48° 13' 33.94" N, 16° 18' 40.95" E zur Karte im Wien Kulturgut
Mit „Wiener Sport-Club Platz“ (17., Alszeile 19) wird die 1904 eröffnete Sportanlage des Allroundvereins Wiener Sport-Club bezeichnet, die im 17. Wiener Gemeindebezirk zwischen Hernalser Hauptstraße und Alszeile in unmittelbarer Nähe zum Dornbacher Friedhof unterhalb des Schafbergs gelegen ist.
Anfänge
Historisch reichen die Anfänge der Anlage bis an den Anfang des 20. Jahrhunderts zurück. Im Jahr 1904 mietete die Wiener Sportvereinigung das Grundstück im 17. Wiener Gemeindebezirk und eröffnete den Platz am 16. Oktober 1904 mit einem Fußballmatch gegen den ungarischen Soproni FK. Sechs Monate später wurde eine vollständig aus Holz errichtete Tribüne eingeweiht, deren Markenzeichen vier unverkennbare, spitze Dachgiebel waren. Anfang Februar 1907 entstand aus der Eingliederung der Wiener Sportvereinigung in den bestehenden Wiener Cyclisten Sportklub der Wiener Sport-Club.
Von Anfang an wurde der „Wiener Sport-Club Platz“ multisportiv genutzt. Durch die räumlich enge Einbettung der Sportstätte mitten im dicht bebauten Stadtgebiet war es allerdings in unmittelbarer Nähe nicht möglich einen Trainingsplatz zu errichten. Aufgrund dieser räumlichen Einschränkung begab sich der Verein in der Folge auf Platzsuche. Ein Stadionprojekt auf den „Kongress-Plätzen“ in Wien Ottakring, wo schließlich 1928 das Kongressbad eröffnet wurde, zerschlug sich jedoch. So blieb der Wiener Sport-Club in Dornbach und adaptierte und renovierte seinen ursprünglichen Sportplatz. Zur Eröffnung am 25. März 1923 kamen 16.000 Zuschauer zum Meisterschaftsspiel gegen den FAC (Floridsdorfer AC). In der Folge blieb die Bedeutung des Platzes aber hinter jener des Praterstadions (heute Ernst-Happel-Stadion) und des Stadions auf der Hohe Warte zurück.
Zweiter Weltkrieg und Nachkriegszeit
Im zweiten Weltkrieg wurde die Sportstätte durch Bombentreffer in Mitleidenschaft gezogen. Auf ihrem Vormarsch installierte die Rote Armee für kurze Zeit auch zwei Geschütze auf der Anlage. Nach der Wiederinstandsetzung des Sportplatzes erlebte der Verein Ende der 1950er Jahre schließlich seine erfolgreichste Zeit. Unter Regie von Mittelfeldspieler Erich Hof konnte der Klub 1958 und 1959 zwei Meisterschaften feiern. Der legendäre 7:0 Triumph über Juventus Turin im Europacup der Landesmeister am 1. Oktober 1958 fand allerdings im Wiener Praterstadion (heute Ernst-Happel-Stadion) statt.
Umbauten
Mitte der 1970er Jahre wurde die Haupttribüne des Wiener Sport-Club Platzes auf Betreiben der Anhängervereinigung betoniert und mit einem Dach versehen. Im Oktober 1977 folgte die Einweihung der Flutlichtanlage mit einem Spiel gegen Eintracht Braunschweig, wobei zwei im Praterstadion abgebaute Masten eine neue Verwendung fanden.
1979 zog die Mannschaft erneut in einen Europacupwettbewerb ein. Doch wie andere Wiener Vereine auch fiel der Klub in den Folgejahren sportlich immer weiter zurück. Diese Entwicklung konnte auch ein zweijähriges Gastspiel von Hans Krankl Mitte der 1980er Jahre nicht aufhalten.
In den 1980er Jahren entstanden auch die beiden Tribünen auf den jeweiligen Breitseiten. Die überdachte blaue Tribüne, die 1984 eröffnet wurde, fand dabei eine multifunktionale Nutzung: Hinter den Sitzplätzen zur Hernalser Hauptstraße befinden sich Wohnungen und Geschäfte. Die Spielerkabinen wanderten unter die Stehplatztribüne auf der Alszeilenseite, die bereits 1981 eröffnet worden war.
Mitte der 1990er Jahre formierte sich dort in Anlehnung an den in unmittelbarer Nähe gelegenen Dornbacher Friedhof, das Fankollektiv der „FreundInnen der Friedhofstribüne“, das sich seitdem immer wieder in gesellschaftspolitischen Aktionen engagiert und einzigartig in der österreichischen Fußballfanlandschaft ist.
Nach zwei Konkursen des Wiener Sport-Clubs in den 1990er Jahren und einem zwischenzeitlichen Abfall in die Wiener Stadtliga war das Fankollektiv federführend an der Übernahme des Spielbetriebs der Fußballsektion durch den neu gegründeten "Wiener Sportklub" (WSK) im Jahr 2002 beteiligt.
In den 2010er Jahren gelang es dem WSK immer wieder international arrivierte Mannschaften – A.S. Roma (2014), Valencia CF und Paris Saint Germain FC (2015), FC St. Pauli (2016) – für Freundschaftsspiele nach Dornbach zu holen. Diese Begegnungen erwiesen sich als Publikumsmagneten und wurden vom Verein immer genützt, um auf die dringend benötigte Sanierung der desolaten Anlage hinzuweisen.
2017 wurde der WSK in den Wiener Sport-Club eingegliedert. 2024 wurde die Runderneuerung des Stadions inklusive Neubau der Haupt- und der Friedhofstribüne beschlossen. Die Gesamtkapazität nach dem Umbau soll 5.649 für nationale und 4.634 Besucherinnen und Besucher für internationale Spiele betragen.
Literatur
- Bernhard Hachleitner: Dornbach. Friedhof im Rücken. In: Wo die Wuchtel fliegt. Legendäre Orte des Wiener Fussballs. Hg. von Peter Eppl u.a. Wien: Löcker (Ausstellungskatalog, 347. Sonderausstellung des Wien Museums) 2008, S. 104-108
- Bernhard Hachleitner: Wien Sportclub-Platz. In: Fussballtempel. Hg. von Reinaldo Coddou H. Mannheim: Edition Panorama 2011, S. 236
- Andreas Tröscher: Sportclub-Platz. Wien Hernals. In: Das große Buch der österreichischen Fußballstadien. Hg. von Andreas Tröscher u.a. Göttingen: Die Werkstatt 2007, S. 151-156.