Michael Lukacs
Michael Lukacs * 29. September 1887 Salgótarján (Ungarn), † unbekannt [wahrscheinlich Rio de Janeiro (Brasilien)], Juwelier, Sportfunktionär.
Biografie
Der in Ungarn geborene Michael Lukacs kam in jungen Jahren nach Wien. Er eröffnete ein Juweliergeschäft in der Kärntner Straße. Zumindest ab 1926 war er Mitglied des Fußballklubs Austria. Nach außen trat er als Vorstandsmitglied wenig in Erscheinung.
Immerhin ist diese Notiz zu finden: "In Begleitung der Austria befanden sich außer dem Präsidenten Medizinalrat Dr. Schwarz und Gattin auch die Vorstandsmitglieder des Vereines, die Herren Sass, Bauer und Medina, ferner Bundeskapitän Meisl und der in Wien lebende begeisterte ungarische Sportsmann Juwelier Lukacs, der übrigens zum engeren Austria-Anhang gehört."[1]
Zeigen lässt sich außerdem eine direkte Verbindung seines Sportnetzwerkens mit der beruflichen Tätigkeit. So schrieb das Sport-Tagblatt: "Für die zentraleuropäische Cup-Konkurrenz wurden dem Sportfreund und Juwelier Michael Lukacs künstlerisch ausgeführte goldene Medaillen geliefert."[2] Den Goldpokal für Schwarz nach dem Mitropa-Cupsieg 1936 ließ Lukacs mit einer Gravur versehen. Und wenige Monate später, als eine Hugo-Meisl-Gedächtnisplakette gestiftet wurde, war zu lesen: "Michael Lukacs, ebenfalls ein treuer Freund des Verstorbenen, wurde mit der Durchführung der Arbeiten betraut […]".[3] Ob er damit Geld verdient oder es sich um ein Sponsoring gehandelt hat, bleibt allerdings im Dunkeln.
Im März 1938 hatte Michael Lukacs die Funktion eines Beisitzers inne, nach dem "Anschluss" wurde er als Jude – wie alle anderen Vorstandsmitglieder – vertrieben. Im Mai wurde Lukacs in Haft genommen und schwer misshandelt. Er musste den Verzicht auf sein Vermögen unterschreiben und nach seiner Entlassung im September das Land verlassen.
Lukacs ging zuerst nach Budapest und schaffte es schließlich über Italien nach Brasilien, wo er im März 1940 ankam und in Rio des Janeiro eine Import-Export-Firma aufbaute. Noch Ende der 1950er Jahre war er in seinem Betrieb tätig, wenn auch eingeschränkt, weil er an den Spätfolgen der Misshandlungen durch die Gestapo und andere nationalsozialistische Behörden litt.
Quellen
- WStLA, BPD Wien, Historische Meldeunterlagen, K3: Meldezettel Michael Lukacs
- OeStA, AdR, E-uReang AHF, Lukacs, Michael, 29.09.1887
- AT-OeStA/AdR E-uReang VVSt VA Buchstabe L 30763
Literatur
- Bernhard Hachleitner / Matthias Marschik / Rudolf Müllner / Johann Skocek: Ein Fußballverein aus Wien. Der FK Austria im Nationalsozialismus 193−1945. Wien [u. a.]: Böhlau 2018