Quelle

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Flandrenserprivileg von 1208
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Art des Begriffs Quellenkunde
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Letzte Änderung am 7.04.2020 durch WIEN1.lanm08tau
BildnameName des Bildes Flandrenserprivileg.jpg
BildunterschriftInformation, die unterhalb des Bildes angezeigt werden soll Flandrenserprivileg von 1208

Titelblatt der ersten Ausgabe des Amtsblattes vom 8. Jänner 1892

Als Quelle werden "alle Texte, Gegenstände oder Tatsachen, aus denen Kenntnis der Vergangenheit gewonnen werden kann", bezeichnet.[1] Als Texte gelten etwa erzählende Literatur, persönliche Aufzeichnungen, wissenschaftliche Abhandlungen, Gesetzestexte, Verwaltungsschriftgut und ähnliches, wobei zwischen Form und Inhalt der Texte zu unterscheiden ist. Zu den Gegenständen gehören alle Objekte aus früheren Zeiten, vom Kunstwerk über Alltagsgegenstände bis hin zu Bauwerken und sterblichen Überresten. Tatsachen wiederum sind abstrakte Überlieferungen, die sich aus gewachsenen kulturellen Gepflogenheiten, etwa Sprache, Religion oder Tradition, ableiten.

Einteilung in Primärquellen und Sekundärquellen

Primärquellen sind Augenzeugenberichte oder schriftliche Berichte von an einem Ereignis beteiligten Personen. Sie haben eine große zeitliche Nähe zum Ereignis und gelten daher als besonders authentisch. Sekundärquellen sind Überlieferungen aus zweiter Hand, die entweder Primärquellen wiedergeben oder aus diesen entstanden sind. Die so entstehende Interpretation eines Ereignisses mag vielleicht weniger zuverlässig sein, kann jedoch ihrerseits wichtige Informationen bieten. Die Unterscheidung zwischen Primär- und Sekundärquellen ist von der konkreten Überlieferungssituation abhängig.

Tradition und Überreste

In der Quellentypologie nach Johann Gustav Droysen (1808-1884) wird zwischen Tradition und Überresten unterschieden. Auch diese Einteilung ist von der konkreten Forschungsfrage abhängig.

Traditionsquellen liegt eine konkrete Absicht des Verfassers zugrunde, über Vergangenes oder Gegenwärtiges zu berichten, wobei eine Auswahl und Auswertung vorgenommen wird. Die Gliederung erfolgt in mündliche Tradition (wie etwa Lieder, Sagen, Anekdoten oder Sprichwörter), schriftliche Tradition (wie Inschriften, Annalen und Chroniken, Biografien, Flugschriften oder Briefe) sowie bildliche Tradition (wie Zeichnung, Malerei und Skulptur).[2]

Überreste hingegen sind unabsichtlich geschaffene Quellen, deren Urheber keine Überlieferungsabsicht hatte. Man unterscheidet zwischen konkreten Überresten (Bauwerke, Kleidung, Gegenstände oder auch Leichen), abstrakte Überreste (wie etwa Sprache, Namen, Institutionen und Gebräuche) sowie abstrakte Überreste auf konkretem Substrat (überwiegend Schriftdokumente für den täglichen Gebrauch ohne Überlieferungsabsicht für die Nachwelt).

Einteilung nach der äußeren Form

Die Zuordnung einer Quelle zu einer Quellengruppe ist von der Forschungsfrage abhängig. Man unterscheidet zwischen Sachquellen, Bildquellen, abstrakten Quellen und Textquellen. Sachquellen sind dingliche Relikte wie Bau- und Kunstwerke, Münzen oder Alltagsgegenstände und werden vor allem von der Archäologie behandelt. Bildquellen sind profane und künstlerische Darstellungen, die als Abbildung einen eigenen Wert haben. Abstrakte Quellen sind durch die soziale Realität erfahrbar wie etwa Feste, Rituale oder auch Rechtszustände, deren Ursprung unklar ist. Textquellen wiederum zählen zu den wichtigsten historischen Quellen und lassen sich in eine Fülle von Quellengattungen unterteilen.

Quellenkritik

Die Quellenkritik beschäftigt sich mit der Frage, wie eine Quelle entstanden ist. Von besonderem Interesse hierbei ist, wer die Quelle hergestellt hat, wann dies passiert ist und aus welchem Grund.

Die äußere Quellenkritik beschäftigt sich mit der physischen Gestalt der Quelle. Dabei versucht man, anhand von Material, Schriftart und Stil auf die Art der Herstellung sowie Herstellungsort und -zeit zu schließen. Auch der Erhaltungszustand, der Aufbewahrungsort und andere Aspekte der Überlieferung werden untersucht. Die Untersuchung der äußeren Form der Quelle soll klären, ob sie den sonstigen bekannten Quellen jener Zeit und jenes Orts entspricht. Auch der Vergleich des Inhalts mit anderen bekannten Quellen soll die Echtheit bestätige, wobei auch auf die Umstände der Entstehung dieses Inhalts Rücksicht genommen wird. Ebenfalls untersucht wird die Frage, ob es Spuren von Verfälschung gibt, etwa inhaltliche Widersprüche oder Brüche in der Überlieferungsgeschichte der Quelle.

Die innere Quellenkritik fragt nach der Qualität der Informationen, die eine Quelle beinhaltet. Die Plausibilität der Informationen versucht man durch die örtliche und zeitliche Nähe der Quelle zum Geschehen zu bestimmen. Je näher eine Quelle dem Geschehen steht, desto höher ist meist der Erkenntniswert. Ein Augenzeugenbericht oder Foto zu einem Ereignis hat daher höheres Gewicht als ein nachträglicher Bericht.

Literatur

  • Klaus Arnold: Der wissenschaftliche Umgang mit Quellen. In: Hans-Jürgen Goertz (Hrsg.): Geschichte. Ein Grundkurs. 2. Auflage. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 2001, S. 42–58
  • Ahasver von Brandt: Werkzeug des Historikers. Eine Einführung in die Historischen Hilfswissenschaften. Stuttgart: Kohlhammer 1986
  • Friedrich Beck, Eckart Henning (Hg.), Die archivalischen Quellen. Mit einer Einführung in die Historischen Hilfswissenschaften. 5. Auflage. Wien-Köln-Weimar: Böhlau Verlag 2012
  • Paul Kirn: Einführung in die Geschichtswissenschaft, fortgeführt von Joachim Leuschner. Berlin: De Gruyter 1968
  • Ernst Bernheim: Einleitung in die Geschichtswissenschaft. 3. Auflage, Berlin/Leipzig: Walter de Gruyter 1926
  • Johann Gustav Droysen: Grundriss der Historik. Leipzig 1868

Einzelnachweise

  1. Paul Kirn: Einführung in die Geschichtswissenschaft. fortgeführt von Joachim Leuschner. Berlin: De Gruyter 1968, S. 29.
  2. Ernst Bernheim: Einleitung in die Geschichtswissenschaft. 3. Auflage, Berlin/Leipzig: Walter de Gruyter 1926, S. 106-124