Radweg
Radweg. Als in den 80er Jahren ein sich bildendes Umweltbewusstsein, verstärktes Verkehrsaufkommen mit allen negativen Auswirkungen und eine Veränderung in den Gewohnheiten der Bevölkerung zur häufigeren Verwendung von Fahrrädern im Stadtverkehr führten, trug die Stadtverwaltung diesem Trend durch die Anlage von Radwegen und die Aufstellung (meist gesponserter) Fahrradständer sowie in der Verwaltung durch die Zurverfügungstellung von Dienstfahrrädern (für kurze Dienstwege) Rechnung. Bis 1990 waren 300 km Radwege fertiggestellt; die bekanntesten der zu diesem Zeitpunkt bestehenden Radwege sind der Ring-Rund-Radweg, der Donaukanal-Radweg (Kahlenbergerdorf-Donaukanal-Treppelweg-Rotundenbrücke-Lusthaus), der Donauinsel-Radweg, der Liesingbach-Radweg und der Lainzer Tiergarten-Radweg sowie Verbindungen vom Franz-Josefs-Kai über die Praterstraße zum Lusthaus beziehungsweise zur Reichsbrücke und weiter zum Floridsdorfer Wasserpark, von der Floridsdorfer Brücke in die Lobau und vom Karlsplatz nach Favoriten (bis zum Böhmischen Prater im Laaer Wald). Die Radwege wurden weiterhin zügig ausgebaut, sind in der Straßenverkehrsordnung verankert und hatten Ende 1994 eine Länge von 509 km; außerdem bestehen 1.023 Fahrradabstellanlagen und über zehn private Radverleihstellen. Radfahren
Historische Entwicklung des Wiener Radverkehrsnetzes
Rückschritte in den 1960er- und 1970er-Jahren
Durch den zunehmenden Wohlstand und den rasanten Anstieg der Kraftfahrzeuge wurde in den 1960er- und 1970er-Jahren vorwiegend die autogerechte Planung forciert. Zwischen 1970 und 1993 hat sich die Zulassungszahl der Kfz fast verdreifacht. Mittlerweile ist dieser Trend jedoch wieder rückläufig.
Anfang der 1970er-Jahre wurde das Fahrrad immer mehr aus dem Straßenraum verdrängt. In der Wiener Stadtentwicklungsenquete 1972/73 wurde als primäres Ziel "die Schaffung menschenwürdiger und lebenswerter Umweltbedingungen für die Stadt" manifestiert. Neben dem Ausbau des Fußwegenetzes und der Attraktivierung des öffentlichen Verkehrs wurde die Förderung des Radverkehrs nicht berücksichtigt. Im Gegenteil, die Netzlänge der Radwege reduzierte sich von 23 Kilometern im Jahr 1970 auf 11 Kilometer im Jahr 1977. Die Radwege mussten großteils dem Flächenanspruch des Autoverkehrs weichen.
Trendumkehr ab 1980
Ein Gemeinderatsbeschluss vom 29. April 1980 sah die Entwicklung eines kurz- und mittelfristigen Programms zur Förderung des Radverkehrs für Wien vor. Das zukünftige Netz sollte so gestaltet werden, dass der Straßenraum für die ansässige Bevölkerung (Zu-Fuß-Gehende und Radfahrende) zurückgewonnen und lebenswerter gestaltet wird. Das Radverkehrsnetz wurde daraufhin bis zum Jahr 1986 auf 168 Kilometer erweitert. In einer ersten Phase wurden "Teilnetze in Erholungs- und Stadtrandbereichen sowie entlang des Donau- und des Donaukanalbereiches mit verbindenden Hauptradwegen" realisiert.
Das Radwegenetz in den 1990er
1993 beschloss der Gemeinderat neue Leitlinien zum Wiener Verkehrskonzept. Ziel war die Erhöhung des Radverkehrsanteiles auf 6 Prozent aller Wege. Eine wichtige Voraussetzung dazu war die Erstellung eines Hauptradwegenetzes im Jahr 1994. Erstmals wurde die Verwendung des Fahrrades für die Zwecke Einkaufen, Ausbildung und Arbeitspendeln forciert. Die 1985 gestartete Aktion "Fahrradabstellanlagen im öffentlichen Raum (Wiener Bügel)" wurde konsequent fortgesetzt. Die Mitnahme des Fahrrades in der U-Bahn wurde zu bestimmten Zeiten gestattet.
Ein wesentlicher Einschnitt war der im Jahr 1997 umgesetzte zweite Dezentralisierungsschritt. Er übertrug den Bezirken die Planung und Realisierung aller im Wiener Hauptstraßennetz liegenden Radverkehrsanlagen. Aufgrund der dynamischen Entwicklung des Radverkehrs wurde im Jahr 2000 eine Überarbeitung des Hauptradverkehrsnetzes mit den Schwerpunkten Lückenschlussprogramm, Organisation und Marketingmaßnahmen erstellt. Dieses Konzept stellte die Grundlage für die in den nächsten Jahren geplanten Maßnahmen dar.
Zusätzlich erhielt das Klimaschutzprogramm der Stadt Wien (1999) zahlreiche Maßnahmen zur Förderung des Radverkehrs. Damit sollte ein Beitrag zur Reduzierung der klimarelevanten Treibhausgase erreicht werden.
Radverkehr im neuen Jahrtausend
Im Jahr 2003 wurden Teile des Wiener Radwegenetzes in die Zentralkompetenz rückgeführt. Die Grundlage dazu bildete das überarbeitete Hauptradverkehrsnetz Wien. Alle in diesem Netz ausgewiesenen Streckenabschnitte werden über ein zentrales Radwegebudget geplant und umgesetzt. Diese neue Kompetenzverteilung hat zu einer deutlichen Ausweitung des Wiener Radverkehrsnetzes geführt.
Zuletzt wurde im Jahr 2008 eine grundlegende Überarbeitung des Hauptradverkehrsnetzes vorgenommen. Im Zuge dessen wurden die Strecken des Netzes in Basisrouten, Grundnetz, erweitertes Grundnetz und Erschließungsnetz unterteilt. Seit 2008 wird im Rahmen der Generellen Radverkehrsplanung das Hauptradverkehrsnetz laufend aktualisiert beziehungsweise an neue Gegebenheiten angepasst (zum Beispiel zur besseren Erschließung neuer Stadtentwicklungsgebiete).