Ernst-Happel-Stadion
48° 12' 26.63" N, 16° 25' 14.27" E zur Karte im Wien Kulturgut
Das Ernst-Happel-Stadion (2., Meiereistraße 7) ist mit einem Fassungsvermögen von 47.500 Zuschauern das größte Sport-Stadion Österreichs. Die 1931 eröffnete Sportstätte wurde per Gemeinderatsbeschluss am 14. Jänner 1993 in „Wiener Praterstadion – Ernst-Happel-Stadion“ umbenannt. Ernst Happel (1925–1992), der Namenspatron, war ein Wiener Fußballer, international tätiger Trainer und Teamchef der österreichischen Nationalmannschaft in den Jahren 1991 und 1992. Das Ernst-Happel-Stadion ist Heimstätte der österreichischen Nationalmannschaft und war Schauplatz von vielen internationalen Fußballspielen wie etwa sechs Finalbegegnungen in den diversen Europacupwettbewerben sowie Austragungsort des Finalspiels der Fußballeuropameisterschaft 2008.
Grundsteinlegung und Standortdebatte
Der Bau eines öffentlichen zentralen Stadions wurde seitens der Stadt Wien schon 1915 ins Auge gefasst. Doch die prunkvollen Entwürfe, etwa ein Bau beim Schloss Schönbrunn mit monumentaler Fassade oder ein Stadion mit Schwimmbad und Autorennbahn am Fasangarten wurden nicht realisiert. Seitens der Stadtregierung war man sich aber einig, dass das neue Stadion ein Musterbau für den Sport werden sollte. Das Stadion sollte die verschiedensten sportlichen Interessen unter einen Hut bringen - allen voran die der Fußballer, Radfahrer und Leichtathleten.
Die Grundsteinlegung für das Stadion im Prater erfolgte anlässlich des zehnjährigen Bestands der Ersten Republik am 12. November 1928. Die österreichische Sozialdemokratie setzte sich damit ein symbolträchtiges Zeichen. Der Granitblock, der als Grundstein dienen sollte, wurde zunächst provisorisch in der Prater-Hauptallee aufgestellt. Es war noch nicht entschieden, wo das Stadion einmal stehen sollte - im Augarten, am Cobenzl, auf der Hohen Warte oder im Prater. Hohe Warte und Prater waren einander jedenfalls ebenbürtig, denn dort hatte immerhin die Geschichte des Wiener Fußballs begonnen. Das allererste offizielle Fußballmatch in Wien wurde am 15. November 1894 auf der Jesuitenwiese zwischen den beiden Vereinen "Vienna Cricket and Football Club" und dem "Vienna Football Club" (kurz "Vienna" genannt) ausgetragen. Es endete mit einem 4:1 für die "Heimmannschaft".
Architektur und Eröffnung
Das Wiener Praterstadion war von Beginn an als Österreichisches Nationalstadion konzipiert. Nach den Plänen des deutschen Architekten Otto Ernst Schweizer in dreijähriger Bauzeit errichtet, entsprach die für die damalige Zeit innovative Stadionanlage ganz den Grundsätzen der egalitären Arbeitersportbewegung. Möglichst auf allen Plätzen sollte eine gute Sicht gewährleistet sein. Bei den Planungen wurden Anleihen an Stadien anderer europäischer Großstädte genommen, wie zum Beispiel dem Wembley Stadion.[1] Schweizer konzipierte nicht nur eine Sportarena, sondern zugleich ein ausuferndes multifunktionales Sportzentrum mit Badeanlage, Radrennbahn, Freilichtbühne, Tennis- und Trainingsplätzen, Turnhallen, einer Sportschule mit Hörsälen und Bibliothek. Auch wenn nicht alles Geplante realisiert wurde, so waren die ZeitgenossInnen doch beeindruckt.
