Robert Lang
Robert Lang, *26. Oktober 1886 Wien, 14. November 1941, Belgrad, Fußballmanager, Fußballtrainer, Sportfunktionär.
Biografie
Der in Wien geborene und aufgewachsene Robert Lang war eine prototypische Figur des professionalisierten Fußballbetriebs im Wien der Zwischenkriegszeit: Bei verschiedenen Vereinen tätig, hatte er neben ehrenamtlichen auch bezahlte Funktionen inne, als Trainer und Manager von Fußballklubs. Als Spieler trug Robert Lang den Dress des Vienna Cricket and Football-Clubs und gehörte – nach dessen Abspaltung im Jahr 1911 – zur Urmannschaft des Wiener Amateur-Sportvereins. 1920 war er bei diesem Verein, dem Vorläufer des FK Austria, Sektionsleiter für Fußball. Von 1923 bis 1927 trainierte Lang die Mannschaft des 1. Simmeringer SC. Nach dem Konkurs des Vereins wechselte Lang zum SC Wacker nach Meidling, wo er für etwa ein Jahr als Trainer und Manager tätig war.
Im Jahr 1928 ging Lang als Trainer und Manager zum FK Austria, dem Verein, der sein Leben für die folgenden zehn Jahre prägen sollte. In diese Zeit fielen mit den Mitropacup-Siegen 1933 und 1936 die größten Erfolge des Klubs. Auch für sein Privatleben spielte die Austria eine wichtige Rolle: Im August 1937 heirate Lang Irene Ulbrich, die Schwester des Austria-Mitarbeiters Egon Ulbrich.
Robert Lang war in der Wiener Fußballszene gut vernetzt: So fungierte er während seiner Zeit als Manager der Austria auch als Begleiter der österreichischen Nationalmannschaft bei Reisen zu Auswärtsspielen. Noch im Februar 1938 wurde Lang in das neu installierte "Zehnerkomitee" berufen. Es setzte sich aus führenden Fußballfunktionären zusammen und sollte die Teilnahme Österreichs an der Fußball-Weltmeisterschaft in Frankreich vorbereiten[1]. Dieses Komitee ist ein Beispiel, wie bis unmittelbar vor dem Anschluss Juden und Nationalsozialisten (etwa der damalige ÖFB-Präsident Richard Ebersteller) eng zusammenarbeiteten − und wie belanglos diese Verbindungen bald sein sollten.
Flucht und Ermordung
Bereits in den ersten Tagen nach dem "Anschluss" wurde Lang (wie der gesamte Vorstand der Austria) vom Sekretariat des Vereins ausgesperrt. Lang floh in die Schweiz, dann gemeinsam mit seiner – nicht jüdischen – Frau Irene weiter nach Griechenland und schließlich nach Jugoslawien, wo er als Fußballtrainer arbeitete. Nach der Besetzung des Landes durch die deutsche Wehrmacht wurde Lang in einem Lager in der Nähe Belgrads interniert, wo er am 14. November 1941 ermordet wurde[2].
Quellen
- WStLA, BPD Wien: Historische Meldeunterlagen, K 3: Robert Lang
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Serie 1.3.2.208.A.36, Opferfürsorgeakten − Entschädigungen: Akt Irene Simon [Lang].
- Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes: KZ-Verbands-Akt Robert Lang
Literatur
- Bernhard Hachleitner / Matthias Marschik / Rudolf Müllner / Johann Skocek: Ein Fußballverein aus Wien. Der FK Austria im Nationalsozialismus 1938−1945. Wien: Böhlau 2018
- Bernhard Hachleitner / Matthias Marschik / Georg Spitaler [Hg.]: Sportfunktionäre und jüdische Differenz. Zwischen Anerkennung und Antisemitismus − Wien 1918 bis 1938. Berlin: de Gruyter 2018
- David Forster / Georg Spitaler: "Judenfreier" Fußballsport in der "Ostmark". Die Verfolgung und Ermordung jüdischer Spieler und Funktionäre. In: David Forster / Jakob Rosenberg / Georg Spitaler [Hg.]: Fußball unterm Hakenkreuz in der "Ostmark". Göttingen: Die Werkstatt 2014, S. 48−68, hier S. 59
Einzelnachweise
- ↑ Fußball-Sonntag, 20.02.1938, S. 3
- ↑ Wiener Stadt- und Landesarchiv, Serie 1.3.2.208.A.36, Opferfürsorgeakten − Entschädigungen, Opferfürsorgeakten − Akt Irene Simon: Bestätigung des Todes von Robert Lang durch den Bevollmächtigen des Auswärtigen Amtes beim Militärbefehlshaber in Serbien, 12.11.1942