Paul Flora

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Daten zur Person
PersonennameName der Person im Format Nachname, Vorname Flora, Paul
Abweichende NamensformAlternative Formen des Namens wie z.B. Pseudonyme oder Mädchennamen im Format Nachname, Vorname
TitelAkademische Titel (abgekürzt), Amtstitel, Adelstitel
Geschlecht männlich
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  34764
GNDGemeindsame Normdatei 118534025
Wikidata Q877382
GeburtsdatumDatum der Geburt 29. Juni 1922
GeburtsortOrt der Geburt Glurns
SterbedatumSterbedatum 15. Mai 2009
SterbeortSterbeort Innsbruck
BerufBeruf Maler, Graphiker
ParteizugehörigkeitAngabe der Partei (bei PolitikerInnen)
EreignisEreignis, mit dem die Person in Verbindung gebracht wird
Nachlass/Vorlass
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki 
RessourceUrsprüngliche Ressource  Gedenktage, Gedenktage-GW
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Letzte Änderung am 27.11.2023 durch WIEN1.lanm09krs
BestattungsdatumDatum der Bestattung 
FriedhofFriedhof, auf dem eine Person begraben wurde Friedhof Glurns
Grabstelle

Es wurden noch keine Adressen zu dieser Person erfasst!

Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Präsident des P.E.N.-Club Liechtenstein (2003 bis 2006)

  • Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt Wien in Gold (Verleihung: 1993)
  • Ehrenzeichen des Landes Tirol (Verleihung: 1959)
  • Großes Deutsches Bundesverdienstkreuz (Verleihung: 1985)
  • Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste (Verleihung: 1986)
  • Ehrenbürger der Stadt Glurns (Verleihung: 1992)
  • Ehrenbürger der Stadt Innsbruck (Verleihung: 2002)


Paul Flora, * 29.06.1922 Glurns (Südtirol), † 15. Mai 2009 Innsbruck, Maler, Grafiker.

Biografie

Paul Flora kam im Südtiroler Dorf Glurns nahe der Schweizer Grenze zur Welt. Der Vater, Hermann Flora, war Arzt und hatte gemeinsam mit seiner Frau Paula drei Töchter und drei Söhne. Nach Hermann Flora ist auch eine Straße in Glurns benannt – in dieser stand das Hotel zur Post, das einst dem Urgroßvater gehörte. 1927 übersiedelte die Familie nach Nordtirol. Auf Vermittlung seines Zeichenlehrers, der früh sein großes Talent entdeckte, erhielt Flora Unterricht bei Max von Esterle und konnte sich in Malerei und Radierung üben.

Die Aufnahme des Studiums an der Akademie der Bildenden Künste München 1942 war unter anderem dem Versuch geschuldet, dem Kriegsdienst zu entgehen. 1944 wurde Paul Flora dennoch eingezogen und nach Italien, Ungarn und in die Slowakei geschickt. Mach kurzer US-amerikanischer Gefangenschaft kehrte er 1945 nach Tirol zurück.

Nach seiner Rückkehr nach Innsbruck war Flora als freischaffender Künstler tätig und wohnte im Stadtteil Hungerburg nördlich des Zentrums. Gemeinsam mit seiner ersten Ehefrau Gertrude, geborene Weinzettl, zog er drei Kinder groß: Peter stammte aus der ersten Ehe Gertrudes und wurde von Flora nach der Eheschließung adoptiert. Paul und Katharina (verheiratete Seywald) sind gemeinsame leibliche Kinder. Katharina Seywald verwaltet mit ihrem Ehemann den Nachlass des Vaters. In zweiter Ehe war Paul Flora mit Ursula Ganahl verheiratet.

Anfangs prägte der enge Kontakt zu Alfred Kubin das Werk von Paul Flora. Bereits 1945 hatte der Künstler seine erste Einzelausstellung in Bern und konnte 1947 erstmals seine Werke in Wien in der Neuen Galerie in der Grünangergasse präsentieren. In weiterer Folge gab es Ausstellungen in zahlreichen heimischen wie internationalen Galerien und Museen, darunter in Wien 1956 in der Secession, 1957 in der Galerie Würthle sowie je eine Retrospektive 1992 im Historischen Museum der Stadt Wien (heute: Wien Museum) und 2002 im Palais Harrach Wien. Seine Teilnahmen an der Biennale in Venedig 1950 und 1966 sind international ebenso hervorzuheben wie die Ausstellungen 1959 in der Kunsthalle Bremen und im Maison de France in Berlin, 1963 im Wilhelm-Busch-Museum Hannover, 1974 im Museum Folkwang Essen sowie 1984 im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg. Mit der Retrospektive 1997 in der Bayerischen Akademie der Schönen Künste wurde sein Gesamtwerk gewürdigt. Die unverkennbare dünne, klare Linienführung, mit der in Schraffur Alltagsszenen und Fantasiegebilde humorvoll, heiter-satirisch, dann wieder karikaturistisch in Szene gesetzt werden, kennzeichnet seine Bilder. Wiederkehrende Themen in seinen Arbeiten sind Städte wie Venedig mit seinem Karneval, Akrobaten, Herbstimpressionen oder seine berühmten Raben.

