Robert Lach
Lach Robert, * 29. Jänner 1874 Wien, † 11. September 1958 Salzburg, Musikwissenschaftler, Musikethnologe, Gattin (1929) Eleonore Tschoepe. Zeigte schon frühzeitig Interesse und Begabung für Musik und Sprache; autodidaktisch erlernte er mehrere europäische Sprachen, um fremdländische Lyrik im Original lesen zu können. Studierte zunächst Jus, wurde jedoch nach der ersten Staatsprüfung Beamter in der Musiksammlung der Hofbibliothek (1911 Vorstand). Ab 1896 studierte er Musikwissenschaft (1899 Mag. der Kompositionslehre, 1902 Dr. phil. Univ. Prag). Habilitierte sich 1915 für Musikwissenschaft an der Universität Wien (ao. Prof. 1920, o. Prof. und Vorstand des musikwissenschaftlichen Instituts 1927), lehrte aber ab 1924 auch an der Akademie für Musik. Korresspondierendes Mitglied der Akademie der Wissenschaften (1918). Zahlreiche Kompositionen und wissenschaftliche Veröffentlichungen (vergleiche Forschungen von inner- und außereuropäischen Musikrichtungen und -strömungen; Orientierung am Darwinismus und an der psychologisch-naturwissenschaftlichen Richtung); er schrieb auch eine Geschichte der Staatsakademie und Hochschule für Musik in Wien (1927). Studierte romanische und slawische Kirchen- und Volksmusik; Gesänge russischer Kriegsgefangener (1918 ff.); Förderer der Volksliedforschung.
Im Auftrag der Stadt Wien hat eine HistorikerInnen-Kommission die historische Bedeutung jener Persönlichkeiten, nach denen Wiener Straßen benannt sind, von 2011 bis 2013 untersucht sowie eine zeithistorische Kontextualisierung vorgenommen. Laut Abschlussbericht dieser Forschungsgruppe zeichnete sich Robert Lach durch eine antisemitische und pronationalsozialistische Einstellung aus. Lach war seit 1933 Mitglied der NSDAP und gehörte auch einer akademischen Geheimverbindung („Bärenhöhle“) an, die antijüdische Universitätspolitik betrieb. Dieser Haltung verpflichtet, verhinderte er unter Heranziehung rassistischer Argumente Kollegen und agitierte auch gegen sonstige Personen seines persönlichen Umfelds oder des öffentlichen Lebens, die jüdischer Herkunft waren.
Literatur
- Walter Kleindel: Das große Buch der Österreicher. 4500 Personendarstellungen in Wort und Bild, Namen, Daten, Fakten. Unter Mitarbeit von Hans Veigl. Wien: Kremayr & Scheriau 1987
- Das Jahrbuch der Wiener Gesellschaft. Biographische Beiträge zur Wiener Zeitgeschichte. Hg. von Franz Planer. Wien: F. Planer 1929
- Richard Bamberger / Franz Maier-Bruck: Österreich-Lexikon in zwei Bänden. Wien: Österreichischer Bundesverlag / Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1966
- Robert Teichl: Österreicher der Gegenwart. Lexikon schöpferischer und schaffender Zeitgenossen. Wien: Verlag der Österreichischen Staatsdruckerei 1951
- Österreichische Akademie der Wissenschaften: Almanach. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 1851 - lfd. 115 (1965), S. 20 ff., 335 ff.
- Österreichische Musikzeitschrift (ÖMZ). Wien [u.a.]: Böhlau 1946 - lfd. 21 (1966), S. 551 f.
- Wiener Geschichtsblätter. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 20 (1965), S. 392
- Rathaus-Korrespondenz. Wien: Presse- und Informationsdienst, 27.01.1954, 09.09.1968, 26.01.1974
- Peter Autengruber: Lexikon der Wiener Straßennamen. Bedeutung, Herkunft, frühere Bezeichnungen. Wien: Pichler Verlag 2014, 9. Auflage, S. 246
- Peter Autengruber / Birgit Nemec / Oliver Rathkolb / Florian Wenninger: Umstrittene Wiener Straßennamen. Ein kritisches Lesebuch. Wien: Pichler Verlag 2014, S. 91–93
- Peter Autengruber / Birgit Nemec / Oliver Rathkolb / Florian Wenninger: Forschungsprojektendbericht "Straßennamen Wiens seit 1860 als 'Politische Erinnerungsorte'". Wien 2013