg. v. Jürgen Hein und Walter Obermaier). Wien: Deuticke 2013
  • Ulrike Tanzer: Gezähmte Gefühle. Ernst von Feuchtersleben und Ferdinand Raimund. In: Antja Arnold / Walter Pape (Hg.): Emotionen in der Romantik. Repräsentation, Ästhetik, Inszenierung. Berlin: 2012, S. 99–111
  • Ian F. Roe: Stategies of Comedy in Raimund’s „Der Alpenkönig und der Menschenfeind“. Tradition and Innovation. In: Modern Language Review, Nr. 105 (2010), S. 761–776
  • Hubert Christian Ehalt / Jürgen Hein (Hg.): „besser schön lokal reden als schlecht hochdeutsch“. Ferdinand Raimund aus neuer Sicht. Wien: Lehner 2006
  • Jürgen Hein / Claudia Meyer: Ferdinand Raimund. Der Theatermacher an der Wien. Ein Führer durch seine Zauberspiele. Wien: Lehner 2004
  • Christian Tillinger: Ferdinand Raimund. das Werden einer Persona non grata. Aspekte der Forschungsgeschichte und Biographie. In: Maske und Kothurn, Nr. 46 (2001), S. 49–76
  • Renate Wagner: Ferdinand Raimund. Eine Biographie. Wien: Kremayr & Scheriau 1985
  • Wilhelm Ast / Hiltraud Ast: Ferdinand Raimund und Gutenstein. Gutenstein: Eigenverl. der Marktgemeinde Gutenstein [1975]
  • Franz Glück: Über einige Bildnisse Ferdinand Raimunds. In: Historisches Museum der Stadt Wien [Hg.]: Studien aus Wien. Wien: Jugend und Volk 1957 (Wiener Schriften, 5), S. 169–184
  • Gustav Gugitz: Zu Ferdinand Raimunds Leben. Unbekanntes aus dem WStLA. In: Wiener Geschichtsblätter, Band 12, 1957 (Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien), S. 54 ff.
  • Gustav Gugitz: Die Ehetragödie Ferdinand Raimunds. Nach den unveröffentlichten Akten des Wiener Stadtgerichtes im Archiv der Stadt Wien. Wien: Wiener Bibliophilen-Gesellschaft 1956
  • Ferdinand Raimund. Leben und Werk. Gedächtnisausstellung in Gutenstein zu seinem 120. Todestag [Ausstellungskatalog]. Wien: Niederösterr. Landesmuseum 1956
  • Ferdinand Raimund: Sämtliche Werke. Historisch-kritische Säkularausgabe in sechs Bänden, hg. v. Fritz Brukner und Eduard Castle. Wien: Schroll 1924-1934


Ferdinand Raimund im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Matthias Mansky: Theaterpraktiker und Geschäftsmann, S. 30.