Wiener Vereine im Europacup (Fußball)

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Eintrittskarte vom bisher letzten Europacup-Finale eines Wiener Vereins, SK Rapid - Paris SG, 8. Mai 1996
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BildunterschriftInformation, die unterhalb des Bildes angezeigt werden soll Eintrittskarte vom bisher letzten Europacup-Finale eines Wiener Vereins, SK Rapid - Paris SG, 8. Mai 1996

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Seit der Saison 1955/1956 richtet der europäische Fußballverband UEFA länderübergreifende Fußball-Bewerbe für Vereinsmannschaften aus (1. Europacup der Landesmeister, ab 1992/1993 Champions League; 2. Messestädte-Cup (noch kein UEFA-Bewerb), ab 1971/1972 UEFA-Cup, ab 2008/2009 Europa League; 3. Europacup der Cupsieger 1960/1961-1998/1999), an denen auch die Wiener Vereine Admira, Austria, Rapid, Wiener Sport-Club und Vienna teilnahmen oder teilnehmen. Die meisten Europacup-Matches absolvierte Rapid (256), gefolgt von der Austria (207), der Admira (bzw. ihrem niederösterreichischen Nachfolgeverein FC Admira Wacker Mödling) (40), dem Wiener Sport-Club (33) und der Vienna (8). Keiner der Wiener Vertreter konnte bislang einen dieser Bewerbe gewinnen, Rapid (1985 und 1996) bzw. Austria (1978) erreichten Finali.[1]

Vorläufer, Entstehung und Geschichte des Europacups

1. Mit dem “Mitropacup“ (1927-1940, 1951 (einmalig als „Zentropacup“ in Turnierform), 1955-1992), einst auf Initiative von Funktionären des tschechischen, ungarischen und - federführend - des Wiener Profifußballs (Verbandskapitän Hugo Meisl, Rapid-Präsident Hans Fischer) entstanden, und dem „Coupe Latine“ (1949-1957), an dem die Meister aus Frankreich, Italien, Spanien und Portugal teilnahmen, bestanden in Europa bereits vor Einführung des Europacups der Landesmeister in der Saison 1955/1956 zwei länderübergreifende, allerdings auch regional beschränke Pokalwettbewerbe. Diese erfolgreichen Vorbilder dienten den Initiatoren und Planern des Europacups, den Journalisten der französischen Sportzeitung „L'Equipue“ Gabriel Hanot und Jacques Ferran, als Anregung für ihr Projekt eines gesamteuropäischen Cups für Vereinsmannschaften. Kurz nach dem ersten Kongress der 1954 gegründeten UEFA am 2. März 1955 in Wien wurde der Plan der „L'Equipue“ von FIFA und UEFA autorisiert, von letzterer Institution mit der Ausrichtung des Europapokals der Landesmeister in die Tat umgesetzt. Ursprünglich dachte man an einen Bewerb nicht unbedingt für die Landesmeister, sondern für die populärsten Klubs jedes Landes. Deshalb wurde in der Gründungssaison zum Beispiel nicht der regierende österreichische Meister Vienna eingeladen, sondern der SK Rapid. Im Halbfinale (2. Runde bei 16 Teilnehmern) unterlagen die Grün-Weißen allerdings dem italienischen Meister AC Milan klar mit dem Gesamtergebnis von 2:8. Die ersten fünf Konkurrenzen des Bewerbs (1955/1956-1959/1960) gewann Real Madrid, das nach dem letzten Erfolg 2015/2016 mit aktuell 11 Titeln bei 14 Finalteilnahmen auch Rekordsieger ist. Seit der Saison 1992/1993 firmiert der Bewerb unter dem Namen „Champions League“, schon 1991/1992 war der Pokalmodus durch eine Gruppenphase, die mittlerweile die Norm darstellt, in Richtung Turnier- bzw. Meisterschaftsmodus aufgeweicht worden.[2]

2. Ebenfalls im Frühjahr 1955 wurde in Basel auf Initiative der Verbandspräsidenten Ottorino Barassi (Italien), Sir Stanley Rous (England) und Ernst Thommsen (Schweiz) die Ausrichtung eines zunächst nicht von der UEFA veranstalteten sogenannten „Messestädte-Cups“ für Auswahlen aus 11 Städten mit regelmäßig stattfindenden Handelsmessen, darunter auch Wien, beschlossen. Die Städte wurden teils von Selektionen, zunehmend aber von Klubmannschaften repräsentiert, von 1964/1965 an nur mehr von Vereinen. Wien nahm erst ab 1962/1963 teil, der erster Vertreter war der SK Rapid, der sich dem Belgrader Vertreter Roter Stern in zwei Spielen knapp 1:2 geschlagen geben musste (keine Auswärtstorregel). Die erste, von 1955-1958 ausgetragene Konkurrenz hatte die Stadt Barcelona (FC Barcelona) für sich entschieden. Barcelona gilt mit 3 Titeln auch als Rekordsieger des Messestädte-Cups und konnte am 22. September 1971 ein aufgrund der Einstellung des Bewerbs angesetztes Entscheidungsspiel um die Trophäe gegen den Leeds United FC gewinnen. Ab der Saison 1971/1972 übernahm die UEFA den Wettbewerb, benannte ihn in UEFA-Cup um, seit 2008/2009 heißt er Europa League. Wie beim Meisterpokal wurde auch beim UEFA-Cup der Spielmodus durch die Einführung von Gruppenphasen (ab 2004/2005) vom Pokalmodus zunehmend in Richtung eines Turnier- bzw. Meisterschaftsmodus entwickelt. Der erste Sieger des UEFA-Cups war der Londoner Verein Tottenham Hotspurs FC, Rekordsieger ist der FC Sevilla mit 5 Titeln.[3]

