Wasserbehälter Neusiedl am Steinfeld
47° 46' 24.57" N, 16° 6' 46.47" E zur Karte im Wien Kulturgut
Der Wasserbehälter Neusiedl am Steinfeld befindet sich im Bezirk Neunkirchen in Niederösterreich entlang des Leitungsverlaufs der Ersten Hochquellenleitung und zählt mit seinem Fassungsvermögen von 600 Millionen Liter zu den größten Wasserbehältern Mitteleuropas. Bei seiner Inbetriebnahme 1958 war er sogar der größte geschlossene Wasserbehälter der Welt.
In den vier Kammern des Wasserbehälters mit jeweils einer Grundfläche von 16.616 Quadratmetern steigt das Wasser auf eine Füllhöhe von zehn Metern. Dabei werden sowohl für das Befüllen als auch für das Ablassen keine Pumpen benötigt. Der Druck des Wassers der Ersten Hochquellenleitung sowie die Einbindung des Behälters in das Gefälle der Ersten Hochquellenleitung ermöglichen, dass das Wasser ohne zusätzlichen Aufwand durch alle vier Kammern fließt. Die Decke des Behälters aus Eisenbeton wird neben den Außenwänden von jeweils 288 elf Meter hohen Säulen pro Kammer getragen. Durch die Überdeckung der Decke sowie der Abböschung der Außenwände mit Erde und der Begrünung dieser wirkt der Behälter als künstliche aber unscheinbare Erhebung des Geländes. Die Humusschicht sowie das Gras der Begrünung wirken neben der Sicherung der Böschung gleichzeitig auch als Isolierung um eine Erwärmung des Wassers im Behälter zu verhindern.
Vor dem Hintergrund des steigenden Wasserverbrauchs nach dem Zweiten Weltkrieg und den Prognosen des zukünftigen Wasserverbrauchs sah sich die Stadt Wien gezwungen durch das Speichern von Wasser in Behältern die Versorgungssicherheit auch in Zukunft zu gewährleisten. Mit Hilfe der bereits bestehenden Wasserbehälter in Wien konnten bis Ende der 1940er Jahre längere Trockenperioden oder Spitzenverbräuche an Hitzetagen kompensiert werden. Die Wasserbehälter fungieren dabei als wichtige Reserve und Ausgleich zwischen verfügbarer Wassermenge und dem tatsächlichen Verbrauch. 1950 war aber der Verbrauch derart angestiegen, dass die Wiener Wasserbehälter mit ihrem Speichervolumen von insgesamt 500.000 Kubikmetern den Verbrauch in Hitzeperioden nur maximal vier bis fünf Tage ausgleichen konnten. Mit der Fertigstellung des Wasserbehälters Neusiedl 1958 wurde das Speichervolumen der gesamten Wasserbehälter auf insgesamt 1,1 Millionen Kubikmeter mehr als verdoppelt, wodurch Überschussmengen der Hochquellenleitung gespeichert und Zeiträume verminderter Quellzuflüsse und erhöhter Verbräuche überbrückt werden können.
Erste Überlegungen zu einem Großspeicher dieser Dimension entlang der Ersten Hochquellenleitung wurden bereits in den 1930er Jahren angestellt. Doch fehlten die technischen Voraussetzungen für die Umsetzung. Lediglich die Baugründe am heutigen Standort wurden in dieser Zeit erworben. Mit dem Gemeinderatsbeschluss vom 30. November 1951 wurde der Bau des Wasserbehälters Neusiedl beschlossen. Nachdem weitere Grundstücke erworben sowie die Planungs- und Vorarbeiten abgeschlossen waren, wurde im November 1953 mit dem Bau begonnen. Nachdem die Kammern A bis D fertiggestellt wurden, konnten sie 1958 auf volle Betriebshöhe befüllt werden. Es folgte eine Prüfung der Wasserqualität durch das Gesundheitsamt, das die vollständige Inbetriebnahme und Eingliederung in das Leitungsnetz im Jahr 1959 genehmigte.
Im Zuge der Zukunftsstrategie „Wiener Wasser 2050“ der Magistratsabteilung 31 - Wiener Wasser ist für 2024 eine Erweiterung des Wasserbehälters Neusiedl geplant. Der Ausbau soll das Speichervolumen auf über eine Milliarde Liter erhöhen. (Stand Mai 2023)
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Literatur
- Alfred Drennig: 100 Jahre I. Wiener Hochquellenwasserleitung. Festschrift. Wien : Jugend u. Volk, 1973
- Anton Steinwender, Der Leitungsspeicher der I. Wiener Hochquellenleitung. In: Der Aufbau 4 (1951), S. 161-169