Die Autoruf GmbH errichtete ab 1926 bei Taxistandplätzen Autorufsäulen, welche per Telefon erreicht werden konnten.
Der Betrieb in den ersten Jahren
Die erste Autorufsäule wurde am 5. Oktober 1926 am Taxistandplatz in der Babenbergerstraße probeweise in Betrieb genommen, war ca. zwei Meter hoch, rot lackiert und trug eine weiße Tafel mit der Aufschrift "Autoruf" sowie der entsprechenden Nummer.[1] Der reguläre Betrieb der Autorufsäulen startete am 5. März 1927 an 36 Standplätzen.[2] Der Taxilenker konnte gegen Gebühr (1926: Einwurf von 20 Groschen, 1927: je nach Autogröße 50 beziehungsweise 80 Groschen)[3] das Gespräch entgegennehmen und schlug diesen Betrag auf den Fahrpreis auf. Ein Großteil der Autorufsäulen wurde zunächst in den inneren Bezirken aufgestellt. Da sich aber nicht alle Standorte als rentabel erwiesen, wurden einzelne Autorufsäulen bereits 1927 versetzt. Besonders die Autorufsäulen am Praterstern, in Döbling und Hietzing wurden stark genutzt. Im 20. Bezirk konnte aufgrund der mangelnden Infrastruktur trotz hohen Bedarfs anfangs keine Autorufsäule aufgestellt werden.[4] Der Betrieb erfolgte in der ersten Zeit nicht ganz reibungslos: Im ersten Betriebsjahr wurden vor allem die häufigen auftretenden Fehlverbindungen angeprangert, die Kosten für die Chauffeure verursachten.[5] Als Reaktion wurden 1927 fünfzehn Chauffeure als Vertrauensmänner (mit blauen Abzeichen) angestellt, die die Autorufsäulen täglich kontrollieren sowie Beschwerden der anderen Chauffeure entgegennehmen sollten. [6]. Da im ersten Betriebsjahr die Telefonnummern der Standorte noch nicht in den Telefonbüchern verzeichnet waren, sollte eine schriftliche Verständigung aller 85.000 Telefonanschlussinhaber erfolgen.[7]
Nach dem Zweiten Weltkrieg
Zwar waren die Autorufsäulen teilweise auch nach dem Zweiten Weltkrieg noch in Betrieb (bspw. beim Schottentor), sukzessive wurden diese jedoch durch die Einführung der Funktaxis verdrängt.
Mit 16. August 1950 nahmen fünf Standorte den Betrieb wieder auf.[8] Dabei handelte es sich um folgende Standorte:
- 3., Landstraßer Hauptstraße
- 4., Wiedner Hauptstraße
- 9., Berggasse
- 13., Hietzinger Brücke
- 18., Walrißstraße
Weitere Standorte folgten im Laufe des Jahres 1950[9], zusätzliche 10 im Jahr 1951.[10] Bis 1960 war die Zahl auf 80 angewachsen.[11]
Quellen
Zeitungsartikel
- Autobestellung durch das Telephon. In: Der Tag, 30.09.1926, S. 5
- "Hallo, hallo, hier Standplatz Babenbergerstraße!". In: Neues Wiener Journal, 06.10.1926, S. 9
- Der telephonische Autoruf. In: Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe), 25.11.1926, S. 31
- "Hallo, hier Standplatz Stephansplatz!". In: Reichspost, 27.02.1927, S. 11
- Betriebseröffnung der Autoruf-Telephone. In: Der Tag, 06.03.1927, S. 14
- Autoruf. In: Wiener Zeitung, 06.03.1927, S. 3
- Eine Minute warten! Die Erfahrungen mit den Autoruf-Telephonapparaten. In: Kleine Volks-Zeitung, 09.03.1927, S. 5
- Kinderkrankheiten des "Autoruf". In: Reichspost, 09.03.1927, S. 4
- Etwas mehr Geduld! In: Der Tag, 09.03.1927, S. 4
- Steigende Frequenz der Autoruf-Apparate. In: Wiener Allgemeine Zeitung, 23.03.1927, S. 4
- Autoruf, Chauffeur und Publikum. In: Illustriertes Wiener Extrablatt, 27.09.1927, S. 14
- Wieder Taxiruftelephone in Wien. In: Die Weltpresse, 17.08.1950, S. 16
- Die Taxirufstellen. In: Arbeiter-Zeitung, 24.12.1950, S. 6
- Zehn neue Taxirufstellen. In: Neues Österreich, 10.10.1951, S. 4
- Der Ausbau des "Autorufes" - eine genossenschaftliche Leistung. In: Die gewerbliche Genossenschaft, Nr. 2 (1960), S. 10
Archivalien
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Handelsgericht, B78 - Handelsregister C: C 22/235 (Eintrag der Firma "Auto-Ruf" Gesellschaft m.b.H. ins Handelsregister)
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Handelsgericht, A47 - HRA-Registerakten: HRA 4024 (Handelsregisterakt der Firma Auto-Ruf-Unternehmung Ing. Rudolf Kröhling)
Literatur
- Die Leopoldstadt. Ein Heimatbuch. Wien: Lehrer-Arbeitsgemeinschaft 1937, S. 247
Einzelnachweise
- ↑ "Hallo, hallo, hier Standplatz Babenbergerstraße! In: Neues Wiener Journal, 6.10.1926, S. 9
- ↑ Siehe Betriebseröffnung der Autoruf-Telephone. In: Der Tag, 06.03.1927, S. 14 sowie Eine Minute warten! Die Erfahrungen mit den Autoruf-Telephonapparaten. In: Kleine Volks-Zeitung, 09.03.1927, S. 5
- ↑ Siehe "Hallo, hallo, hier Standplatz Babenbergerstraße! In: Neues Wiener Journal, 6.10.1926, S. 9 sowie Kinderkrankheiten des "Autoruf". In: Reichspost, 09.03.1927, S. 4
- ↑ Autoruf, Chauffeur und Publikum. In: Illustriertes Wiener Extrablatt, 27.09.1927, S. 14
- ↑ Etwas mehr Geduld! In: Der Tag, 09.03.1927, S. 4
- ↑ Autoruf, Chauffeur und Publikum. In: Illustriertes Wiener Extrablatt, 27.09.1927, S. 14
- ↑ Autoruf. In: Wiener Zeitung, 06.03.1927, S. 3
- ↑ Wieder Taxiruftelephone in Wien. In: Die Weltpresse, 17.08.1950, S. 16
- ↑ Die Taxirufstellen. In: Arbeiter-Zeitung, 24.12.1950, S. 6
- ↑ Zehn neue Taxirufstellen. In: Neues Österreich, 10.10.1951, S. 4
- ↑ Siehe: Der Ausbau des "Autorufes" - eine genossenschaftliche Leistung. In: Die gewerbliche Genossenschaft, Nr. 2 (1960), S. 10