Zum roten Mann (1, Wollzeile 24, Schulerstraße 19; Konskriptionsnummer 857).
Zum ersten Mal wird 1385 ein Haus auf diesem Grundstück urkundlich erwähnt. Am Anfang des 16. Jahrhunderts wurde es dem Dom zu St. Stephan (Stephansdom) und der Kirche bei den Predigern (Dominikanerkloster) vermacht, die es aber bald wieder veräusserten. Gegen Mitte des 17. Jahrhunderts gehörte es für kurze Zeit der Stadt, da die letzte Besitzerin (scheinbar) ohne Erben starb. Ihr letzter Gatte verglich sich daraufhin mit der Stadt und wurde neuer Besitzer.
Zwischen 1818 und 1898 befand sich im Haus das älteste Wiener Dampfbad, das Wilhelm Maximilian Kisch als "besondere kulturhistorische Merkwürdigkeit" bezeichnete. Obwohl es sehr beliebt war, war es oft Zielscheibe von Spott und wurde als "Schwitzkasten" bezeichnet. Zu den ersten Spöttern zählten die Eipeldauer-Briefe.
1898 wurde das Haus abgebrochen und durch das heutige Gebäude ersetzt. Die Grundfläche wurde jedoch von 547 auf 515 Quadratmeter verkleinert, da der restliche Grund für die Straße gebraucht wurde. 1941 beziehungsweise 1944 wurde das Haus der Reichsfinanzverwaltung des Deutschen Reiches einverleibt, 1953/1954 erhielten es die ehemaligen Besitzer beziehungsweise deren Erben zurück.
Am 5. November 1944 erlitt das Haus durch zwei Bombeneinschläge schwere Schäden. Der rechte Flügel des sieben Fensterachsen breiten Gebäudes stürzte bis zum Erdgeschoß ein. Im Mitteltrakt fehlten das Dach und die oberen Geschoße ganz, die darunter liegenden waren schwer beschädigt und das Stiegenhaus mit Schutt gefüllt. Der linke Flügel stand zwar noch, doch auch hier gab es in den oberen Stockwerken schwere Schäden. Nur das Erdgeschoß dieses Flügels blieb unbeschädigt. Das dort untergebrachte Friseurgeschäft blieb die ganze Zeit über in Betrieb und bildete einen starken Kontrast zum zerstörten Rest des Hauses.
Gewerbe und Firmen innerhalb des Hauses im Laufe der Jahre
- Dampfbad
- Friseur
Literatur
- Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Menschen und Kultur. Band 4, 3. Teil. Wien ²1955 (Manuskript im WStLA), S. 545-548