Rudolf Maculan
Maculan Rudolf, * 10. Juli 1912 Pola, Italien, † 20. Dezember 1955 (Flugzeugunfall) Anger-Stoißberg, Bundesrepublik Deutschland (wohnhaft 1, Herrengasse 6-8; Hietzinger Friedhof, Grab 53/40), Bautechniker, Sohn eines Offiziers, Gattin Edith Cordelia Beatrix Albert. Studierte 1930-1934 an der Technischen Hochschule Wien Architektur (Dipl.-Ing., 1936 Dr. techn.), war 1934 als Architekt in Warschau und 1936 als Assistent an der Lehrkanzel für Hochbau an der Technischen Hochschule Wien tätig. Im selben Jahr trat er als Betriebsleiter in die kleine Firma Hofman (3) ein, wurde 1938 Gesellschafter der Baugesellschaft „Hofman & Maculan" und übernahm 1941 deren alleinige Führung. Nach dem Zweiten Weltkrieg begann für ihn aufgrund seines überdurchschnittlichen Einsatzes eine einmalige Karriere; er eröffnete Filialen in Salzburg, Wiener Neustadt und Wörgl, erkannte schon frühzeitig mit Weitblick, dass eine Rationalisierung der Baumethoden zu großformatigen Betonelementen und zu Sichtbeton führen muss (Gründung der Ebenseer Betonwerke); seine Erfindungen setzte er selbst in die Tat um. Die bei der Bautätigkeit im Ausland und einem Besuch in den USA (1953) gewonnenen Eindrücke und Erfahrungen setzte er in Österreich um, sicherte sich Patente und vergab Lizenzen. 1952 habilitierte er sich an der Technischen Hochschule Wien (Fakultät für Architektur). Seine Arbeiten auf dem Gebiet der Baukalkulation wurden richtungweisend, die Normung für das Baupreis- und Verdingungswesen Österreichs geht auf seine Initiative zurück. Stellvertretender Innungsmeister der Wiener Bauinnung (1948), stellvertretener Bundesinnungsmeister (1950), Baurat h. c. (1954).
Im Auftrag der Stadt Wien hat eine HistorikerInnen-Kommission die historische Bedeutung jener Persönlichkeiten, nach denen Wiener Straßen benannt sind, von 2011 bis 2013 untersucht sowie eine zeithistorische Kontextualisierung vorgenommen. Laut Abschlussbericht dieser Forschungsgruppe besaß Rudolf Maculan u. a. Mitgliedschaften folgender (parteipolitischer) Organisationen: Vaterländische Front, NS-Studentenbund, NS-Kraftfahrkorps, NS-Schülerbund, Reichsluftschutzbund, NS-Volkswohlfahrt, Deutsche Arbeitsfront. Maculan scheint auch als „illegales“ Mitglied der NSDAP seit 1935 auf, 1938 stellte er einen neuerlichen Antrag, dem 1942 (rückwirkend mit 1938) stattgegeben wurde. Nach Kriegsende wurde Maculan 1945 als „Minderbelasteter“ registriert und erhielt 1946 eine Strafe wegen unterlassener Parteimeldung. Auf Grund seiner Beeinspruchung wurde Maculan 1947 aus der Liste der registrierungspflichtigen Personen gestrichen. Zur abschließenden Beurteilung zur Person Maculans sowie zum in der jüngeren Literatur erhobenen Vorwurf, die Firma Hofman & Maculan (der Maculan in der Zeit zwischen 1941 bis 1945 vorstand) habe zwischen 1943 und 1945 Häftlinge aus Konzentrationslagern zwangsweise beschäftigt, seien laut Kommission noch weitere Forschungen nötig.
Literatur
- Österreichische Bauzeitung, 8.7.1972, S. 1035
- Unterlagen der Maculan Holding AG (1, Annagasse 6).
- Peter Autengruber / Birgit Nemec / Oliver Rathkolb / Florian Wenninger: Umstrittene Wiener Straßennamen. Ein kritisches Lesebuch. Wien: Pichler Verlag 2014, S. 234–236
- Peter Autengruber / Birgit Nemec / Oliver Rathkolb / Florian Wenninger: Forschungsprojektendbericht "Straßennamen Wiens seit 1860 als 'Politische Erinnerungsorte'". Wien 2013