Die Eröffnung erfolgte am 11. Juli 1931 mit einer Begegnung der Arbeiterfußballauswahl Wien gegen ihr niederösterreichisches Pendant vor 25.000 Zuschauern. Eine Woche später folgte mit der zweiten "Arbeiter-Olympiade"[2] (19. bis 26. Juli 1931) die erste Großveranstaltung, bei der rund 25.000 Sportler in 117 Disziplinen antraten.
Der erste Auftritt der österreichischen Fußballnationalmannschaft fand am 13. September 1931 statt, als das Wunderteam unter Bundeskapitän Hugo Meisl vor rund 50.000 Zuschauern mit 5:0 Deutschland besiegte. Aufgrund seiner Modernität und seiner zentralen Lage überholte das Praterstadion das Stadion Hohe Warte bald an Bedeutung. So wurden in der Folge bedeutende Meisterschaftsspiele, internationale Begegnungen, etwa im Mitropapokal oder Auftritte des österreichischen Nationalteams, vermehrt im Wiener Prater ausgetragen. Noch konnte das Praterstadion aber die Zuschauerrekorde der Hohen Warte nicht knacken.
Politische Vereinnahmung
In den 1930er Jahren wurde das Stadion sowohl von der Dollfuß-Schuschnigg-Diktatur als auch später von den Nationalsozialisten propagandistisch genutzt. So fand am 3. April 1938 unter den neuen nationalsozialistischen Machthabern das Versöhnungsspiel zwischen einer Auswahl des „Gaus Österreich“ – gleichbedeutend mit der österreichischen Nationalmannschaft – und der deutschen Nationalmannschaft im Wiener Praterstadion statt.
Das Wiener Praterstadion wurde nach der Annexion Österreichs durch die Deutsche Wehrmacht zunächst zur Kaserne umfunktioniert und wurde unter anderem Sitz des Planungsbüros der Nationalsozialisten. Sportereignisse fanden noch statt, so zum Beispiel die Studentenweltspiele im August 1939, zwei Wochen vor Kriegsbeginn. Bis zur Befreiung Österreichs im April 1945 gab es verschiedene Fußballspiele österreichischer gegen deutsche Mannschaften (zum Beispiel Admira gegen Schalke), bei denen es wiederholt zu Demonstrationen kam.
Im September 1939 diente die Sportstätte als Internierungs- und Deportationsort für rund 1.000 jüdische Männer und männliche Jugendliche, die 1939 ins Konzentrationslager Buchenwald deportiert wurden.[3] Eine Gedenktafel in der Ehrenhalle erinnert heute an die dunkelste Zeit des Wiener Stadions. 1944 wurde das Stadion laufend von Bombenangriffen der Alliierten heimgesucht, die dem Planungsbüro der Wehrmacht galten. Der Sektor E wurde total zerstört, die Radrennbahn unbrauchbar gemacht, das Stadionbad wurde ein Opfer der Flammen.
Rot-weiß-rote Rückkehr
Nach Kriegsende wurde der Spielbetrieb im Prater wieder relativ schnell aufgenommen. So fand das erste Fußballspiel am 6. Dezember 1945 statt, als die österreichische Nationalmannschaft mit 4:1 vor 55.000 Zuschauern ihr französisches Gegenüber besiegte. Durch den Bau eines dritten Zuschauerrangs Mitte der 1950er Jahre bis 1960 erhöhte sich das Fassungsvermögen des Stadions auf rund 90.000 Personen.