3. Der Europacup der Cupsieger schließlich entstand auf Initiative des am 13. Februar 1960 in Wien tagenden Mitropacup-Komitees und wurde ab der Saison 1906/1961 ausgespielt. Als erster österreichischer Verein nahm der regierende Cupsieger Austria teil, schieb aber gegen den englischen Vertreter Wolverhampton Wanderers mit dem Gesamtergebnis von 0:7 schon in der ersten Runde aus. Der Cup der Cupsieger wurde zuletzt in der Saison 1998/1999 ausgespielt und vom italienischen Vertreter SSC Lazio Rom gewonnen. Seither nehmen die nationalen Pokalsieger am UEFA-Cup bzw. der Europa League teil. Erster Sieger des Bewerbs war der AC Florenz. Rekordsieger ist mit 4 Titeln der FC Barcelona, der erstmals 1978/1979 siegreich blieb, mit einer Mannschaft, der auch der Wiener Hans Krankl angehörte.

Erfolge von Wiener Mannschaften

Die Gesamtbilanz aller bisherigen 544 Europacup-Spiele mit Wiener Beteiligung ist entsprechend dem Bedeutungsverlust des Wiener Fußballs, welcher durch Entwicklungsversäumnisse spätestens nach dem letzten großen Erfolg der „Wiener Schule“ - dem 3. Platz der Nationalmannschaft bei der WM 1954 – einsetzte, eine negative: 202 Siegen stehen 221 Niederlagen gegenüber. Dabei setzte es mitunter hohe Niederlagen wie etwa das 0:7 der Austria im UEFA-Cup 1972/1973 bei der bulgarischen Mannschaft Beroe Stara Zagora, oder das 0:6 von Rapid beim FC Valencia in der Europa League 2015/2016. Negativ ist die Bilanz auch für den österreichischen Fußball insgesamt, deren mit einigem Abstand zu Rapid und Austria häufigste Vertreter außerhalb Wiens bislang Red Bull Salzburg (inkl. des 2005 übernommenen SV Austria Salzburg 130 Spiele), Sturm Graz (114 Spiele), Wacker Innsbruck (SWW Innsbruck, SSW Innsbruck, FC Wacker Tirol, FC Tirol) (95 Spiele) und der Grazer AK (64 Spiele) waren. Auch die Einzelbilanzen der österreichischen Vereine sind, ausgenommen jene von Red Bull Salzburg und der Vienna, negativ.

Nichtsdestotrotz konnten Mannschaften aus Wien in allen drei Bewerben Achtungserfolge erzielen. Die Austria erreichte in den Saisonen 1978/1979 (Meistercup) und 1982/1983 (Cup der Cupsieger) das Semifinale, Rapid in der Saison 1960/1961 (Meistercup). In der jüngeren Vergangenheit konnten Rapid und Austria drei Teilnahmen an der Gruppenphase der Champions League (Rapid 1996 und 2005, Austria 2013) und Rapid zudem das Sechzehntelfinale der Europa League (2015/2016) für sich verbuchen. Als Einzelergebnis ragt das 7:0 des Wiener Sport-Clubs im Europacup der Landesmeister am 1. Oktober 1958 im Wiener Praterstadion gegen den italienischen Champion Juventus Turin heraus.

Finalteilnahmen von Rapid (2) und Austria (1)

Die größten Erfolge von Wiener Vereinen im Europacup stellen aber wohl die drei Finalteilnahmen von Rapid und Austrian im Europacup der Cupsieger dar. In der Saison 1977/1978 erreichte die Austria als erster Wiener und österreichische Verein das Finale im Cup der Cupsieger, das am 3. Mai 1978 im Prinzenpark-Stadion von Paris gegen den belgischen Vertreter RSC Anderlecht allerdings klar mit 0:4 verloren ging. Vorausgegangen war ein dramatisches Halbfinalrückspiel gegen Dynamo Moskau, bei dem die Veilchen am 12. April 1978 vor 72.000 Zuschauern im Praterstadion zuerst in die Verlängerung gehen mussten und dann das Elfmeterschießen knapp mit 7:5 für sich entschieden.

