Katharina Fröhlich
Katharina Fröhlich, * 10. Juni 1800 (Taufdatum) Wien, † 3. März 1879 Wien, Pianistin, Sängerin, Mäzenin, Stifterin, Nachlassverwalterin.
Biografie
Katharina Fröhlich war die dritte der vier Töchter von Mathias Fröhlich und dessen Ehefrau Barbara, geborene Mayer. Der aus dem niederösterreichischen Pottendorf stammende Vater zog um 1790 auf die Wieden. Ab 1811 wohnte die Familie in der Singerstraße 18, ab 1826 in der Spiegelgasse 21.
Die vier Fröhlich-Schwestern wuchsen in einem gutbürgerlichen, von Kunst und Kultur geprägten Umfeld auf und erhielten schon als Kinder Unterricht im Klavierspielen und Gesang. Überliefert ist, dass Katharina Fröhlich eine ausgezeichnete Pianistin und Sängerin sowie eine talentierte Schauspielerin war. Von 1815 bis in die 1820er Jahre scheint sie als "Ausübendes Mitglied" der Gesellschaft der Musikfreunde auf. Von wenigen Ausnahmen abgesehen, trat sie allerdings fast ausschließlich im privaten Kreis auf.
Anders als ihre Schwestern Anna und Josephine Fröhlich, die als Sängerinnen Karriere machten und für das Familieneinkommen sorgten, war Katharina Fröhlich nicht berufstätig. Sie führte in erster Linie den gemeinsamen Haushalt der drei unverheiratet gebliebenen Schwestern. Barbara Fröhlich war ab 1825 mit dem Hofkanzlisten Ferdinand Bogner verheiratet und lebte mit ihm und dem gemeinsamen Kind in einer eigenen Wohnung. Katharina Fröhlich begleitete ihre beiden Schwestern aber auch auf Konzertreisen und unterstützte sie bei künstlerischen und organisatorischen Belangen.
Im Winter 1820/1821 lernten die Schwestern Fröhlich Franz Grillparzer im Hause des Bankiers Johann Heinrich Geymüller (1754–1824) kennen. Anna Fröhlich war dort als Klavierlehrerin der Geymüllerschen Töchter tätig. 1821 verlobten sich Katharina Fröhlich und Franz Grillparzer, zu einer Heirat kam es allerdings nie. In die (Literatur)Geschichte fand Fröhlich daher etwas unrühmlich als seine "ewige Braut" Eingang. Grillparzer nahm in mehreren Gedichten und Dramen auf Katharina Fröhlich Bezug. Auch wenn die Beziehung zwischen den beiden von Beginn an von schwierigen Phasen und Zweifeln geprägt war, sollten sie einander bis zum Tod des Schriftstellers 1872 verbunden bleiben. Grillparzer bewohnte ab 1849 einen Raum in der Wohnung der Schwestern und wurde von ihnen bis zu seinem Lebensende betreut.
Bereits im Todesjahr des Schriftstellers stiftete Katharina Fröhlich den Grillparzerpreis. 1878 vermachte sie der Stadt Wien den Nachlass Grillparzers, welcher durch den Gemeinderatsbeschluss vom 21. Juni 1878 über die Annahme der Schenkung sowie nach Katharina Fröhlichs Tod und der Testamentsvollstreckung am 15. Dezember 1879 in den Besitz der Stadt kam. Diese Schenkung legte den Grundstein der Handschriftensammlung der Wienbibliothek im Rathaus. Die Ausstattung des von Grillparzer bewohnten Zimmers im Haus von Fröhlich befindet sich im Wien Museum.
Die "Schwestern-Fröhlich-Stiftung zur Unterstützung bedürftiger hervorragender schaffender Talente auf dem Gebiete der Kunst, Literatur und Wissenschaft" wurde nach dem Ableben der letzten Schwester, Anna Fröhlich, konstituiert. Zu deren Stipendiatinnen und Stipendiaten zählten etwa Marie Eugenie Delle Grazie, Hans Mauer und viele mehr.
Katharina Fröhlich wurde am Hietzinger Friedhof bestattet. In der Familiengruft fanden auch ihre Eltern, ihre drei Schwestern sowie ihr Schwager Ferdinand Bogner und ihr Neffe Wilhelm Bogner ihre letzte Ruhestätte. Seit 1922 handelt es sich dabei um eine ehrenhalber auf Friedhofsdauer gewidmete Gruft.
Quellen
- Matricula Online: Taufbuch der Pfarre St. Karl Borromaeus, Signatur: 01-04, folio 28r-19v
- Matricula Online: Sterbebuch der Pfarre St. Augustin, Signatur: 03-09, folio 169
- Schenkung des Nachlasses von Franz Grillparzer (WStLA, Hauptarchiv-Akten Persönlichkeiten, A1: G8.4)
- Wienbibliothek Digital: Katharina Fröhlich
- Wienbibliothek im Rathaus: Sammlung Katharina Fröhlich
Literatur
- Ilse Korotin [Hg.]: biografiA. Lexikon österreichischer Frauen. Band 1: A-H. Wien / Köln / Weimar: Böhlau 2016, S. 935 f.
- Johanna Blaha: Die Schwestern Fröhlich. Diss. Univ. Wien. Wien 2002
- Lexikon der Frau in zwei Bänden. Zürich: Encyclios Verlag 1953-1954
- Marie von Ebner-Eschenbach: Meine Erinnerungen an Grillparzer. Wien: Bergland-Verlag 1955 (Österreich-Reihe, 5)
- Österreichisches biographisches Lexikon 1815–1950. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften / Wien/Graz: Böhlau 1954-lfd.
- Ann Tizia Leitich: Die Wienerin. Stuttgart: Franckh 1939, S. 164 ff.
- Max Preis: Grillparzers ewige Braut. Berlin 1922
- Hermine Cloeter: Häuser und Menschen von Wien. 1920, S. 140
- Joseph August Lux: Grillparzers Liebesroman. Die Schwestern Fröhlich. Roman aus Wiens klassischer Zeit. Berlin: Bong 1912
- Ingeborg Harer: Katharina Fröhlich. In: MUGi. Musik und Gender im Internet [Stand: 18.01.2022]
Weblinks
- Literatur von und über Katharina Fröhlich finden Sie im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.
- YouTube:Katharina Fröhlich und ihre Schwestern – ewige Zuschreibungen, Sisterhood und weibliche Kreativität. Eine Veranstaltung der Wienbibliothek im Rathaus zum Internationalen Frauentag am 8. März 2022