Gleichzeitig wurde eine Flutlichtanlage mit vier Masten errichtet. Die Eröffnung dieser Riesenanlage fand anlässlich des Europacupspiels Rapid gegen Real Madrid statt. Ernst Happel schoss damals alle drei Tore beim glanzvollen 3:1 Sieg der Wiener. 1959 wurde der Umbau des Wiener Praterstadions zu einer modernen Mehrkampfbahn abgeschlossen. Mit 91.000 Zuschauern wurde am 30. Oktober 1960 beim 3:0 Länderspielsieg Österreichs über Spanien die größte jemals in Österreich dokumentierte Zuschauerzahl bei einer Fußballbegegnung erzielt. Ähnlich viele Zuschauer fanden sich beim Länderspiel gegen England am 27. Mai 1961 im Wiener Prater ein. Einen bis heute für Wien unerreichten Besucherrekord brachte das Spiel gegen die UdSSR, das vor 90.726 Zuschauern mit einem 3:1-Sieg der Österreicher endete. Doch in der Folge blieben diese Zahlen außer Reichweite, da die Anzahl der Stehplätze in der Sportanlage zugunsten der Sitzplätze laufend verringert wurde, wodurch das Fassungsvermögen bis 1965 auf 72.000 Plätze fiel.
Umbau
In den 1980er Jahren verlor das mittlerweile in die Jahre gekommene Stadion mit seinem Betonoval an Attraktivität. Auch gingen allgemein die Zuschauerzahlen bei Fußballbegegnungen in Österreich zurück und im Praterstadion fanden, bis auf einige Europacupspiele, zumeist nur mehr Länderspiele statt. Der Zahn der Zeit nagte am Gebäude, was sich bei der Meisterfeier Rapids am 29. Mai 1982, in deren Verlauf ein Geländer brach und elf Fußballfans verletzt wurden, zeigte.
So wurde zwischen 1984 und 1985 eine dringend notwendige Generalsanierung durchgeführt. Tragwerke und Oberflächen wurden saniert, die Sitzanlagen erneuert. Herzstück des Großbauvorhabens war eine Gesamtüberdachung nach dem so genannten Knotenpatent (Frantl, Hofstätter, Zemler und Raunich). Mit einer Auskragung von circa 50 Metern zur Stadionmitte gehört das elliptische Dach zu einem der weitgespanntesten der Welt (277 Meter auf 223 Meter). Ganz neu wurde auch die Flutlichtanlage gestaltet, die nicht mehr auf Masten, sondern in die neue Überdachung integriert wurde. Das Fassungsvolumen wurde auf 62.000 Sitzplätze reduziert.
Die Wiedereröffnung des rundumerneuerten Stadions fand am 29. Oktober 1986 bei einem 4:1 Sieg im freundschaftlichen Länderspiel gegen die BRD vor 55.000 Zuschauern statt.
Europacupfinals unter Praterhimmel
Neben dem Auftritt der Salzburger im UEFA-Cup (1993/1994) war das Wiener Praterstadion bzw. Ernst-Happel-Stadion weitere fünfmal Schauplatz eines Europacupfinals. Begegnungen fanden viermal im Europapokal der Landesmeister (1964, 1987, 1990) bzw. der Champions League (1995) sowie einmal im Europapokal der Pokalsieger (1971) statt. Im Meistercup besiegte am 27. Mai 1964 Inter Mailand vor 71.333 Zuschauern Real Madrid mit 3:1. Auf den Tag genau 23 Jahre späte triumphierte Außenseiter FC Porto mit 2:1 über den FC Bayern München. Am 23. Mai 1990 konnte AC Mailand über Benfica Lissabon gewinnen. Fünf Jahre später mussten sich die Italiener in der Champions League Ajax Amsterdam mit dem gleichen Resultat geschlagen geben.
UEFA EURO 2008
Nachdem am 12. Dezember 2002 Österreich und die Schweiz den Zuschlag für die Fußball-Europameisterschaft 2008 (UEFA EURO 2008) erhalten hatten, wurde die Sportstätte ab 2004 adaptiert und die Kapazität gemäß den UEFA-Vorgaben auf 53.295 Plätze gesenkt. Zum Start der Europameisterschaft wurde die U-Bahn-Linie U2 bis zur Spielstätte verlängert, wobei durch ein drittes Gleis in der Station „Stadion“, auf dem mit Hilfe eines Zubringergleises von Erdberg zum Abtransport der Besucher Verstärkerzüge eingeschoben werden können, eine Verdoppelung der Kapazität möglich ist.
