Cricketer

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Die erste Mannschaft des "Vienna Cricket and Football Club" im Jahr 1897
Daten zur Organisation
Art der OrganisationArt der Organisation Verein
Datum vonDatum (oder Jahr) von 1892
Datum bisDatum (oder Jahr) bis
Benannt nach
Prominente Personen Hugo Meisl
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  23257
GNDGemeindsame Normdatei
WikidataIDID von Wikidata
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki  Langes 19. Jahrhundert
RessourceUrsprüngliche Ressource  Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 16.03.2022 durch WIEN1.lanm08trj
BildnameName des Bildes Cricketer.jpg
BildunterschriftInformation, die unterhalb des Bildes angezeigt werden soll Die erste Mannschaft des "Vienna Cricket and Football Club" im Jahr 1897
  • 2., Meiereistraße 18

Frühere Adressierung
  • Vienna Cricket Club (1892, bis: 1894)
  • Vienna Cricket and Football Club (1894)

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48° 12' 24.14" N, 16° 24' 59.96" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Vereinswappen

Die Cricketer sind ein 1892 als „Vienna Cricket Club“ von britischen Expatriates in Wien gegründeter Sportverein (Farben: schwarz-blau), der anfänglich nur Cricket und von 1894 bis 1936 eine Fußball-Sektion betrieb, ab 1929 auch Leichtathletik und ab 1956 Tennis, die beiden letztgenannten Sportarten bis heute.

Gründung: first come first serve

Mit dem 23. August 1894 wurde ein Ansuchen der Cricketer um Registrierung als „Vienna Cricket and Football Club“ behördlich genehmigt. Der ebenfalls angesuchte Zusatz „First…“ wurde allerdings der Vienna, zugesprochen, deren Gründung nur einen Tag vorher amtlich gestattet worden war, und die deshalb als der älteste Wiener Fußballklub gilt. Das erste Spiel der Konkurrenten um das „First“ fand am 15. November 1894 auf der Döblinger Kuglerwiese, der ersten Heimstätte der Vienna, statt. Die Cricketer gewannen dieses Jungfernspiel auf Wiener Boden mit 3:0.

Pioniertaten und Erfolge

"Fußballkampf (Cricketer)", Ludwig Koch, 1906, Gouache, 47 x 87 cm

In den folgenden zehn Jahren bestimmten sie gemeinsam mit der Vienna und der seit April 1897 aktiven Fußballsektion des WAC das ballesterische Geschehen in Wien. Am 9. Dezember 1894 traten die Cricketer als erste Wiener Mannschaft (und gleichzeitig als erstes Team aus dem heutigen Österreich) auswärts an und siegten in Prag gegen Regatta mit 3:2. Im November 1897 konnten sie die erste Auflage des „Challenge Cup“, einem Vorläufer des Mitropacups gewinnen, ein zweites Mal siegten sie 1902. Auch das erste in Wien organisierte Turnier, das am 19. September 1897 ausgetragene „Hohe Warte Turnier“, entschieden sie für sich, ebenso sechs weitere, und damit sieben von acht bis Ende 1900 in Wien veranstalteten Turnieren. In der Saison 1900/1901 nahmen die Cricketer auch am ersten, im Meisterschaftsmodus ausgespielten Wiener Bewerb teil, dem von der Wiener Tageszeitung "Neues Wiener Tagblatt" durch eine Pokalspende unterstützten „Tagblatt-Pokal“, und wurden knapp hinter dem WAC Vizemeister.

