Messestiftung

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Messestiftung (Messstiftung; lateinisch beneficium = Wohltat). Sie bestand darin, dass der Stifter (Einzelperson oder Körperschaft) einen Vermögenswert (Haus, landwirtschaftliches Grundstück, Barkapital) widmete, aus dessen Erträgnissen (Miet-, Grund- oder Kapitalzinsen, Ernteerlös) ein Geistlicher unter der Bedingung besoldet wurde, dass er an einem bestimmten Altar zu bestimmten Terminen zum Seelenheil des Stifters und allenfalls seiner Familienangehörigen beziehungsweise der Mitglieder einer Korporation eine Messe las. Das Patronat (das heißt die Betrauung eines bestimmten Geistlichen und seine Einweisung in den Genuss des Stiftungsvermögens) wurde entweder vom Stifter und seinen allfälligen Nachkommen ausgeübt beziehungsweise wurde es an den Landesfürsten, den Bischof, einen Klostervorsteher oder die Gemeinde Wien übertragen. In Wien waren Messestiftungen besonders im Mittelalter verbreitet; an den meisten der fast 300 Altäre, die es um 1500 in Wiens Kirchen und Kapellen gab, waren eine Messestiftung oder mehrere Messestiftungen errichtet worden. Hinsichtlich, der zugewandten Vermögenswerte unterschied man zwischen unbehausten Benefizien, die nur über Kapital und landwirtschaftliche Grundstücke verfügten, und behausten Benefizien, deren Inhaber ein zur Stiftung gehörendes Haus bewohnen und nutzen konnten. Als sich im zweiten Viertel des 16. Jahrhunderts Luthers Reformation in Wien rasch ausbreitete, verfielen viele Messestiftungen (vor allem aus zunehmendem Mangel an Geistlichen). Ferdinand I. legte daher 1556 eine Anzahl behauster Benefizien samt ihren Vermögen zusammen, unbehauste ließ er in der allgemeinen Dotierung bestimmter Kirchen und Klöster aufgehen. Im Zuge der Gegenreformation erlebten die Messestiftungen in Wien im 17. und 18. Jahrhundert einen neuen Aufschwung. Durch die kirchlichen Reformen Josephs II. (Kloster- und Kapellenaufhebungen, Auflösung der Bruderschaften) wurden sie neuerlich empfindlich reduziert. Auch später erreichten sie ihre einstige Vielzahl nicht mehr.

Literatur

  • Joseph Kopallik: Regesten zur Geschichte der Erzdiözese Wien 2, S. 117 ff.