Werkelmann
eine der populärsten Volksfiguren Alt-Wiens.
Das erste mechanische Flötenwerk dürfte in Frankreich von einem aus Modena stammenden Instrumentenmacher erzeugt worden sein; aus ihm entwickelte sich die sogenannte Leierorgel, die sich ursprünglich zum Tragen eignete (mittels einer Handkurbel wurde eine Walze bewegt, deren eingesetzte Stifte beim Abdrehen die Ventile öffneten beziehungsweise schlossen, wodurch die Orgelpfeifen fallweise ansprachen). Während ein solches Instrument in Berlin als Drehorgel bezeichnet wurde, hieß es in Wien schlicht Werkel; man baute sie ab Anfang des 19. Jahrhunderts mit Fahrgestellen, weil die Geräte wegen der verbesserten technischen Ausstattung schwerer geworden waren. In der Folge tauchten die Werkelmänner vor allem im Prater, im Augarten, am Kalvarienberg und bei Belustigungsorten auf, jedoch auch in der Stadt und in den Vorstädten (wobei als Standorte besonders Durchhäuser, Höfe und kleine Plätze gewählt wurden).
Viele Mechaniker spezialisierten sich auf den Bau der Werkel, die auch exportiert wurden (auch Johann Nepomuk Mälzel baute neben Musikautomaten Drehorgeln). Wegen des hohen Anschaffungspreises gab es auch eine Werkel-Leihanstalt.
Die Werkelmänner waren ursprünglich meist invalide Kriegsveteranen aus der maria-theresianischen Zeit. 1838 gibt der "Hans-Jörgel" die Zahl der Wiener Werkelmänner mit rund 800 an; 1900 gab es noch 120, 1914 100 und 1920 57 Lizenzen. Da nach dem Wiener Theatergesetz 1930 keine neuen Lizenzen mehr vergeben wurden, nahm deren Zahl rasch ab (1938 40; 1946 7, 1958 3). Zu den letzten Werkelmännern gehörten Karl Strnat (auf der Mariahilfer Straße) und Franz Radosta (in Favoriten).
Literatur
- Otto Krammer: Wiener Volkstypen. 1983, S. 136 ff.