Initiatoren und Promotoren des Wiener Fußballs

Auch in regulatorischer und organisatorischer Hinsicht gehörten die Cricketer zu den Pionieren. Der Installationsunternehmer John Gramlick, Mitgründer, Vorstandsmitglied und Spieler der Schwarz-Blauen, initiierte den Challenge-Cup „with the object of promoting Football in the Austro-Hungarian Monarchy“[1] und stiftete auch die Wandertrophäe für diesen ersten Pokalbewerb der Donaumonarchie, an dem Mannschaften aus Wien, und ab 1900 auch aus Böhmen und Ungarn teilnahmen. Die Cricketer riefen auch ein „Challenge-Cup-Comité“ ins Leben, das die Regeln für diesen Bewerb aufstellte und dessen Ablauf überwachte. Am 7. März 1898 wurden bei einem Spiel der Cricketer gegen den AC Viktoria erstmalig in Wien Tornetze verwendet. Gemeinsam mit der Vienna unternahmen sie zudem Regelexperimente. Man absolvierte einige Testspiele nach einem vorher vereinbarten Punktesystem, bei dem nicht nur Tore, sondern z.B. auch die Schönheit der Spielzüge, Fairness und die Körperhaltung der Spieler zählten. Darüber hinaus waren die Cricketer beim 1899 ins Leben gerufenen „Comité zur Veranstaltung von Fußballwettspielen“, dem ersten verbandsähnlichen Zusammenschluss des österreichischen Fußballs, ebenso unter den Gründern, wie bei der Anfang 1900 daraus entstandenen „Österreichischen Fußball-Union“ (ÖFU), in der sie mit ihrem Mittelläufer W. H. Gandon, Manager in der lokalen Niederlassung des Gasmonopolisten „Imperial-Continental-Gas-Association“, auch ein Vorstandsmitglied stellten. Zwischen Herbst 1901 und Frühjahr 1902, und dann endgültig Anfang 1904 verließen die Cricketer die ÖFU wegen strittiger Spielwertungen aber wieder und gründeten im März 1904 gemeinsam mit der Vienna den „Österreichischen Fußballverband“ (ÖFV), der schon 1905 der FIFA beitrat, und den Vorläufer des heutigen ÖFB darstellt.

Vorbild, Mutterschoß und Geburtshelfer für Rapid und Austria

Die nachhaltigste Wirkung entfalteten die Cricketer aber als Vorbilder für die sich formierende und massierende Fußballjugend insbesondere der Vorstädte und als Mutterschoß bzw. Geburtshelfer gleich mehrerer Vereine, v.a. der heute bedeutendsten Wiener Klubs, SK Rapid und FK Austria. Ihre Erfolge, ihr „exotisches“ britisches Auftreten (mit Kappe, Schärpe etc.) und ihre teils prominenten Gegner machten Neugierige aus ganz Wien zu den Spielen der Schwarz-Blauen pilgern, die nachweislich von April 1894 bis Herbst 1898 auf der Jesuitenwiese, dann bis 1903 auf dem Innenfeld der Radrennbahn im Prater und vom Herbst 1904 bis 1922 auf dem Cricketer-Platz bei der Vorgartenstraße, damals Dürnkrutplatz stattfanden. Am 17. April 1897 etwa fanden sich „wohl über 4.000“[2] Besucher beim Match gegen die Prager Spitzenmannschaft DFC ein. Aus Gersthof kamen spätere Stammkräfte des Wiener Sport-Clubs wie Wilhelm Schmieger, aus Simmering die Gründer des Ersten Simmeringer Sportklubs und von der Schmelz die Spieler des „1. Wiener Arbeiter Fussball-Clubs“, ab 1899 Sportklub Rapid.

Diesen waren einige Cricketer besonders verbunden, v.a. Torwart Robert Lowe sen. und Stürmerstar Edward „Teddy“ Shires. Lowe, ab 1903 auch Präsident der Cricketer und überdies ein in ganz Wien anerkannter Schiedsrichter, leitete die Hutfabrik Gebrüder Böhm im 7. Bezirk, aus deren Belegschaft sich die Spieler des auch „Arbeiter FC“ genannten Klubs rekrutierten. Shires, der einzige Cricketer beim „heimlichen“ ersten Länderspiel Österreichs am 8. April 1901 gegen die Schweiz (4:0), wiederum leitete das Training der Ur-Rapidler. Er profitierte davon auch geschäftlich, indem er sie, übrigens genauso wie z.B. den damals auf der Margaretner Radrennbahn spielenden SK Slovan, mit englischer Ausrüstung aus seiner „Sport-Artikel-Niederlage“ in der Mariahilfer Straße belieferte.

Im Herbst 1910 schließlich traten aufgrund von Streitigkeiten zahlreiche Spieler und Funktionäre von den Cricketern aus und gründeten die „Wiener Cricketer“, mussten den Namen aber nach Protesten des Stammvereins in „Wiener Amateur-Sportverein“, kurz „Amateure“ ändern. Am 15. März 1911 wurde dieser Klub, aus dem 1926 der FK Austria hervorgehen sollte, schließlich behördlich genehmigt. Es entbehrt nicht der historischen Ironie, dass die großen Rivalen des Wiener Fußballs, Rapid und Austria, einst aus Nahverhältnissen zum selben Klub heraus entstanden.

