Perückenmacher

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Wappen der Friseure, Raseure und Perückenmacher von Hugo Ströhl 1904/1910.
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RessourceUrsprüngliche Ressource  Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 12.12.2022 durch WIEN1.lanm08jan
BildnameName des Bildes Genossenschaftswappen Friseure, Raseure und Perueckenmacher Stroehl.jpg
BildunterschriftInformation, die unterhalb des Bildes angezeigt werden soll Wappen der Friseure, Raseure und Perückenmacher von Hugo Ströhl 1904/1910.


Im Mittelalter nahmen sich Bader der Körperpflege und ärztlichen Versorgung der Bevölkerung an; oft hielten sich die Bademeister Scherknechte, die den Badegast mit Haar- und Bartschneiden bedienten. Durch Zuordnung bestimmter Aufgabenbereiche begann die allmähliche Loslösung der Scherer vom Baderhandwerk. Damit traten die Barbiere in Erscheinung, die ein eigenes Handwerk begründeten und auch die Tätigkeitsbereiche des Baders (wie Scheren, Schröpfen, Aderlassen und Wundarzneikunde) selbständig und ohne Badebetrieb ausübten. Neben den Badern und Barbieren, die ursprünglich die Herstellung von Perücken und Haarteilen für sich beanspruchten, etablierten sich im späten 17. Jahrhundert auch in Wien Perückenmacher. Ab 1655 war das Tragen von Perücken an den europäischen Fürstenhöfen allgemein verbreitet. In Wien wurde die Perücke erst gegen 1660 bekannt. Etliche Perückenmacher wanderten aus Frankreich und Italien in Wien ein. 1672 kam es zur Reglementierung der Aufgabenbereiche der Barbiere und Perückenmacher, am 2. Mai 1695 erhielten die Perückenmacher vom Stadtrat eine Handwerks-Ordnung. Nach langjährigen Auseinandersetzungen wurde das Barbieren 1782 gänzlich den Perückenmachern überlassen, wodurch sich das Handwerk der Bader und Barbiere (seit 1773 wiedervereinigt) immer mehr an der Wundarzneikunst orientierte. Zu den Aufgaben des Perückenmachers zählten nicht allein das Herstellen und Verkaufen von Perücken, sondern auch alle zur Fertigung von Perücken notwendigen Vorarbeiten (Einkaufen, Färben, Kräuseln und Tressieren der Haare). Neben den bürgerlichen Perückenmachern (Wiener Bürger und Angehörige der Zunft) entstanden die k. k. hofbefreiten Perückenmacher (28. Jänner 1678; meist Gesellen, die kein Bürgerrecht erhalten konnten) und die sogenannten Decretisten oder Schutzverwandten (12. April 1725; unbefugte Handwerker, die ihr Handwerk aufgrund jährlich zu erneuernder Schutzdekrete ausübten). Die Ausbildung zum Perückenmacher war rein handwerklich und lag zur Gänze in den Händen des den Lehrling ausbildenden Meisters. Eine Begrenzung der Meisterzahlen (um 1775 für Wien auf 36 festgelegt) erschwerte Gesellen den Zugang zum Gewerbe. Am 9. Jänner 1784 wurde das Perückenmachergewerbe auch für die Vorstädte verliehen. Mit der Französischen Revolution (1789) endete die Blütezeit der Perückenmacher, das Handwerk verfiel. Durch neue Haartrachten, die die Perücke verdrängten, kam es zum Aufschwung der Friseure, die bereits im 18. Jahrhundert wiederholt in Konkurrenz zu den Perückenmachern standen. Am 10. Februar 1789 wendeten sich die bürgerlichen Stadtperückenmacher mit einem Gesuch gegen die Friseure an Joseph II., wurden aber am 20. Februar 1789 abgewiesen. Somit entstand des 19. Jahrhunderts endgültig ein neuer Berufszweig, der mondierer oder Friseur, dem sich zum Teil auch Perückenmacher anpassten. In der Biedermeierzeit begannen sich Perücken und Haarteile als modische Accessoires neuerlich durchzusetzen. Nach Inkrafttreten der Gewerbefreiheit in Österreich (1. Mai 1860) vereinigten sich in Wien 1866 die Perückenmacher, Friseure, Haarkunstflechter und Barbiere zu einer Genossenschaft, die die Neuregelung der Ausbildung, die Gründung von Fachschulen und so weiter beaufsichtigte. 1880 wurde die erste Fachschule für Friseure in Wien gegründet (1, Kumpfgasse). Am 15. März 1885 wurde das Friseurgewerbe unter die handwerksmäßigen Gewerbe eingereiht. – In der zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts erlebten zwar Haarteile und Perücken (als modische Accessoires, aber auch berufs- oder therapiebedingt) eine neue Blüte, doch wurde die eigene Erzeugung durch Importe (insbesondere aus Ostasien) überflüssig. Es etablierten sich Spezialsalons; der erste Wiener Toupetsalon H. & L. Karglmayer, 1., Bauernmarkt 24 (gegründet 1975 1., Schulerstraße 12) stützt sich auf eigene Patente (free & action).

Wappen

Wappenbeschreibung, siehe: Friseur

Quellen

Literatur

  • Anja Kaltofen: Perückenmacher in Wien gestern und heute. Seminararbeit Univ. Wien/Institut für Volkskunde. Wien 1995
  • Rudi Palla: Verschwundene Arbeit. Ein Thesaurus der untergegangenen Berufe. Reprint der limitierten Bleisatzausgabe. Frankfurt am Main: Eichborn 1994 (Die andere Bibliothek, 115), S. 246 ff.
  • Gerlinde Sanford: Wörterbuch von Berufsbezeichnungen aus dem siebzehnten Jahrhundert. Gesammelt aus den Wiener Totenprotokollen der Jahre 1648-1668 und einigen weiteren Quellen. Bern / Frankfurt am Main: Lang 1975 (Europäische Hochschulschriften. Reihe 1: Deutsche Sprache und Literatur, 136), S. 97
  • Ruth Schak: Perückenmacher und Friseure. Kulturgeschichte eines Wiener Handwerks. Diplomarbeit Univ. Wien. Wien 1993
  • Rainer Woschitz: Die bürgerlichen Bader, Barbiere und Perückenmacher Wiens in der Barockzeit. Diplomarbeit Univ. Wien. Wien 1994