Im größten Stadion der beiden Euro-Austragungsländer kamen sieben Spiele zur Austragung. Drei Vorrundenspiele und alle Begegnungen der österreichischen Nationalmannschaft fanden im Prater statt, wobei in der zweiten Vorrundenbegegnung beim 1:1 gegen Polen Ivica Vastic den einzigen österreichischen Treffer per Strafstoß erzielen konnte. Damit ist der damals 38 jährige Vastic bis heute der älteste Torschütze bei einer Europameisterschaftsendrunde.
Beide Wiener Viertelfinalbegegnungen wurden per Elfmeterschießen entschieden. Türkei konnte sich nach dramatischem Spielverlauf gegen Kroatien durchsetzen. Spanien überwand den regierenden Weltmeister Italien. Die Iberer verblieben in Wien und konnten im einzigen Halbfinalspiel im Prater den Gegner Russland mit 3:0 sicher besiegen. Am 29. Juni 2008 fand vor ausverkauftem Haus das Finalspiel der UEFA Euro 2008 zwischen Spanien und Deutschland statt, das durch ein Tor von Fernando Torres (33. Minute) zugunsten der Spanier entschieden wurde. Damit durfte der spanische Mannschaftskapitän Iker Casillas den Siegespokal, den „Coupe Henri-Delaunay“ in den Praternachthimmel stemmen. Die Iberer krönten sich an diesem Tag nach 1964 zum zweiten Mal zum Europameister.
Papst, Boxen und die Rolling Stones
Neben dem dominierenden Fußball wurden aber auch andere Sportarten – etwa Boxen, Leichtathletik, Radrennen, Tennis- und Speedwayveranstaltungen – im Praterrund durchgeführt. Am 3. Juni 1950 errang hier Joschi Weidinger den Box-EM-Titel im Schwergewicht. Ilona Gusenbauer stellte am 4. September 1971 mit 1,92 Metern einen neuen Weltrekord im Hochsprung auf. 1990 fand das Tennis Daviscup-Halbfinale gegen die USA hier statt. Ab den 1980er Jahren wurde das Stadion auch Austragungsort sportferner Massenveranstaltungen. So fand am 10. September 1983 hier anlässlich des Katholikentags der Besuch von Papst Johannes Paul II. statt. Die lange Reihe von Rock- und Popkonzerten eröffneten am 3. Juli 1982 die Rolling Stones.
Uneinnehmbare Heimfestung des "Wunderteams" (1931 bis 1932)
Neben der Wiener Hohen Warte - in den 1930er-Jahren Europas größte Naturarena mit einem Fassungsvermögen für mehr als 90.000 Zuschauerinnen und Zuschauern - wurde das Wiener Praterstadion zur uneinnehmbaren Heimfestung des "Wunderteams" - des besten Nationalteams, das Österreich je hervorbrachte.
Rekordsieg in der WM-Qualifikation (1953)
Anfang der 1950er-Jahre waren Länderspiele der österreichischen Nationalmannschaft stets ausverkauft. Die Karten waren begehrte Handelsobjekte. Durchschnittlich 65.000 Zuschauerinnen und Zuschauer im Wiener Praterstadion wurden Zeugen von legendären Länderspielen. Große Fußballnationen wie Italien (1:0), Ungarn (5:2), Schottland (4:0), Belgien (2:0) und Irland (6:0) wurden im Praterstadion regelrecht vorgeführt.
Am 27. September 1953 schrieb die österreichische Nationalelf mit einem 9:1 gegen Portugal heimische Fußballgeschichte. Der bisher höchste Sieg in einer WM-Qualifikation machte nicht nur einige Spieler zu Superstars (allen voran Erich Probst, der an diesem Abend fünf Tore erzielte), der Erfolg brachte Österreich auch an die Spitze der europäischen Fußballnationen. Glanzvoller Höhepunkt der Erfolgsepoche bedeutete die Weltmeisterschaft 1954 in der Schweiz, bei der Österreich mit Happel, Hanappi, Ocwirk, Probst und Co den dritten Platz, und somit die beste WM-Platzierung aller Zeiten belegte.