Abstieg und Auflösung

Am Ende der erstmals 1911/1912 ausgespielten regulären Meisterschaft für Wiener Vereine stiegen die Cricketer, auch aufgrund des Aderlasses an die Amateure und trotz Fusion mit dem AC Viktoria aus der höchsten Spielklasse ab, der sie seit 1894 durchgehend angehört hatten. Von nun an spielten sie abwechselnd in der zweiten und dritten Leistungsstufe. Aufgrund des Krieges zwischen Österreich-Ungarn und dem Britischen Empire schwand der englische Einfluss. Der Verein wurde nun von Österreichern geführt, Cricket nicht mehr gespielt. 1922 verloren die Cricketer ihre langjährige Heimstätte auf dem Dürnkrutplatz, der verbaut wurde. In der Meiereistraße, gegenüber dem Ort, an dem sich heute das Ernst-Happel-Stadion befindet, bezog der Klub 1923 eine neue, als „Anglo-Bank Cricketer-Sportplatz“ eröffnete Anlage, die bis heute besteht. 1924 zogen sich die Cricketer freiwillig aus der 2. Klasse zurück, die im Schlepptau der 1. Klasse ebenfalls zu einer Profiliga umgewandelt wurde (siehe Professionalismus). Die Saisonen 1931/1932 bis 1935/1936 verbrachten die Schwarz-Blauen, teils mit Hilfe einer weiteren Fusion als „SC Cricket-Frem“, noch einmal in der 2. Klasse, doch am Saisonende 1936 löste sich die Fußball-Sektion der Cricketer nach dem abermaligen Abstieg endgültig auf, und damit ein tragender Akteur der Frühgeschichte des Wiener Fußballs.

Bekannte Cricketer

Mannschaftsfoto, 1913

Neben den Genannten ist von der Gründungsmannschaft der Cricketer noch deren stürmender Kapitän George Blackey zu nennen, Wiens erster „Filigrantechniker“ und damaliger Direktor der Wiener Niederlassung des englischen Maschinenbauers Clayton & Shuttleworth. Auch Mittelläufer William Flavin ist erwähnenswert, wird er doch wegen seines rohen Spiels für den ersten Spielabbruch des Wiener Fußballs verantwortlich gemacht, der sich 1897 bei einem Spiel gegen die Vienna ereignete. Weiters trugen u.a. die Nationalspieler Rudolf Wagner, Max Johann Leuthe, der sich später als Sportjournalist und Karikaturist einen Namen machte, Ludwig „Luigi“ Hussak, eine langjährige Stütze der Cricketer und der Amateure, sowie Robert Lowe jun. das schwarz-blaue Dress. Letzterer ist einer der fünf, allesamt für die Cricketer auflaufenden Söhne von Patron Robert Lowe. Der bekannteste Cricketer ist aber wohl der spätere Spitzenfunktionär und Teamchef Hugo Meisl, von 1900 bis 1905 für den Klub aktiv.

Quellen

Literatur

  • Michael Almásy-Szabò: Von Dornbach in die ganze Welt. Wien: Verlagshaus Hernals 2010
  • Roland Holzinger: Rapid. Die Chronik 1899-1999. Waidhofen a. d. Taya: Buschek 1999
  • Leopold Kascha: Ein Jahrhundert im Zeitraffer. In: 100 Jahre Cricket. Wien: 1994, S. 1-7
  • Max Johann Leuthe: Die Uranfänge des Wiener Fußballsports. In: Felix Schmal: Fußball-Jahrbuch für Österreich 1909/1910. Wien: 1910, S. 31-34
  • Matthias Marschik: 100 Jahre Erster Simmeringer Sportklub. Wien: Turf-Verlag 2001
  • Adolf Navratil: SK Slovan 1902-1952. Wien: 1952
  • Rainhard Pillwein: David gegen Goliath. Die österreichische Pokalgeschichte. Wien: Verlagshaus Hernals 2013.
  • Leo Schidrowitz: Geschichte des Fußballsportes in Österreich. Wien / Wels [u.a.]: Traunau 1951
  • Willy Schmieger: Der Fußball in Österreich. Wien: Burgverlag 1925
  • Werner Michael Schwarz: Prater. In: Peter Eppel et al., Hg.: Wo die Wuchtel fliegt. Wien: Löcker 2008, S. 26-31
  • Andreas Tröscher: Cricketer-Platz. In: Andreas Tröscher, Matthias Marschik, Edgar Schütz: Das große Buch der österreichischen Fußballstadien. Göttingen: Werkstatt 2007, S. 48f.
  • Wiens beste Fussballmannschaft. In: Allgemeine Sport-Zeitung, 10.01.1897, S. 43

Einzelnachweise

  1. Allgemeine Sport-Zeitung, 3.10.1897, S. 1127
  2. Allgemeine Sport-Zeitung, 17. April 1897, S. 366