Simon Pötel (1468 Edler), * um 1407/1408 wahrscheinlich Großmugl, Bezirk Korneuburg, Niederösterreich, † 1483 Ebreichsdorf, Niederösterreich (Ebreichsdorfer Pfarrkirche), Großkaufmann, Hausgenosse, Ratsherr, erste Gattin (1432) Magdalena, Witwe nach Hans Scheibelwieser, zweite Gattin Anna, Tochter des Hans Mosprunner und Witwe nach dem Großkaufmann Ulrich Perman der Ältere.
Wird 1431 erstmals urkundlich erwähnt, als er im Handelsunternehmen des Hans Scheibelwieser arbeitete, dessen Gesellschaft in Venedig vertreten war. 1432 wurde er nach der Heirat mit dessen Witwe Leiter der Gesellschaft und hielt sich wiederholt am Fondaco dei Tedeschi in Venedig auf. Sein Handel erstreckte sich hauptsächlich auf Pfeffer, Goldbrokate, Samt- und Seidenstoffe von Venedig nach Wien. Pötel unterhielt auch Handelsbeziehungen zu Ungarn und Süddeutschland. 1439 war er einer der Verweser der Wiener Kaufmannsbruderschaft. Neben seinem Fernhandel auch Bankier größten Stils, führte er eine Wechselbank, zu deren Gläubigern neben der Stadt Wien auch Königin Elisabeth (von Ungarn) und Kaiser Friedrich III. gehörten. 1469 betrug sein Vermögen mindestens 90.000 Pfund Pfennig. Außer stattlichem Hausbesitz (mit einem aus sechs Häusern am Hohen Markt gebildeten Mittelpunkt) erwarb Pötel spätestens 1456 die Herrschaft Ebreichsdorf, um dieselbe Zeit auch etwa die halbe Herrschaft Achau. In Pötels Unternehmen arbeiteten auch sein Stiefsohn Ulrich Perman der Jüngere (sein Haupterbe) und seine Verwandten Kristian und Andre Kornfail (die später in die Schweiz auswanderten). Pötel war 1441-1448, 1450-1455 und 1460/1461 Ratsherr, 1441/1442 Grundbuchsverweser und 1444-1456 Kirchmeister zu St. Stephan.
Während des Bürgerkriegs 1462/1463 wurde Pötel, der nach Wiener Neustadt beziehungsweise Ebreichsdorf geflohen war, stark geschädigt und bestand 1463 auf Wiedergutmachung durch die Stadt Wien. Als treuer Anhänger Friedrichs III. nahm Bürgermeister Wolfgang Holzer Pötels Haus in Besitz plünderte es. Der Schaden wurde nach Beendigung des Konflikts auf 16.000 Gulden geschätzt. Auch Albrecht bereicherte sich am Vermögen. Mit einem Haus, das im Besitz von Pötls Frau und seinem Sohn war, bezahlte er einen Bäcker. Nach dem Zwist konnte sich Pötl aber wirtschaftlich schnell wieder erholen.
Unter seinen zahlreichen kirchlichen Stiftungen ist die Förderung des Schottenstifts bei dessen Wiederaufbau nach 1443 hervorzuheben. In dem um 1432/1433 erworbenen Haus 1, Hoher Markt 9, wohnte Pötel bis zu seinem Tod. Sein Wappen trägt im Schuld und auf dem Helmflügel einen Stufengiebel.
Literatur
- Richard Perger: Die Wiener Ratsbürger 1396 – 1526. Wien: Deuticke 1988 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 18), S. 171
- Richard Perger: Simon Pötel und seine Handelsgesellschaft. In: Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien 40. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1984, S. 7 ff.
- Karl Schalk: Aus der Zeit des österreichischen Faustrechts. In: Abhandlungen zur Geschichte und Quellenkunde der Stadt Wien 3 (1919), S. 380 ff.
- * Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Geschichte und Kultur. Band 1, 2. Teil. Wien ²1951 (Manuskript im WStLA), S. 471-472