Wiener Sport-Club schreibt Europacupgeschichte (1958)
Am 1. Oktober 1958 schreibt der Wiener Sport-Club österreichische Fußballgeschichte. In der ersten Runde des Europacups der Meister wird die hoch favorisierte Mannschaft von Juventus Turin nach einem 3:1-Sieg im Heimspiel im Wiener Praterstadion mit 7:0 aus dem Bewerb geschossen. Josef Hamerl erzielte in diesem Spiel vier Tore und erlangte durch diese Leistung fußballerischen Weltruhm. Das Ergebnis war der bisher größte sportliche Erfolg einer heimischen Klubmannschaft gegen eine europäische Spitzenmannschaft.
Der Wiener Sport-Club war 1958 und die Jahre danach in der Heimat aber auch international sehr erfolgreich. Zwischen dem 17.6.1957 und dem 12.9.1959 feierte der Wiener Sport-Club unter Trainer Hans Pesser in 55 Meisterschaftsspielen 43 Siege, spielte elf mal unentschieden und musste lediglich eine einzige Niederlage hinnehmen. Die Spieler der Meistermannschaft waren Rudolf Szanwald, Erich Hasenkopf, Heinrich Büllwatsch, Alois Jaros, Leopold Barschandt (Kapitän), Rudolf Oslansky, Walter Horak, Adolf Knoll, Erich Hof, Josef Hamerl und Karl Skerlan.
Zuschauerrekord unter der Decker-Ära (1960/61)
Zu Beginn der 1960er-Jahre setzte der österreichische Fußball unter der Führung von Karl Decker (1960 bis 1966) zu neuen internationalen Höhenflügen und einer beachtlichen Siegesserie an. Bis Oktober 1961 konnten von zehn Länderspielen neun gewonnen werden: besiegt wurden Schottland, zwei Mal die Sowjetunion, Spanien, auswärts Italien, England und zwei Mal Ungarn (davon erstmals seit 29 Jahren wieder in Budapest).
Begonnen hat es am 29. Mai 1960 im Praterstadion, als Schottland 4:1 geschlagen wurde. Die beiden Rapidler Gerhard Hanappi und Ernst Hof vom Wiener Sport-Club waren an dem Abend besonders erfolgreich. Nachdem im September die Sowjetunion mit 3:1 besiegt wurde, sprach die internationale Presse von einem neuen Wunderteam. Der sportliche wie auch wirtschaftliche Höhepunkt der Decker-Ära wurde am 30. Oktober 1960 erreicht: Mit 90.726 zahlenden Zuschauerinnen und Zuschauern wurde ein Rekord für ewige Zeiten aufgestellt, da nach dem Umbau auf mehr Sitzplätze das Wiener Praterstadion ursprünglich nur mehr knapp über 70.000 fasste. Die Rekordmenge bekam ein Prachtspiel gegen die spanischen Ballkünstler geboten - eines der besten in der 100-jährigen Fußballgeschichte - das durch Tore von Senekowitsch, Nemec und Hof mit 3:0 gewonnen wurde.
Finale Europapokal 1977/78
In der Saison 1977/1978 sicherte sich der FK Austria Wien durch ein 5:4 Elfmeterschießen im Halbfinale des Europokals der Pokalsieger gegen Dynamo Moskau die erstmalige Finalteilnahme einer österreichischen Mannschaft in der Europapokalgeschichte.
