Herbert Prohaska
Herbert "Schneckerl" Prohaska, *8. August 1955 Wien, Fußballer, Trainer.
Biografie
Herbert Prohaska wuchs in der Simmeringer Hasenleiten-Siedlung in einfachen Verhältnissen auf. Sein Vater Alfred Prohaska war Hilfsarbeiter bei der Firma Schrack, seine Mutter Leopoldine arbeitete als Bedienerin.
Prohaskas erster Verein war Vorwärts XI, in dem sein Vater die Jugendmannschaft trainierte. Als Neunjähriger war Herbert Prohaska damals allerdings zu jung, um an Meisterschaftsspielen teilzunehmen. Aufgrund seiner markanten Lockenfrisur erhielt er schon als Kind den Spitznamen "Schneckerl". Nach einer Saison wechselte der junge Sportler zu Ostbahn XI. Auch hier wurde sein Vater Jugendtrainer. Bereits mit 15 Jahren stieg Prohaska in die Kampfmannschaft auf. Nach dem Gewinn der Meisterschaft in seiner Spielklasse und einem Testspiel gegen die österreichische Nationalmannschaft interessierten sich verschiedene Vereine der ersten Liga für das Nachwuchstalent. Herbert Prohaska entschied sich für die Austria, die ihn ab 1972 verpflichtete. Mit der Austria wurde der Mittelfeldspieler bis 1980 viermal österreichischer Meister und zweimal Cupsieger. 1978 erreichte die Austria das Finale im Europacup der Cupsieger, musste sich aber in Paris dem RSC Anderlecht mit 0:4 geschlagen geben. Prohaska nahm mit der österreichischen Nationalmannschaft auch an den WM-Endrunden in Argentinien (1978) und in Spanien (1982) teil. Insgesamt trug Herbert Prohaska 84-mal das Nationaltrikot. Dabei gelangen ihm zwölf Tore, darunter der legendäre "Spitz" zum 1:0-Sieg über die Türkei in Izmir, der die Qualifikation für die Weltmeisterschaft in Argentinien fixierte.
Neben seiner sportlichen Karriere absolvierte Herbert Prohaska in Simmering eine Lehre zum Automechaniker. Im Dezember 1974 heiratete er Elisabeth Bublak, das Paar hat zwei Töchter.
In den Saisonen 1980/1981 und 1981/1982 spielte Prohaska bei Inter Mailand. 1982 gewann die Mannschaft den italienischen Cup. In der darauffolgenden Saison wechselte der Sportler zu AS Roma. Nach dem Gewinn der italienischen Meisterschaft kehrte er zur Austria zurück, bei der er bis zu seinem Rücktritt 1989 als aktiver Spieler noch dreimal österreichischer Meister und einmal Cupsieger wurde. Anschließend wirkte Prohaska zunächst als Sportdirektor und bald darauf als Trainer bei der Austria, mit der er 1991 und 1992 den Meistertitel holte. Ab Juli 1992 trainierte er die österreichische U-21-Auswahl. Nach dem Tod Ernst Happels (1993) wurde Prohaska sein Nachfolger als Teamchef. Obwohl die Nationalmannschaft unter Prohaska beachtliche Erfolge erzielen konnte – so qualifizierte sich das Team als Gruppensieger für die WM 1998 in Frankreich und erreichte 1999 mit Rang 17 die bis dahin beste Platzierung in der FIFA-Weltrangliste – musste er 1999 nach der 0:9-Niederlage im EM-Qualifikationsspiel gegen Spanien zurücktreten.
Herbert Prohaska kehrte als Trainer zur Austria zurück, die er nach einem Zerwürfnis mit dem damaligen Hauptsponsor Frank Stronach allerdings im darauffolgenden Jahr wieder verließ.
Als Experte analysiert Herbert Prohaska für den ORF und die Kronenzeitung Fußballmatches.
2004 wurde er während der Gala "100-Jahre ÖFB" in der Staatsoper als "Österreichischer Jahrhundertspieler" ausgezeichnet.
Literatur
- Clemens Zavarski: FK Austria Wien. Wien: Culturcon 2019
- Alexander Strecha / Niki Strecha: 111 Gründe, den FK Austria zu lieben. Berlin: Schwarzkopf & Schwarzkopf 2017
- Hans Huber / Herbert Prohaska: Toor! Österreichs größte Fußball-Stars. Wien: C. Ueberreuter 2008
- Herbert Prohaska: Mein Leben. Aufgezeichnet von Toni Huemer und Tom Hofer. Wien: C. Ueberreuter 2005
Weblinks
- Wikipedia: Herbert Prohaska
- Gerald Gossmann: Herbert Prohaska: "Ich hätte nicht gedacht, dass mir der Pariasek so abgeht". In: Profil, 22.05.2020
- Angelika Hager: Herbert Prohaska über seine Liebe zur Oper: "Der dicke, kleine Italiener ist meine Numero uno". In: Profil, 01.08.2023
- ORF: Herbert Prohaska
- Austria Wien: Prohaska ist "Fußballer des Jahrhunderts"
- "Sound of Football" im ORF: Viel Prominenz kam, sah und ehrte. OTS0069, 18.08.2004