Viktor Braun
Victor Braun, * 5. Juni 1825 St. Avold (Metz), † 18. Mai 1882 Argenteuil (Paris), Priester, Ordensgründer
Biografie
Viktor Braun wurde am 5. Juni 1825 als Sohn des Kaufmanns Anton Nikolaus Braun geboren; er war das neunte von elf Kindern. Sein Bruder Anton wurde ebenfalls Priester und starb 1885 als Jesuitenpater in Kanada. 1839 trat Viktor ins Priesterseminar zu Metz ein. Wegen seiner körperlichen Schwäche und zahlreichen Krankheiten musste er das Studium mehrmals unterbrechen, bis er schließlich am 14. Juni 1851 zum Priester geweiht wurde.
Der Priester wusste, dass er physisch für eine Pfarrei weniger geeignet war, und nahm daher die Stelle eines Erziehers, später des Direktors einer Schule an. Durch sein Verständnis und seine Hingabe gewann er rasch die Liebe der Kinder und das Vertrauen der Eltern, sowohl in St. Augustin als auch in Notre Dame in Metz sowie in den Jugendwerken zu Flavigny. Obwohl er sich als Erzieher bewährte, suchte Braun ein anderes Wirkungsgebiet; in Nancy nahm er sich um die Seelsorge der Armen und der Arbeiter an. In Paris wurde er zum geistlichen Leiter in einer "Besserungsanstalt" für junge Straffällige ernannt. Da er sich in seiner Seelsorge-Funktion aber zu sehr verausgabte, musste er sich erneut bei seiner Familie ausruhen und wurde daher für zwei Jahre Pfarrer in einem Dörfchen nahe seines Heimatortes, bevor er 1861 wieder nach Paris zurückging.
1862 trat Braun in den von Johann Leo Prevost in Paris gestifteten "Brüdern des heiligen Vinzenz von Paul" ein, die sich der Fürsorge der Arbeiter verschrieben hatten. Im Institut "Notre Dame de Grâce" im Pariser Viertel Grenelle traf er auf besonders viele Arbeiter und Lehrlinge aus Elsass-Lothringen und aus deutschen Staaten, deren Sprache er ja beherrschte. Die Gastarbeiter konnten sich weder im Alltag verständigen noch beichten, weshalb sich Pater Braun als ihr Landsmann besonders um sie kümmerte. Gleichzeitig fungierte der Priester auch als Seelsorger in der Pfarrei "Notre-Dame des Victoires", wo er ein beliebter Prediger war. Auch in dieser Gemeinde nahm er sich besonders der sozial gefährdeten Gastarbeiter, verlassener Kindern und Kranker an.
Bald konnte er die karitative Arbeit nicht mehr alleine bewältigen. Er suchte und fand Helferinnen, die sich in einer ordensähnlichen Gemeinschaft um ihn scharten. Viktor Braun weihte die Gruppe im Oktober 1866 dem Heiligsten Herzen Jesu. Nach anfänglichen Schwierigkeiten erhielt er schließlich die kirchliche Genehmigung zur Ordensgründung. Am 28. Februar 1868 fand die erste feierliche Einkleidung in Sèvres bei Paris statt. Während des Deutsch-Französischen Krieges 1870/71 kümmerten sich die neuen "Dienerinnen des Heiligsten Herzens Jesu" um die Verwundetenpflege in den Lazaretten und Ambulanzen. Als der Gründer der Wiener Freiwilligen Rettungsgesellschaft, Jaromir von Mundy, 1871 die Schwestern in einer Pariser Ambulanz an der Arbeit sah, fasste er den Plan, sie nach Wien zu holen. Nach dem Krieg mussten die "deutschen" Schwestern von Abbé Braun zeitweise Frankreich verlassen und verlagerten das Schwergewicht ihrer Arbeit nun in die Habsburger-Monarchie, aber auch nach Deutschland, nahe Köln.
Obwohl Braun inzwischen an Lungentuberkulose erkrankt war, bemühte er sich, den Auf- und Ausbau seiner Schwesterngemeinschaft vorwärtszubringen. Am 18. Mai 1882 starb der Ordensstifter im Mutterhaus der Kongregation in Argenteuil nahe Paris. Er hinterließ eine Kongregation mit rund 400 Mitgliedern. Aus der Schwesterngemeinschaft bildeten sich die drei "Provinzen" Frankreich, England und Österreich mit je drei eigenen Mutterhäusern in Argenteuil (1884), in Chigwell (1902) und in Wien (1893), die 2009 zusammen etwa 500 Mitglieder zählen. Der französische Zweig des Ordens wirkt in Frankreich, Belgien, Mali, Kolumbien und auf den Philippinen. Die Schwestern, die zum englischen Mutterhaus in Chigwell gehören, sind in England, Irland, Schottland, Wales, Kalifornien (USA), Kolumbien, Sambia, Uganda, El Salvador und auf den Philippinen tätig. Der Wiener Zweig wirkt neben Österreich auch in Deutschland, in Tschechien und in Polen. Ordensniederlassungen gibt es in Österreich neben dem Mutterhaus in Wien-Landstraße noch im Herz Jesu-Krankenhaus in Wien-Landstraße, im St. Josefs-Altersheim in Wien-Hietzing und in Gainfarn (Niederöster-reich). Zu den Tätigkeiten der Ordensmitglieder gehören neben pastoraler Arbeit Hort- und Kindergartenbetreuung, Krankenpflege, Altenpflege sowie die Betreuung von Menschen mit geistigen Behinderungen.
Ein Seligsprechungsverfahren für Viktor Braun wurde 1991 in der Erzdiözese Wien eingeleitet. 2003 kam der Prozess auf diözesaner Ebene zu einem positiven Abschluss und man übermittelte ihn zur weiteren Entscheidung nach Rom, wo das Verfahren seit 2007 läuft.
Literatur
- Kongregation der Dienerinnen des heiligsten Herzens Jesu. URL: http://www.herzjesu-schwestern.at/ [Stand: 01.02.2010]
- 130 Jahre Dienerinnen des heiligsten Herzen Jesu in Gainfarn. URL: http://www.bvgg.at/Festschrift130JahreOrg_tst.pdf [Stand: 01.02.2010]