Stadien
Als Stadion wird ein Austragungsort sportlicher Wettkämpfe bezeichnet. Eine nach oben meist offene bauliche Struktur wird um ein Spielfeld platziert, um einem größeren Publikum auf Steh- oder Sitzplätzen Einsicht auf das Geschehen zu ermöglichen.
Herkunft und Bedeutung
Stadien sind keine Erfindung der Moderne: Bereits in der Antike wurden in minoisch-mykenischer Zeit Erhebungen mit stufenförmigen Reihen benutzt, um mehr Publikum für ein Geschehen zu schaffen.[1] Seit ca. 900 vor Christus wurden im antiken Griechenland Bauten rein zu dem Zweck errichtet, mehr Interessenten Einblick in das Sportgeschehen zu geben. Ein „Stadion“ ist ein antikes griechisches Längenmaß von 600 Fuß.[2] Von diesem Maß übertrug sich die Bezeichnung auf die Wettkampflage, also auf die Laufbahn und die längs davon angesiedelten Zuschauerwälle. Berühmte antike Stadien befanden sich beispielsweise in Athen (184 Meter), Delphi (177 Meter), Epidauros (181 Meter), Isthmia, Messene, Nemea oder Olympia (192 Meter).
In Rom setzte in der Kaiserzeit das Flavische Amphitheater, das Kolosseum, neue Maßstäbe. Der zwischen 72 und 80 nach Christus errichtete Bau bot ca. 50.000 Zuschauern Platz und kann durchaus als Mehrzweckstadion bezeichnet werden. Aus Rom stammt auch ein weiterer, gern für Sportstadien verwendeter Begriff, die Arena. Das lateinische Wort "[h]arena" bedeutet Sand und übertrug sich von der mit Sand bestreuten Kampffläche auf den gesamten Bereich, inklusive des Zuschauerareals.
Als die Tore noch Kilometer auseinanderlagen
Seit der Fußball durch Verbände geregelt wird, haben sich die Platzverhältnisse kaum verändert. Dem war aber nicht immer so: in England wurde ein Vorläufer des Fußballs bereits im Mittelalter praktiziert – als Spielfläche diente die gesamte Landschaft zwischen den Stadt-Toren zweier Ortschaften, deren Bewohner versuchten, den Ball in das teilweise kilometerweit entfernte Tor der Nachbarortschaft zu befördern.
Eine Frühform des Fußballs war der in Florenz gespielte Calcio Storico, dessen Platzgröße Mitte des 16. Jahrhunderts genau definiert war. Er entsprach dem Kirchplatz vor Santa Croce und maß 100 x 50 Meter. Dieses "Feld" wäre auch heute im modernen Fußball noch zulässig: Die Länge der Torlinie darf zwischen 45 und 90 Metern variieren; die Seitenlinie kann zwischen 90 und 120 Meter messen.
Austragungsorte in Wien
In Wien trafen die ersten beiden angemeldeten Vereine, die Vienna und die Cricketer am 15. Oktober 1894 aufeinander. Gespielt wurde auf der Kuglerwiese (19); die Revanche fand auf der Jesuitenwiese im Prater statt. Rasch wurde das öffentliche Interesse geweckt und die Notwendigkeit stieg, größere Zuschauerareale zu schaffen. Das älteste heute noch bespielte Stadion Wiens ist der Wiener Sport-Club Platz. Die Anfänge dieser Sportstätte reichen bis an den Anfang des 20. Jahrhunderts zurück, als eine Holztribüne mit vier spitzen Dachgiebeln erbaut wurde. Wie damals gibt es auch heute vor allem noch hier "Zaungäste" – aus den Balkonen der Nachbarsgebäude lässt sich vorzüglich das Geschehen am Sportplatz verfolgen. Um den immer größer werdenden Andrang einzubremsen, stiegen die Ticketpreise der Wiener Stadien immer höher.
Rekorde
In den 1920ern löste ein Zuschauerrekord den anderen ab. Beim Länderspiel gegen Italien auf der Hohe Warte sollen am 15. April 1923 sogar über 90.000 Zuseher dabei gewesen sein. Ebenfalls in den 20er-Jahren entstand auf der Pfarrwiese ein weltweit einzigartiges Klatschritual.
Im Laufe der Zeit sah Wien einige Fußballstadien kommen (und gehen). Das größte ist nach wie vor das Mehrzweckstadion Ernst-Happel-Stadion (früher Praterstadion). Das Ernst-Happel-Stadion war nicht nur Hauptaustragungsort der Heim-EM, sondern auch vielfacher Gastgeber eines Europacupfinals (nur im Wembley-Stadion fanden mehr Finalspiele des höchsten europäischen Vereinswettbewerbs statt). Anlässlich der EURO 2008 wurden in Österreich einige Spielstätten (um)gebaut.
