Virgilius Schrutauer
Virgilius Schrutauer, * um 1435 Graz, † um 1499 (vor 27. August 1500) Wien (?), Beamter, Politiker, Gattin Hedwig, Tochter des Grazer Bürgers Ulrich Einpacher (Zerwürfnis um 1473, Flucht Hedwigs nach Graz 1497).
Biografie
Schrutauer ist 1450 in den Universitätsmatrikeln verzeichnet und ab 1465 auch urkundlich in Wien nachweisbar. 1465 war Schrutauer Kanzleischreiber, von 1468 bis 1484 Protonotar, in Wien weiters von 1468 bis 1479 Stadtanwalt und von 1479 bis 1485 Münzanwalt. Trotz dieser Vertrauensstellungen bei Friedrich III. wurde Schrutauer während der Belagerung Wiens durch König Matthias Corvinus von Ungarn (von 1483 bis 1485) dessen Parteigänger und nach der Kapitulation (1485) als Stadtanwalt von 1485 bis 1490 einer seiner Vertrauensleute in der Stadt; er ging, wie beispielsweise die unmenschliche Folterung Christoph Stegers 1488 zeigt, äußerst brutal gegen kaiserlich gesinnte Wiener Bürger vor. Nach der Rückkehr Wiens unter habsburgische Herrschaft (1490) floh Schrutauer aus der Stadt, kehrte jedoch 1494 nach Wien zurück; am 12. August 1499 wurde er zur Zahlung von 10.000 Gulden Schmerzensgeld an Steger verurteilt.
Sein Wappen zeigt im gevierten Schild einen Blitzstrahl oder den Buchstaben M sowie auf dem Helm eine gekrönte Gans, die eine Schlange im Schnabel hält.
Literatur
- Richard Perger/ Ferdinand Opll: Kaiser Friedrich III. und die Wiener 1483-1485. In: Ferdinand Opll / Richard Perger: Kaiser Friedrich III. und die Wiener 1483-1485. Briefe und Ereignisse während der Belagerung Wiens durch König Matthias Corvinus von Ungarn. Wien: Deuticke 1993 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 24), S. 104, Regesten 60, 62, 70, 149, 154, 176
- Richard Perger: Die ungarische Herrschaft über Wien 1485-1490 und ihre Vorgeschichte. In: Wiener Geschichtsblätter 45 (1990), S. 53 ff., besonders S. 73, S. 80, S. 87
- Richard Perger: Die Wiener Ratsbürger 1396 – 1526. Wien: Deuticke 1988 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 18), S. 244
- Richard Perger: Zur Herkunft und Versippung von Villacher Bürgerfamilien des 15. und 16. Jahrhunderts. In: Neues aus Alt-Villach 5 (1968), S. 31 ff., besonders S. 53 ff.