Wasserzeichen
Wasserzeichen sind in Papier eingearbeitete Bildmarken, die Auskunft über die Qualität und Herkunft des Papierbogens geben. Bereits im Mittelalter kennzeichneten Papiermühlen ihre Produkte, indem sie auf dem Drahtgeflecht des Schöpfsiebes ein Symbol aus Draht befestigten. Durch den Prozess der Papierproduktion hinterließ dieses Symbol einen Abdruck auf dem Papier. Diese Wasserzeichen sind im normalen Gebrauch kaum wahrnehmbar und werden erst durch Gegenlicht sichtbar.
Ursprung
Die Ursprünge der Papierproduktion liegen in China, wo erstmals im 2. Jahrhundert nach Christus die Produktion von Papier aus Seidenabfällen, Hanf, alten Lumpen, Rinden und Bast nachweisbar ist. Die Fasern wurden zerstampft, gekocht und gewässert und danach mit einem Sieb abgeschöpft, getrocknet und gepresst. Die Qualität des Papiers war vom verwendeten Material und dem Herstellungsprozess abhängig. Über den arabischen Raum gelangte diese Kulturtechnik schließlich im 12. Jahrhundert nach Europa.
In Europa begann man schon bald mit der maschinellen Massenproduktion von Papier, indem man mit Wasser betriebene Papiermühlen einsetzte. Die Verwendung von Wasserzeichen ist eine europäische Erfindung. Die frühesten Wasserzeichen sind 1282 in der Papiermühle von Fabriano (Italien, Provinz Ancona) dokumentiert. Nördlich der Alpen findet man die ersten Wasserzeichen im deutschen Sprachraum in den frühen Papiermühlen von Nürnberg und Ravensburg (um 1390).
Motive
Die für Wasserzeichen verwendeten Motive entstammen der gesamten mittelalterlichen Symbolwelt und zeigen damit Ähnlichkeiten mit der Bildwelt der Heraldik. So finden sich Kronen, Anker, Waagen, im 15. Jahrhundert auch besonders gern Ochsenköpfe, als Wasserzeichen. Mit zunehmender Kunstfertigkeit der Drahtfiguren wurden auch die Motive immer elaborierter.
Filigranologie
Da die Schöpfsiebe nach rund zwei Jahren erneuert werden mussten, lässt sich Papier durch die Abfolge von leicht modifizierten Wasserzeichen relativ genau datieren. Die wissenschaftliche Beschäftigung mit diesen Wasserzeichen ist Gegenstand der Filigranologie oder Wasserzeichenkunde, einer materialorientierten historischen Hilfswissenschaft.
Weblinks
Literatur
- Erwin Frauenknecht: Wasserzeichen. In: Südwestdeutsche Archivalienkunde [Stand: 18.12.2017]
- Papier im mittelalterlichen Europa. Herstellung und Gebrauch. Hg. von Carla Meyer/Sandra Schultz/Bernd Schneidmüller (Materiale Textkulturen 7), Berlin 2015.