48° 12' 30.71" N, 16° 24' 35.10" E zur Karte im Wien Kulturgut
Der "Wigwam" (2., Prater), auch "Nordamerikanischer Wigwam" und "Indianisches Zelt" genannt, war ein Gastronomiebetrieb auf dem Gelände der Weltausstellung 1873, der von den New Yorker Restaurantbesitzern Boehm & Wiehl betrieben wurde, denen auch das amerikanische Buffet in der Rotunde sowie ein Kaffeehaus neben dem Pavillon der Neuen Freien Presse gehörte. Der Wigwam befand sich in der ersten Zone rund 500 Meter östlich des Haupteingangs in der Nähe des Waagner’schen Palmenhauses und des Musikpavillons und wurde unter anderem von der damals 15-jährigen Erzherzogin Marie Valerie besucht.
Das Zelt war aus geteerter Leinwand und mit Flaggen, Köchern, Lanzen, Masken und Schilden dekoriert und mit Federkronen, Lassos, Tomahawks, Skalps sowie Kriegern, Indianerhäuptlinge und Gauchos bemalt.
Rund um das Zelt befanden sich Tische und Stühle, im Inneren eine Bar. Das Personal bestand aus Afroamerikanern und Indianern, die in der Presse als „Wilde“, als kohlrabenschwarze „Mohrenbedienung“, Kellner „aus dem Nubier-Land“ etc. wahrgenommen wurden. Serviert wurden Gebäck, Eis und Früchte sowie Erfrischungsgetränke und Alkoholisches wie Ale, Brandy, Champagner, Gin, Milchpunsch, Wein und Cocktails, die mit zerstoßenem Eis, Ananasstücken beziehungsweise Orangen- und Zitronenscheiben zubereitet wurden.
Durch das Zurschaustellen des "Exotischen" gehörte der Wigwam - trotz Kritik in der zeitgenössischen Presse - zu den gut besuchten Höhepunkten der Weltausstellung. Zu einem Skandal und Untersuchungsausschuss führten Bestechungen bei der Vergabe der Konzessionen an die Restaurantbesitzer Boehm & Wiehl.