Otto Pötzl
- Ehrenpräsident der Gesellschaft für Psychotherapie
Otto Pötzl, * 29. Oktober 1877 Wien, † 1. April 1962 Wien, Psychiater.
Biografie
Der Sohn des Publizisten Eduard Pötzl studierte nach der Matura am Wiener Schottengymnasium Medizin an der Universität Wien, an der er 1901 zum Dr. med. promovierte. Im Anschluss wirkte er an der Psychiatrisch-Neurologische Universitätsklinik unter Leitung von Julius Wagner-Jauregg. 1903/1904 war er als Assistent an der Nervenheilanstalt Gugging und an der "Landesirrenanstalt am Brünnlfeld" tätig. 1905 kehrte er wieder zu Wagner-Jauregg zurück und habilitierte sich bei diesem 1911. 1919 avancierte Pötzl zum außerordentlichen Professor, 1922 zum Ordinarius für Psychiatrie an die Deutsche Universität Prag.
1928 kehrte Pötzl als Wagner-Jaureggs Nachfolger nach Wien zurück und leitete als Vorstand die Psychiatrisch-Neurologische Universitätsklinik bis zu seiner Pensionierung 1945. In dieser Zeit war Pötzl Mitglied der NSDAP und setzte sich für den an Maßnahmen der Euthanasie ("T4") maßgeblich beteiligten Kollegen Hans Bartha ein. Andererseits setzte er sich sehr für Sigmund Freud und die Psychoanalyse, als diese noch nicht anerkannt war.
Die wissenschaftliche Verdienste des Psychiaters sind unbestritten. Er versuchte seinen medizinischen Fachbereich interdisziplinär mit Biologie, Chemie, Physik, Psychotherapie, Mathematik und Kunstgeschichte zu verbinden. Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählten die Aphasie sowie optisch-agnostische Störungen, Großhirn und Farbenwelt, Traumbilder und -inhalte sowie Raum- und Zeitbildung im Gehirn des Menschen. Auch nach seiner Pensionierung blieb er wissenschaftlich aktiv.
Otto Pötzl wurde im Ehrengrab seines Vaters beigesetzt.
Literatur
- Hans Hoff: Professor Dr. Otto Pötzl - 75 Jahre. In: Wiener medizinische Wochenschrift 49 (1952), S. 971-972
- Hans Hoff: In memoriam Otto Pötzl. In: Wiener klinische Wochenschrift 6 (1962), S. 369-370
- Gerhard Harrer / Hans Hoff: Otto Pötzl zum Gedenken. In: Wiener klinische Wochenschrift 45/46 (1968), S. 826-827
- Wiener medizinische Wochenschrift 107 (1957), S. 928
- Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945? Frankfurt am Main: S. Fischer 2003, S. 467