Legendärer Sieg über Deutschland (1986)
Ein unerwarteter Prestigeerfolg gelang am 29. Oktober 1986 zur Wiedereröffnung des renovierten und überdachten Praterstadions. Mit dem 4:1-Erfolg gegen Vizeweltmeister Deutschland wurden Erinnerungen an das legendäre WM-Spiel in Cordoba, Spanien (Endresultat 3:2) wach. Toni Polster und Reinhard Kienast steuerten je zwei Tore bei, Rudi Völler erzielte das Ehrentor. Es war der erste Sieg gegen den Erzrivalen vor heimischem Publikum seit 1931 (damals siegte das Wunderteam 5:0). Mit 55.000 Zuschauerinnen und Zuschauern war das Spiel ausverkauft. Alle Tore fielen in der zweiten Spielhälfte zwischen der 57. und 76. Minute. Es war ein großer Fußballabend, der unter die Ära von Branko Elstner fiel. Welchen Stellenwert dieser historische Sieg über Deutschland einnimmt, zeigt die Statistik. Von den bisher 33 Länderspielen konnten nur acht gewonnen werden. Das letzte Aufeinandertreffen in Wien endete mit einem Sieg der Deutschen mit 3:1 (18. August 2004).
Toni Polsters Trippelpack gegen die DDR (1989)
Im Laufe der spannenden Qualifikation für die WM-Endrunde in Italien kam es am 15. November im ausverkauften Praterstadion zum alles entscheidenden Spiel der österreichischen Nationalmannschaft gegen die DDR. Nur bei einem Sieg und gleichzeitiger Niederlage der Türkei gegen den Gruppenfavoriten Russland würde Österreich seine sechste WM-Teilnahme erreichen.
Toni Polster wurde aufgrund seiner Ladehemmung in den vorangegangenen Qualifikationsspielen verschmäht und ausgepfiffen. Nach seinen drei Treffern zum historischen 3:0-Sieg war er der umjubelte Held.
Die WM-Endrunde konnte somit (auch dank eines 2:0-Erfolges Russlands über die Türkei) erreicht werden. Auch in der Vorbereitungsphase konnte das österreichische Nationalteam seine Hochform konservieren: Neben einem 1:1 gegen Weltmeister Argentinien wurden große Fußballnationen wie Spanien (auswärts) und Holland mit je 3:2 besiegt. Bei der Weltmeisterschaft in Italien schieden die Österreicher bereits in der Vorrunde aus.
Qualifikation für die WM-Endrunde in Frankreich (1998)
Die Qualifikation für die Weltmeisterschaft in Frankreich 1998 löste in Österreich eine neuerliche Fußball-Euphorie aus. Unter Teamchef Herbert "Schneckerl" Prohaska wurden in zehn Spielen acht Siege errungen:
- Österreich : Schottland 0:0
- Schweden : Österreich 0:1, Tor: Herzog
- Österreich : Lettland 2:1, Tore: Polster, Herzog
- Schottland : Österreich 2:0
- Österreich : Estland 2:0, Tore: Vastic, Stöger
- Lettland : Österreich 1:3, Tore: Heraf, Polster, Stöger
- Estland : Österreich 0:3, Tore: Polster (3)
- Österreich : Schweden 1:0, Tor: Herzog
- Weißrussland : Österreich 0:1, Tor: Pfeifenberger
- Österreich : Weißrussland 4:0, Tore: Polster (2), Stöger (2)europa
Vor allem die Spiele gegen Gruppenfavorit Schweden gingen in die Geschichte des österreichischen Fußballs ein. Andreas Herzog war mit seinen Toren gegen Schweden der Publikumsliebling. Das ausverkaufte Ernst-Happel-Stadion bejubelte sein Tor beim "Schicksalsspiel" in Wien. Die WM-Endrunde verlief dann nicht ganz nach Wunsch. Nach zwei Unentschieden gegen Kamerun (1:1) und Chile (1:1) verlor Österreich das entscheidende Vorrunden-Spiel gegen Italien mit 1:2.
