Josefine (Pepi) Fröhlich, * 12. Dezember 1803 Wieden (Vorstadt), † 7. Mai 1878 Wien, Sängerin, Gesangslehrerin, Komponistin.
Biografie
Josefine Fröhlich, genannt Pepi, war die jüngste Tochter von Mathias Fröhlich (1756–1843) und dessen Ehefrau Barbara (1767-1841), geborene Mayr. Sie kam in der Wiedner Vorstadt im Haus Nummer 7 zur Welt. Ihr Vater war zu diesem Zeitpunkt als "privilegierter Weineinschlagmacher" tätig.
Die vier Fröhlich-Schwestern Anna, Barbara, Katharina und Josefine wuchsen in einem gutbürgerlichen, von Musik geprägten Umfeld auf und erhielten vermutlich schon als Kinder Unterricht im Klavierspielen und Gesang. Die künstlerisch begabten jungen Frauen bildeten einen Mittelpunkt im bürgerlichen Wiener Kulturleben und prägten es entscheidend mit. Zu ihren Freunden und Bekannten zählten etwa Franz Grillparzer, Franz Schubert, die Familien Sonnleithner und Kiesewetter. Ab den 1860er Jahren waren sie auch mit Marie von Ebner-Eschenbach befreundet. Sowohl Schubert als auch Grillparzer schufen Werke für Josefine Fröhlich.
Bereits ab 1815 schien Josefine Fröhlich im Mitglieder-Verzeichnis der Gesellschaft der Musikfreunde als ausübendes Mitglied auf. Ungefähr ab diesem Zeitpunkt trat sie gemeinsam mit ihren Schwestern Anna und Barbara bei den musikalischen Abenden der Familie Sonnleithner auf. Auch bei anderen Veranstaltungen im privaten bzw. halböffentlichen Bereich trug sie Lieder vor. Josefine Fröhlich wurde in den Jahren 1819 bis 1821 von ihrer zehn Jahre älteren Schwester Anna an der Singschule der Gesellschaft der Musikfreunde unterrichtet. Später wurde sie vom italienischen Sänger Giuseppe Siboni ausgebildet. Am 12. Juni 1821 debütierte sie als "Constanze" in Mozarts "Entführung aus dem Serail" am Kärntnertortheater. 1823 folgte sie Giuseppe Siboni nach Kopenhagen, wo sie an der Kopenhagener Oper engagiert war und später zur königlich-dänischen Kammersängerin ernannt wurde. In Kopenhagen feierte sie ihre größten Erfolge als Sängerin. Sie trat aber auch in Schweden auf. Weitere Rollenangebote führten sie zudem an die Opernhäuser in Dresden, Prag, Venedig und Mailand. Auf ihren Reisen wurde sie häufig von ihrem Vater oder ihrer Schwester Katharina begleitet. Nach einigen Jahren, in denen sie primär im Ausland gewirkt hatte, kam sie Anfang der 1830er Jahre wieder nach Wien und zog sich von der Bühne zurück. Weshalb sie ihre Opernkarriere aufgab, ist unklar. Fortan arbeitete sie in Wien als Gesangs- und Klavierpädagogin, zu ihren Schülerinnen zählte beispielsweise Marie von Najmájer. Damit trug sie wie ihre älteste Schwester Anna maßgeblich zum Lebensunterhalt der drei unverheirateten Frauen, die gemeinsam in der Spiegelgasse 21 lebten, bei. Ab 1849 bis zu seinem Tod gehörte auch Franz Grillparzer dem Haushalt der drei Schwestern Fröhlich an.
Im Rahmen diverser musikalischer Veranstaltungen trat sie auch nach ihrem Bühnenabschied als Sängerin in Erscheinung. Ihr Repertoire umfasste Rollen aus Opern von Mozart und Rossini sowie Arien von heute zum Teil weniger bekannten Komponisten. Im privaten bzw. halböffentlichen Bereich dürfte sie häufig Franz Schubert vorgetragen haben.
Ab den 1840er Jahren widmete sich Josefine Fröhlich auch der Komposition. 1854 beteiligte sie sich mit dem Werk "Erinnerung", der Vertonung eines Grillparzer-Textes, als eine von insgesamt fünf Komponistinnen an der "Huldigung der Tonsetzer Wiens", einem Hochzeitsgeschenk für das Kaiserpaar. Ihr kompositorisches Schaffen ist durch einzelne Werke dokumentiert, die sich in der Wienbibliothek im Rathaus befinden. Denkbar ist, dass sie im eigenen Zuhause oder im Hause der Familie Sonnleithner zur Aufführung gelangten.
Josefine Fröhlich wurde am Hietzinger Friedhof bestattet. In der Familiengruft fanden auch ihre Eltern, ihre drei Schwestern sowie ihr Schwager Ferdinand Bogner und ihr Neffe Wilhelm Bogner ihre letzte Ruhestätte. Seit 1922 handelt es sich dabei um eine ehrenhalber auf Friedhofsdauer gewidmete Gruft.
Quellen
- Matricula Online: Taufbuch der Pfarre St. Karl Borromaeus, Signatur: 01–04, folio 121 verso–122 recto
- Matricula Online: Sterbebuch der Pfarre St. Augustin, Signatur: 03–09, folio 161
- Bewilligung des Titels "königl. Dänische Kammersängerin" durch den Kaiser, Wiener Zeitung, 08.04.1830, S. 1
- Josepha Fröhlich. Erinnerung. T: Grillparzer (für eine Singstimme mit Pianoforte-Begleitung). In: Huldigung der Tonsetzer Wiens an Elisabeth Kaiserin von Österreich (Wien 1854). Autograph ÖNB. Erstdruck in Reproduktion der Originalhandschriften, veröffentlicht von Günter Brosche. Graz-Austria 1987 (DTÖ 142-144). S. 58
- Wienbibliothek Digital: Josefine Fröhlich
Literatur
- Ingeborg Harer: Josephine Fröhlich. In: MUGi. Musik und Gender im Internet [Stand: 21.02.2022]
- Ilona Pichler: Die Schwestern Fröhlich im Wiener Musikleben zu Beginn des 19. Jahrhunderts, Masterarbeit, Paris-Lodron-Universität Salzburg 2017 [Stand: 21.02.2022]
- Johanna Blaha: Die Schwestern Fröhlich. Diss. Univ. Wien. Wien 2002
- Eva Marx / Gerlinde Haas: 210 österreichische Komponistinnen vom 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Ein Lexikon. Salzburg: Residenz Verlag 2001, S. 153–156
- Wilhelm Kosch: Deutsches Theaterlexikon. Biographisches und bibliographisches Handbuch. Wien: F. Kleinmayr. 1953
- Österreichisches biographisches Lexikon 1815–1950. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften / Wien/Graz: Böhlau 1954-lfd.
- Hugo Riemann: Riemann Musiklexikon. Mainz: Schott 1959-1961