Der jüngste Neubau ist das Allianz-Stadion. Die neue Spielstätte des SK Rapid[3] ist mit einem Platz für 28.000 Gäste das größte reine Fußballstadion Wiens.
Aktuell wird auch an einer neuen Arena für die Wiener Austria gearbeitet. Die neue Spielstätte soll Platz für 17.500 Zuseher bieten.
Stadiontypen
Stadien kann man aufgrund verschiedener architektonischer oder zweckmäßiger Merkmale sowie deren Beschaffenheit klassifizieren:
- Grundriss
- oval
- kreisförmig
- rechteckig
- Anzahl der Ränge (das einzige zweirangige Stadion Wiens ist das Ernst-Happel-Stadion)
- Zweckmäßigkeit
- Mehrzweckstadien (z.B.: Stadion Hohe Warte, Ernst-Happel-Stadion)
- Reine Fußballstadien (z.B.: Allianz-Stadion, Generali Arena)
- Beschaffenheit (z.B.: Naturstadion Hohe Warte)
Liste der (Fußball-)Stadien in Wien
Hier ein Überblick über die wichtigsten Spielstätten der Bundeshauptstadt:
- Wien 2: Ernst-Happel-Stadion
- Wien 2: WAC-Platz (Rustenschacherallee)
- Wien 10: Generali Arena (ehem. Franz-Horr-Stadion und "Tschechisches-Herz-Platz")
- Wien 10: FavAC-Platz (Kennergasse/Wieselburger Gasse)
- Wien 11: Sportplatz Simmering (Simmeringer "Had" III)
- Wien 14: Allianz-Stadion (auch Weststadion)
- Wien 16: Helfort-Platz (Gablenzgasse/Minciostraße)
- Wien 17: Wiener Sportclub-Platz
- Wien 17: Postsportplatz (Roggendorfgasse)
- Wien 19: Stadion Hohe Warte
- Wien 21: FAC-Platz (ehemals Leopold-Stroh-Sportanlage), Admira-Platz (Hopfengasse)
- Wien 22: FC Stadlau-Platz (Erzherzog-Karl-Straße)
- Wien 22: Donau-Platz (Weissauweg)
ehemalige Stadien
- Wien 2: Hakoah-Platz (Josef-Fritsch-Weg)
- Wien 2: Cricketer-Platz (Engerthstraße/Weschelstraße/Vorgartenstraße/Haussteinstraße)
- Wien 2: Krieauer Sportplatz (1922-1938)
- Wien 10: Rudolfshügel-Platz (Laxenburger Straße/Troststraße)
- Wien 10: FC-Wien-Platz (Gußriegelstraße/Inzersdorfer Straße)
- Wien 10: Hertha-Platz (Quellenstraße/Steudelgasse)
- Wien 10: Franz-Horr-Stadion ("Tschechisches-Herz-Platz"); siehe Generali Arena
- Wien 11: Simmeringer Had I (Rinnböckstraße/Zippererstraße)
- Wien 11: Simmeringer Had II (Leberstraße)
- Wien 12: Wacker-Platz I (Edelsinnstraße/Altmannsdorfer Straße)
- Wien 12: Wacker-Platz II (Tivoligasse/Zenogasse/Bischoffgasse)
- Wien 13: Amateure-Platz Ober-St. Veit (Auhofstraße/Mantlergasse/Premreinergasse/Preindlgasse)
- Wien 14: Pfarrwiese (1912-1978)
- Wien 14: Gerhard-Hanappi-Stadion (1977-2014)
- Wien 14: WAF-Platz (Keißlergasse/Rettichgasse/Bahnhofstraße)
- Wien 15: Rudolfsheimer Sportplatz (Selzergasse/Meiselstraße/Hütteldorfer Straße, Meiselmarkt)
- Wien 15: Red-Star-Platz (Vogelweidpark)
- Wien 20: BAC-Platz (Burghardtgasse)
- Wien 20: Ostmark-Platz (Leystraße/Stromstraße)
- Wien 21: FAC-Gründe (Paul-Speiser-Hof)
- Wien 22: Pollack-Wiese (Deublergasse/Morsegasse/Galvanigasse)
nicht realisierte Projekte
- Wien 10: Stadion Rothneusiedl
- Wien 13: Wiener Stadion Schönbrunn (Gaßmannstraße/Am Fasangarten/Elisabethallee)
Karte
Bilder
Videos
Quellen
Literatur
- Andreas Tröscher - Matthias Marschik - Edgar Schütz: Das große Buch der österreichischen Fußballstadien. Göttingen 2007