Samuel Siegfried Basch
Samuel Siegfried Basch (Ritter von 1869), * 9. September 1837 Prag, † 25. April 1905 Wien 9, Frankgasse 6 (Zentralfriedhof), experimenteller Pathologe und Kliniker. Studierte in Prag und Wien (Dr. med. 1862), wo er bereits ab 1857 im Laboratorium des Physiologen Ernst Wilhelm von Brücke wissenschaftlich mitarbeitete. Danach bis 1865 an verschiedenen Abteilungen des Allgemeinen Krankenhauses tätig, übersiedelte Basch in diesem Jahr nach Mexiko, wo man ihm eine Lehrkanzel für Pathologie zugesagt hatte. Zunächst als Leiter des Militärspitals in Puebla tätig, fungierte er bald als Leibarzt Kaiser Maximilians, geriet in seinem Gefolge 1867 in Gefangenschaft und betreute den Kaiser bis zu dessen Hinrichtung. 1868 kehrte er mit dem Leichnam des Monarchen nach Wien zurück, wo er seine Tätigkeit in Brückes Laboratorium wieder aufnahm. Im Sommer in Marienbad als Kurarzt tätig, nützte er die Wintermonate zum Experimentieren. 1870 habilitierte er sich an der Universität Wien für experimentelle Pathologie (der erste seines Fachs), 1873/1874 verbrachte er einen für seine weitere Forschungsarbeit wichtigen Studienaufenthalt beim experimentellen Physiologen Carl Ludwig in Leipzig; 1877 zum außerordentlichen Titularprofessor ernannt, erhielt er 1878 eigene Arbeitsräume für seine Forschungen und leitete ab 1881 die medizinische Abteilung der Wiener Allgemeinen Poliklinik, wodurch er wertvolle klinische Beobachtungsmöglichkeiten besaß (ordentlicher Titularprofessor 1900). Baschs hauptsächliche Arbeitsgebiete waren Physiologie und Pathologie des Kreislaufs (1880 Konstruktion des ersten klinisch brauchbaren Apparats zur Blutdruckmessung [Sphygmograph]). Er veröffentlichte „Erinnerungen aus Mexiko. Geschichte der letzten 10 Monate des Kaiserreichs" (1868), „Ueber die Messung des Blutdruckes am Menschen" (Zeitschrift Klinischer Medizin 2 [1880]), „Allgemeine Physiologie und Pathologie des Kreislaufs" (1892) und „Über Herzkrankheiten bei Arteriensklerose" (1900). Zahlreiche Auszeichnungen, Mitglied von in- und ausländischen. Fachgesellschaften. Siehe auch Baschgasse.
Quellen
Literatur
- Heribert Sturm: Biographisches Lexikon zur Geschichte der böhmischen Länder. München: Oldenbourg 1974 - lfd.
- Josef Fraenkel: The Jews of Austria. London: Vallentine 1967
- Neue deutsche Biographie. Hg. von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Berlin: Duncker & Humblot 1953 - lfd. (Werkverzeichnis)
- Österreichisches biographisches Lexikon 1815 – 1950. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften / Wien/Graz: Böhlau 1954 - lfd.
- Julius Leopold Pagel [Hg.]: Biographisches Lexikon hervorragender Ärzte des neunzehnten Jahrhunderts. Berlin / Wien: Urban & Schwarzenberg 1901
- Erna Lesky: Die Wiener medizinische Schule im 19. Jahrhundert. Wien [u.a.]: Böhlau 1965 (Studien zur Geschichte der Universität Wien, 6), S. 558 ff.
- Klaus Lohrmann [Hg.]: 1000 Jahre österreichisches Judentum. Ausstellungskatalog. Eisenstadt: Edition Roetzer 1982
- Erich Deimer: Chronik der Allgemeinen Poliklinik in Wien. Im Spiegel der Medizin- und Sozialgeschichte. Wien: Göschl 1989, S. 48 ff.
- A. Strubell: Festschrift zu Ehren von Professor Dr. von Basch. In: Wiener klinische Wochenschrift 11 (1931)
- Wiener klinische Wochenschrift 18 (1905), S. 498 f.
- Münchner medizinische Wochenschrift 52 (1905), S. 1053 f.
- Deutsche medizinische Wochenschrift 31 (1905), S. 878 ff.
- Wiener medizinische Wochenschrift 105 (1955), S. 323 ff.
- Helmut Wyklicky: Österreichische Ärzte um Maximilian von Mexiko. In: Österreichische Ärztezeitung. Organ der Österreichischen Ärztekammer 22 (1967), Heft 10 (innere Titelseite)
- Die feierliche Inauguration des Rektors der Wiener Universität für das Studienjahr 1905/06. Wien: Selbstverlag 1905, S. 36 ff.