Verlag der Wiener Volksbuchhandlung
48° 11' 58.90" N, 16° 21' 36.93" E zur Karte im Wien Kulturgut
Die Eröffnung der "Ersten Wiener Volksbuchhandlung, Ignaz Brand" wurde am 26. Jänner 1894 in der Arbeiter-Zeitung angekündigt. Der Inhaber der neuen Firma, der am 28. April 1844 in Znaim geborene Ignaz Brand, war, als er sich 1893 um eine Konzession bewarb, Buchhalter bei der Firma Gerold & Co. in Wien.
Im Gründungsjahr hatte Brand einen Buchhandlungsgehilfen namens Hugo Heller aus Stuttgart nach Wien geholt. Heller (1871-1923, Wien), der 1902 aus der Wiener Firma wieder ausschied, gründete im September 1905 seine eigene Buch- und Kunsthandlung in Wien und wurde eine der rührigsten Persönlichkeiten im Wiener Kulturleben. Er blieb weiterhin der Wiener Volksbildung verbunden.
Bereits im ersten Jahr der "Wiener Volksbuchhandlung" begann neben dem Sortimentsgeschäft, das sich besonders an Parteigenossen der Sozialdemokratischen Partei wendete, eine bescheidene Verlagstätigkeit. Im Jahre 1896 konnte die Volksbuchhandlung bereits als Verlag einiger Publikationen wie z. B der Neuen Glühlichter, des Österreichischer Arbeiter-Kalenders, des Eisenbahner-Kalenders usw. firmieren. Im März 1908 erfolgte die Protokollierung der "Wiener Volksbuchhandlung Ignaz Brand & Co." beim Wiener Handelsgericht. Nun war die Buchhandlung im Eigentum der Sozialdemokratischen Partei. Ende 1909 wies die Verlagsproduktion 192 Titel auf. Hierunter befanden sich Sozialpolitische Flugschriften, Wiener Arbeiterbibliothek, Lichtstrahlen, Volksschriften aber Gesundheitswesen und Sozialpolitik, Marx-Studien usw. Ende 1913 wurde die Zahl von 289 Titeln erreicht. Im Laufe des folgenden Jahres übernahm Robert Danneberg die Leitung der Volksbuchhandlung. Der Begründer Ignaz Brand beging am 13. Mai 1916 Selbstmord.
Die Verlagstätigkeit, die keine Belletristik miteinschloß, ging während der Kriegsjahre zurück, um dann 1919 einen „bedeutenden Aufschwung“ zu nehmen. Neue Zeitschriften und Publikationen kamen hinzu (z.B. "Bildungsarbeit", "Sozialistische Bücherei").
1929 wurde die Volksbuchhandlung die Zentraleinkaufsgesellschaft für die österreichischen Arbeiterbüchereien. Bis Ende 1932 erreichte die Verlagsproduktion 668 Titel. Die letzte Publikation, die vor Februar 1934 erscheinen konnte, war die Nummer 689. Nach dem Februar wurde die Volksbuchhandlung gesperrt.