Tennis
Ende 15. Jahrhundert wird dieses Ballspiel erstmal in Klöstern gespielt (Ursprung offenbar Kloster Moissac in Frankreich); von hier ging das Spiel auf den Adel über, dessen Söhne es während ihrer Erziehung in den Klöstern kennengelernt hatten. Im 16. Jahrhundert wird Tennis von Sir Robert Dallington, im 17. Jahrhundert von Shakespeare erwähnt. Auch in Wien entstanden Ballhäuser, welche Ballspielen dienten (ohne dass man einen Beweis für Tennis im engeren Sinn erbringen kann). Das heutige Tennis wird erstmals 1793 im englischen Sporting-Magazin beschrieben. Es waren auch Engländer, die 1885 den Wiener Lawn-Tennis-Club gründeten (der im Sommer auf dem Platz des Eislaufvereins spielte); es folgte 1887 der Lawn-Tennis-Club im Prater. Ab 1897 gab es die Meisterschaft von Wien, 1900 wurde die Tennissektion des „Wiener Park-Clubs" begründet. 1902 kam es zur Gründung des österreichischen Lawn-Tennis-Verbands in Wien (zunächst 27 Mitglieder). Bis in die Erste Republik blieb Tennis allerdings ein Freizeitvergnügen der gehobenen bürgerlichen Gesellschaft (etwa im Cottage); die Einschreibgebühren der Tennis-Clubs setzten höheres Einkommen voraus. Ab der Jahrhundertwende nahmen die Zeitungen zunehmend vom neuen „Modesport" Tennis Notiz. Es kam zu Vereinsneugründungen, die sich regen Zuspruchs erfreuten. Insbesondere als der Radfahrsport nicht mehr mondän genug war (weil sich das Fahrrad zu einem Massensportgerät und zum Verkehrsmittel entwickelte), wandten sich verschiedene Klubs dem Tennis zu (darunter auch der Wiener Cyclisten-Club, der ab 1900 seine Clubhalle 17, Rötzergasse 6, zur Verfügung stellte, bevor 1907 [nach der Fusion mit dem Wiener Sportclub] auch auf Freiplätzen gespielt wurde); ebenso bot der vornehmste Wiener Radsportverein, der Wiener Bicycle-Club, seinen Mitgliedern ab 1902 im Prater (2, Rustenschacherallee 1, neben dem „Adeligen Club" gelegen) in der Wintersaison Trainingsmöglichkeiten. Sektionen in anderen Vereinen folgten. Einer der Wegbereiter des sportlichen Aspekts war der Hietzinger Tennis-Club „Blau-Weiß" (ab 1948 war seine Herrenmannschaft 15mal österreichischer Meister; bekannte Cracks waren Hans Redl, Franz Saiko und Fred Huber). Wirtschaftstreibende erkannten die sich ihnen bietenden Chancen und erzeugten Tenniszubehör (beispielsweise „Thonet-Rackets", die als erste inländische Schläger bereits ab 1892 erzeugt wurden, Rackettaschen) und spezielle Tenniskleidung; gleichzeitig entstanden einschlägige Handelsbetriebe (insbesondere in der City und in der Mariahilfer Straße). Als in der Zwischenkriegszeit Tennis auch von Arbeitersportorganisationen gepflegt wurde, insbesondere jedoch in den 70er und 80er Jahren, nahm die Zahl der Tennisspieler so bedeutend zu, dass sich Tennis zum Massensport entwickelte.
Literatur
- Gilbert Norden: Tennis in Wien von 1878 bis zum Ersten Weltkrieg. In: Wiener Geschichtsblätter. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 50 (1995), S. 57 ff.
- Wilhelm Svoboda: Es lebe der Sport! In: Veröffentlichungen des Wiener Stadt-und Landesarchivs, Reihe B, 50 (1995), S. 57 ff.
- Heiner Gillmeister: Kulturgeschichte des Tennis. München 1990
- Roman Sandgruber: Anbandeln am Tennisplatz. Gillmeisters Geschichte des Ballspiels. In: Die Presse, 08./09.06.1991, S. X
- Walter Föger: Smash! Aufstieg Österreichs zur Tennisgroßmacht. 1992