Neben seiner freischaffenden künstlerischen Tätigkeit arbeitete Flora für Zeitungen wie die amerikanische Tageszeitung für Deutschland "Die neue Zeitung" (ab 1949) und die deutsche Wochenzeitung "Die Zeit", in der von 1957 bis 1971 wöchentlich Zeichnungen erschienen. Seine Bilder wurden international in Printmedien veröffentlicht, darunter in "The Times", "Dagens Nyheter" und "The Observer". Flora betätigte sich auch als Buchillustrator, was ab 1953 zu einer intensiven Zusammenarbeit mit dem Diogenes Verlag Zürich führte und unter anderem die Bebilderung von Büchern von Peter Hacks, Wolfgang Hildesheimer, Erich Kästner, Josef Müller-Marein und Hans Weigel nach sich zog. Seine kurzen und längeren Artikel über Kollegen, diverse Kommentare in Katalogen und Zeitungen sowie Leserbriefe führten ihn schließlich 1997 zur Diogenes-Veröffentlichung des Buchs "Dies und das – Nachrichten und Geschichten". Hierbei handelt es sich um einen Band mit kurzen Erzählungen, die von seiner eigenen launigen Lebensbeschreibung über Texte über Zeichner-Kollegen bis hin zu Geschichten beispielsweise zu Charlie Chaplin reichen.

Auch Bühnenbilder entwarf Flora, etwa 1963 zu "Amphitryon" von Kleist für das Akademietheater in Wien und 1998 für "Der König stirbt" von Ionesco am deutschen Schauspielhaus in Hamburg. Der Vielbegabte gestaltete außerdem Weinetiketten in Italien und Österreich, Ziffernblätter für Uhren zugunsten eines guten Zwecks, Briefmarken für die österreichische und liechtensteinische Post, Briefbeschwerer, Geschirr, stumme Diener oder Glasfiguren aus Murano. Es existieren im Privatbesitz auch drei Kachelöfen nach seinen Entwürfen. 1994 erschien eine von Paul Flora mit Marionetten gestaltete Serie von vier Telefonwertkarten der österreichischen Post. Von 1989 bis 1991 entstanden mehrere Filme über und von Flora für den ORF.

Paul Flora wurde 1948 Mitglied des Art-Club Wien. Auf seine Idee geht die Gründung eines Österreichischen Grafikwettbewerbs zurück, der erstmals 1952 durchgeführt wurde. Gemeinsam mit Gottfried Hohenauer, dem damaligen Leiter der Kulturabteilung im Amt der Tiroler Landesregierung, wurde der Wettbewerb zu einer bis heute aus der österreichischen Kulturlandschaft nicht mehr wegzudenkenden Einrichtung, um junge Künstlerinnen und Künstler zu fördern und ihr grafisches Schaffen auszuzeichnen. 1964 begründete Flora die städtische Galerie im Taxispalais in Innsbruck mit. Neben Wilfried Kirschl, Oswald Oberhuber und Peter Weiermair kuratierte er zudem von 1964 bis 1992 Ausstellungen für die Galerie im Taxispalais in Innsbruck. Ab 1986 war er korrespondierendes Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste und ab 1999 Mitglied im P.E.N.-Club Liechtenstein. Als dessen Präsident wirkte er von 2003 bis 2006 und wurde aufgrund seiner Verdienste um den Club zum Ehrenpräsidenten gewählt.

Paul Flora starb in der Nacht vom 14. auf den 15. Mai 2009 in Innsbruck im Krankenhaus und wurde auf eigenen Wunsch am Friedhof in Glurns begraben.

Nach seinem Tod widmete ihm seine Geburtsgemeinde Glurns das Paul-Flora-Museum, das eine Dauerausstellung zu Leben und Werk des Künstlers zeigt.

Quellen

Literatur

  • Flora. Zeichnungen aus den Jahren 1939–1951. Wien: Edition Tusch 1979
  • Paul Flora / Karl-Markus Gauß: Ein Florilegium. Salzburg: Galerie Seywald 2002
  • Paul Flora – zurück blieb ein Lächeln. 87 Zeichnungen für 87 Lebensjahre. [Salzburg]: Galerie Seywald 2011
  • 1. Österreichischer Grafikwettbewerb 1952 [Stand: 20.05.2021]
  • Paul-Flora-Museum [Stand: 20.05.2021]

Links