Sogar zwei Finalteilnahmen in diesem Bewerb hat Rapid vorzuweisen: erstmals 1984/1985, als nach legendären Siegen wie jenem im Wiederholungsspiel am 12. Dezember 1984 im Old Trafford-Stadion von Manchester gegen den Celtic FC aus Glasgow (1:0, gesamt 4:1) und dem 5:0 Heimsieg (nach 0:3 Auswärtsniederlage) am 20. März 1985 im Gerhard-Hanappi-Stadion gegen Dynamo Dresden das Endspiel erreicht wurde. In diesem unterlagen die Grün-Weißen am 15. Mai 1985 im Feyernoord-Stadion von Rotterdam dem englischen Vertreter Everton FC allerdings mit 1:3. In der Saison 1995/1996 erreichte der SCR wieder das Finale des Europacups der Cupsieger. Gegner war Paris Saint-Germain. Wieder ging das am 8. Mai 1996 im Brüsseler Stade Roi Boudouin statthabende Endspiel verloren, allerdings nur knapp mit 0:1. Wieder waren dem Finale legendäre Siege vorausgegangen, wie etwa das 4:0 n.V. gegen Sporting Lissabon am 2. November 1995, oder das 3:0 gegen Feyernoord Rotterdam am 18. April 1996, beide im Wiener Ernst-Happel-Stadion, letztere Begegnung vor 48.000 Zuschauern. Hinzuzufügen ist freilich, dass sowohl Austria, als auch Rapid aufgrund des Spielmodus dieses Bewerbs schon nach nur vier überstandenen Runden im Endspiel standen. Die Ausweitung der UEFA-Bewerbe samt Einführung diverser Qualifikationsrunden machen es aktuell nötig, bis zu acht Runden (darunter eine Gruppenphase mit 6 Spielen) zu überstehen, um in ein Finale einzuziehen.

Wiener Spieler und Ihre Erfolge im Europacup

Immer wieder waren Spieler aus Wien, die teils bei Wiener Vereinen tätig gewesen waren, bevor sie als Legionäre ins Ausland gingen, oder auch Trainer mit Wiener Wurzeln, im Europacup erfolgreich: Franz Hasil gewann 1970 als erster Wiener und österreichischer Spieler den Europacup der Meister und den Weltcup. Sein Trainer war Ernst Happel, der mit dem Hamburger SV 1983 diesen Bewerb ein zweites Mal für sich entscheiden konnte. Hans Krankl blieb 1979 mit dem FC Barcelona im Cup der Cupsieger siegreich und erzielte im Finale gegen Fortuna Düsseldorf den Treffer zum 4:2 (Endergebnis 4:3). Es handelt sich um den ersten Treffer eines Österreichers und Wieners in einem Endspiel des Europacups, den zweiten und bisher letzten erzielte ebenfalls Krankl, am 15. Mai 1985 bei Rapids 1:3-Niederlage gegen den Everton FC im Finale des Europacups der Cupsieger. Andreas Herzog konnte 1996 als Spielgestalter mit dem SV Werder Bremen den UEFA-Cup gewinnen. In der jüngeren Vergangenheit blieb David Alaba mit dem FC Bayern München 2013 in der Champions League erfolgreich und Marko Arnautović stand im Kader von Inter Mailand, das den gleichen Bewerb 2010 gewinnen konnte.

Der Spieler mit den meisten Einsätzen im Europacup für einen Wiener Verein ist aktuell der Deutsche Steffen Hofmann, der zwischen 2005/2006 und 2015/2016 bisher 67 Mal für Rapid auflief. Hofmann ist ex aequo mit dem gebürtigen Wiener Peter Pacult (als Spieler für Rapid (1984-1986), FC Tirol (1986-1992) und Austria (1995/1996) im Europacup tätig) mit 21 Treffern auch Rekordtorschütze eines Wiener Vereins in den UEFA-Bewerben. Erich Obermayer hat für die Austria zwischen 1971/1972 und 1988/1989 insgesamt 59 Einsätze absolviert und rangiert damit unter den gebürtigen Wienern als Rekordspieler eines Wiener Klubs. Anzumerken ist hier freilich erneut, dass die Ausweitung der UEFA-Bewerbe seit den 1990er-Jahren zu einer Verfälschung der Einsatz und Torstatistiken zugunsten der in der jüngeren Vergangenheit und aktuell aktiven Spieler beiträgt.

Literatur

  • Karl Kastler: Fußballsport in Österreich. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Linz: Trauner 1972

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Siehe für diese und alle, österreichische Vereine betreffende Zahlen dieses Artikels die Europacupstatistiken der Österreichischen Fußballdatenbank Austria Soccer, Stand 25.02.2016.
  2. Entstehung und Geschichte des Europacups der Landesmeister und der Champions League auf der Website der UEFA
  3. Entstehung und Geschichte des Messestädte-Cups, des UEFA-Cups und der Europa League auf der Website der UEFA