UEFA-Cup 1993/1994
In der UEFA-Cup Saison 1993/1994 konnte sich Austria Salzburg als erster österreichischer Verein im UEFA-Cup für die Endspielbegegnungen qualifizieren. Dort unterlag das Team aus der Mozartstadt am 26. April 1994 in der ersten Finalbegegnung im Ernst-Happel-Stadion Inter Mailand mit 0:1.
Sportliche und musikalische Highlights
Im Stadion wurden bedeutende Länderspiele, Derbys zwischen Rapid Wien und Austria Wien, Mitropa- und Europacupspiele ausgetragen, außerdem dreimal das Europapokalfinale der Landesmeister sowie das Champions League Finale 1995:
- Europapokalfinale der Landesmeister 1964: Inter Mailand - Real Madrid (3:1)
- Europapokalfinale der Landesmeister 1987: FC Porto - Bayern München (2:1)
- Europapokalfinale der Landesmeister 1990: AC Mailand - Benfica Lissabon (1:0)
- Champions League Finale 1995: Ajax Amsterdam - AC Mailand (1:0)
Besonders erfolgreiche Spiele österreichischer Fußballvereine waren:
- 1956: Rapid Wien - Real Madrid (3:1)
- 1958: Wiener Sportclub - Juventus Turin (7:0)
- 1978: Austria Wien - Dynamo Moskau (2:1/Elfmeterschießen)
Neben Fußball wurden und werden auch andere Sportarten, darunter Radrennen, Leichtathletik und Speedwayveranstaltungen, ausgetragen. Österreichische Sportgeschichte schrieben unter anderem folgende Veranstaltungen:
- Box-Europameisterschaft 1950: Joschi Weidinger errang den Europameistertitel im Schwergewicht gegen Stefan Olek (Frankreich) vor 35.000 Zuschauern
- Leichtathletik 1971: Illona Gusenbauer erzielte mit 1,92 Meter einen neuen Weltrekord im Frauen-Hochsprung
- Tennis Davis-Länderkampf 1990: Österreich - USA (2:3)
- Schwimm-Europameisterschaften 1995: Wasserballspiele in einem eigens installierten Becken
Bedeutende Open Air Veranstaltungen im Wiener Praterstadion - Ernst-Happel-Stadion:
- 3. Juli 1982: Rolling Stones (51.000 Besucher)
- 1. Juli 1987: David Bowie (40.000 Besucher)
- 2. Juni 1988: Michael Jackson (47.000 Besucher)
- 1. Juli 1988: Pink Floyd (30.000 Besucher)
- 14. Juli 1990: Tina Turner (56.000 Besucher - ausverkauft)
- 31. Juli 1990: Rolling Stones (56.000 Besucher - ausverkauft)
- 24. Mai 1991: Herbert Grönemeyer (43.000 Besucher)
- 13. Juni 1992: Elton John (49.000 Besucher)
- 3. Juli 1992: Dire Straits (33.000 Besucher)
- 16. Juli 1992: Genesis - Phil Collins (40.000 Besucher)
- 26. August 1992: Michael Jackson (40.000 Besucher - bis dato größter Bühnenaufbau)
- 2. Juni 1993: Guns 'n Roses (25.000 Besucher)
- 3. September 1993: Bon Jovi (Vorprogramm: Billy Idol) (31.000 Besucher)
- 5. Juli 1995: Eros Ramazzotti (28.000 Besucher)
- 22. Juni 1996: Kelly Family (41.000 Besucher)
- 3. Juli 1996: Tina Turner (38.000 Besucher)
- 13. Juli 1996: Die 3 Tenöre (56.000 Besucher - ausverkauft)
- 2. Juli 1997: Michael Jackson (40.000 Besucher)
- 19. Juni 1998: Elton John (40.000 Besucher)
- 1. August 2000: Tina Turner (47.000 Besucher)
- 2003: Konzerte von Herbert Grönemeyer, Bon Jovi, Rolling Stones, Bruce Springsteen und Robbie Williams mit insgesamt rund 233.000 Besuchern.
