Mignon Langnas
Mignon Langnas, * 1903 Boryslaw (Galizien), 8. November 1949 New York, Krankenschwester.
Biografie
Mignon Langnas wurde 1903 als Tochter des Kaufmannes Moses Rottenberg und seiner zweiten Frau Charlotte (geborene Schleifer) in eine jüdische Familie geboren. Ihr jüdischer Name, der im religiösen Kontext verwendet wurde, war Mamcze. Während des Ersten Weltkrieges flüchtet die Familie, zu der noch zwei Schwestern und drei Halbgeschwister aus der ersten Ehe des Vaters gehörten, aus Galizien nach Wien und ließ sich in der Leopoldstadt, dem Zentrum des Wiener Judentums, nieder.
1928 heiratete Mignon den ebenfalls aus Galizien stammenden Holzhändler Leon Hermann (Leo) Langnas. Die 1929 geborene Tochter Erika starb bereits im Kleinkindalter. 1933 kam die Tochter Manuela und 1935 der Sohn Georg auf die Welt. Nach dem sogenannten "Anschluss" bemühte sich Leo Langnas um ein Visum für die USA und gelangte auf langen Umwegen zunächst nach England.
Mignon Langnas blieb mit ihren Kindern zunächst in Wien, um ihre kranke Mutter zu pflegen. Damals begann sie ein Tagebuch zu schreiben, das zur wichtigsten Quelle für ihre Biografie werden sollte. Im November 1939 konnten die Kinder in die USA ausreisen, 1940 traf auch Leon Langnas in New York ein. Die in Wien zurückgebliebene Mignon Langnas entging einige Male nur knapp der Deportation. Auf Vermittlung eines Freundes begann sie eine Ausbildung zur Krankenschwester und war ab März 1941 Lernschwester im jüdischen Altersheim in der Malzgasse. Im Juni 1942 wurden die Insassen des Altersheimes deportiert, Mignon Langnas fand eine Anstellung im jüdischen Kinderspital. Eines der von ihr betreuten Kinder war der spätere Schriftsteller Robert Schindel.
Die Krankenschwester überlebte nur knapp einige Bombenangriffe und war eine der wenigen Jüdinnen, die das Kriegsende in Wien erlebten. Ihre Eltern waren inzwischen an Krankheiten verstorben und Mignon Langnas versuchte, zu ihrer Familie in die USA zu emigrieren. Fast ein Jahr war sie im Flüchtlingslager Deggendorf in Bayern untergebracht, bevor auch sie nach New York ausreisen konnte. Hier arbeitete sie in der kleinen Strickwarenfabrik, die ihr Mann aufgebaut hatte, mit, doch die wirtschaftliche Situation der Familie blieb angespannt. Mignon Langnas starb 1949 in New York. Sie wurde auf dem Friedhof Mount Pleasant in Hawthorne (NY) beigesetzt.
Literatur
- Kurt Bauer: Die dunklen Jahre. Politik und Alltag im nationalsozialistischen Österreich 1938 bis 1945. Frankfurt am Main: Fischer 2017
- Ilse Korotin [Hrsg.]: biografiA. Lexikon österreichischer Frauen. Band 2 I - O. Wien [u. a.]: Böhlau 2016
- Elisabeth Fraller / George Langnas [Hrsg.]: Mignon. Tagebücher und Briefe einer jüdischen Krankenschwester in Wien 1938 - 1949. Innsbruck [u. a.]: Studienverlag 2010