Siehe auch: Stadtplanung::Großbauten 1945 bis 1989
Videos
wien.at, Stadt Wien: stadtUNbekannt: Hinter den Kilissen im Ernst-Happel-Stadion, 4 Min. 3 Sek. [Stand: 6.11.2017]
Weitere Filmausschnitte aus dem Bestand Wiener Stadt- und Landesarchiv, Filmarchiv der 'media wien':
Quellen
- WStLA, M.Abt. 471, A4 - Genehmigung; Veranstaltungsorte: Sportplätze: Stadion.
- WStLA, M.Abt. 104, A8 - Feuer- und Sicherheitspolizei: Theater, Lokale: Stadion.
- WStLA, M.Abt. 851, A5/6 - Hallenstadion, Praterstadion, Hanappi-Stadion.
- WStLA, Nachlass Boeck, A1 - Städtebau: 6 - Praterstadion.
- Wien Museum Online Sammlung: hochauflösende Abbildungen zum Ernst-Happel-Stadion
Literatur
- Friedrich Achleitner: Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert. Ein Führer. Band 3/1: Wien. 1.-12. Bezirk. Salzburg: Residenz-Verlag 1990
- Karl Artner: Die Leopoldstadt. Ein Heimatbuch. Wien: Lehrer-Arbeitsgemeinschaft 1937
- Franz Xaver Friedrich: Das Wiener Stadion. Wien 1931
- Bernhard Hachleitner: Das Wiener Praterstadion/Ernst-Happel-Stadion: Bedeutung, Politik, Architektur und urbanistische Relevanz. Holzhausen Verlag: Wien 2011
- Bernhard Hachleitner: Wiener Sportclub-Platz. In: Fussballtempel. Hg. von Reinaldo Coddou H. Mannheim: Edition Panorama 2011, S. 236
- Bernhard Hachleitner: Dornbach. Friedhof im Rücken. In: Wo die Wuchtel fliegt. Legendäre Orte des Wiener Fussballs. Hg. von Peter Eppl u.a. Wien: Löcker (Ausstellungskatalog, 347. Sonderausstellung des Wien Museums) 2008, S. 104-108
- (Verfasser?) Sportzentrum Wiener Prater. In: Buchreihe: "Der Aufbau". 38 (1960), S. 21 ff.
- Kurt Stimmer [Hg.]: Die Arbeiter von Wien. Ein sozialdemokratischer Stadtführer. Wien [und a.]: Jugend & Volk 1988
- Dietmar Steiner: Architektur in Wien. 300 sehenswerte Bauten. Wien: Magistrat 1984
- Helmut Weihsmann: Das Rote Wien. Sozialdemokratische Architektur und Kommunalpolitik 1919-1934. Wien: Promedia 2002, S. 193 f.
Weblinks
Referenzen
- ↑ WStLA, M.Abt. 471, A4 - Genehmigung; Veranstaltungsorte: Sportplätze: Schachtel 20, Stadion (Vorgeschichte 1929/1930)
- ↑ Eine Olympiade ist eigentlich der vierjährige Zeitraum zwischen zwei Olympischen Spielen und beginnt in dem Jahr, in dem Spiele abgehalten werden.
- ↑ Bernhard Hachleitner: Das Wiener Praterstadion/Ernst-Happel-Stadion: Bedeutung, Politik, Architektur und urbanistische Relevanz. Wien 2011, S. 226f.
WStLA, M.Abt. 471, A4 - Genehmigung; Veranstaltungsorte: Sportplätze: Schachtel 20, Stadion (Vorgeschichte 1929/1930)
Bernhard Hachleitner: Das Wiener Praterstadion/Ernst-Happel-Stadion: Bedeutung, Politik, Architektur und urbanistische Relevanz. Wien 2011, S. 226f.