Ernst Ocwirk

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Daten zur Person
PersonennameName der Person im Format Nachname, Vorname Ocwirk, Ernst
Abweichende NamensformAlternative Formen des Namens wie z.B. Pseudonyme oder Mädchennamen im Format Nachname, Vorname
TitelAkademische Titel (abgekürzt), Amtstitel, Adelstitel
Geschlecht männlich
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  23954
GNDGemeindsame Normdatei 1147986703
Wikidata Q697373
GeburtsdatumDatum der Geburt 7. März 1926
GeburtsortOrt der Geburt Wien
SterbedatumSterbedatum 23. Jänner 1980
SterbeortSterbeort Klein-Pöchlarn, Niederösterreich
BerufBeruf Fußballer, Trainer
ParteizugehörigkeitAngabe der Partei (bei PolitikerInnen)
EreignisEreignis, mit dem die Person in Verbindung gebracht wird
Nachlass/Vorlass
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki 
RessourceUrsprüngliche Ressource  Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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Letzte Änderung am 19.09.2024 durch WIEN1.lanm09fri
BestattungsdatumDatum der Bestattung 
FriedhofFriedhof, auf dem eine Person begraben wurde Zentralfriedhof
Grabstelle Gruppe 40, Nummer 136
GrabwidmungGrabwidmung als Ehrengrab, historisches oder ehrenhalber gewidmetes Grab  ehrenhalber gewidmetes Grab

Es wurden noch keine Adressen zu dieser Person erfasst!

Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Goldenes Verdienstzeichen des Landes Wien (Übernahme: 14. Februar 1979)

Ocwirk Ernst, * 7. März 1926 Wien, † 23. Jänner 1980 Klein-Pöchlarn, Niederösterreich, Fußballer, Trainer.

Biografie

Ernst Ocwirk erlernte die Modelltischlerei, spielte in der Schülermannschaft des FC Stadlau und kam über den FAC zur Austria, wo er dank seines einfallsreichen Spiels bald eine wesentliche Stütze der Mannschaft wurde. Er wurde 63mal ins Nationalteam berufen, war lange Jahre Teamkapitän (1953 und 1956 auch Kapitän im Europa-Team der FIFA) und spielte 1956-1961 in Genua. Nach dem Ende seiner aktiven Laufbahn arbeitete er als Trainer (1962-1965 Sampdoria in Genua, 1972-1975 Admira-Wacker). Ocwirk war der letzte bedeutende offensive Mittelläufer vor der Umstellung der Taktik auf das WM-System. Schrieb „Weltbummel" (1957). Ocwirkgasse.

Wer vom Fußball nichts verstünde, schrieb Friedrich Torberg als WM-Berichterstatter des Wiener Kurier 1954, der solle, um das Prinzip dieses Sports zu begreifen, einfach den Spieler Ocwirk eine Viertelstunde lang beobachten, und zwar ausschließlich ihn, auch wenn er nicht am Ball ist. Er sei die Seele der Mannschaft, vereine höchste Spielintelligenz und Grazie mit Präzision und Ökonomie des Krafteinsatzes. Sein Spiel stelle die einzig praktikable Anwendung des Kollektivprinzips dar, den einzig geglückten Ausgleich zwischen Individuum und Gemeinschaft, in ihm akkumuliere sich die ganze Idee des Mannschaftsspiels.

Spieler der Wiener Austria

1938 begann Ernst Ocwirk mit dem Fußballspiel beim FC Stadlau und wurde von Ex-Rapid - und Wunderteam-Mittelfeldspieler Pepi Smistik, der ihn in allen Belangen förderte, zum Floridsdorfer AC geholt. Im Sommer 1946 trainierte er bereits bei Rapid, ehe ihn Pepi Stroh zur Austria lotste, die an die Floridsdorfer eine lächerlich geringe Ablöse überwiesen und die Teilreparatur ihrer Sportplatztribünen finanzierten. Ocwirk kam zu einer großen und international höchst erfolgreichen, wiewohl auch wenig ausgeglichenen Mannschaft. Er selbst meinte dazu, dass er am Wesen der Austria als "launische Frau" nichts ändern wolle und dies auch gar nicht erst versuche, eben weil ihre guten und schlechten Eigenschaften so typisch wienerisch seien: "Leben und leben lassen" steht einem mehr an als "Sieg um jeden Preis". Eine Einschätzung der Austria, die von Literaten wie Hans Weigel geteilt und verfestigt wurde und in gewisser Hinsicht wohl auch auf den Spieler Ocwirk selbst anwendbar waren: genial, hinreißend, hochbegabt, launisch, dilettantisch, improvisierend – und das alles oft innerhalb weniger Minuten –, eine Elf von Künstlern und Individualisten, voll Freude am Schönen und am Wirken, doch oft auch ohne Sinn für das Praktische.

Zweimaliger Kapitän der FIFA-Weltauswahl

Bereits unmittelbar nach dem Krieg fuhr Ocwirk im Alter von knapp 19 Jahren mit der österreichischen Nationalmannschaft in einem russischen Militärlastwagen nach Budapest, um das erste, noch inoffizielle Nachkriegsländerspiel zu bestreiten. Dem Team gehörten altgediente Legenden wie Karl Sesta oder Camillo Jerusalem an. Ab diesem Zeitpunkt gehörte er zur Stammbesetzung der Nationalmannschaft, die noch immer eine Wiener Stadtauswahl war. Er wurde deren Mittelfeldstratege, unbestrittener Kopf und Kapitän. Es war eine Mannschaft, die zu Beginn der 1950-er Jahre die weltweit führenden Ungarn mit 5:3 besiegte, den auf heimischem Boden als unschlagbar geltenden Engländern (einem britischen Schiedsrichter zum Trotz) ein 2:2 Unentschieden abrang und als erstes kontinentaleuropäisches Team in Schottland siegen konnte (wobei sich Torhüter Walter Zeman den Ehrentitel "Tiger von Glasgow" erwarb). Dieses Team führte die europäische Rangliste an, und sein Kapitän wurde vom französischen Fachblatt "France Football" 1952 zum Weltfußballer des Jahres gewählt. Seine völlig neue Auffassung vom Spiel eines "Mittelläufers", seine wohltemperierten, unnachahmlichen Passes oft über 40 Meter erregten das Aufsehen der internationalen Fachwelt, für die er als der weltweit unorthodoxeste Mittelfeldspieler und Mannschaftsregisseur galt. 1953 wurde er zum Kapitän der FIFA-Weltauswahl berufen, deren Betreuung Walter Nausch oblag und die zum 90-Jahr-Jubliäum des englischen Verbandes gegen dessen Auswahl antrat. Im August 1954 war er zum zweiten Mal Kapitän der FIFA-Auswahl. Es sei in erster Linie, so Ocwirk, um eine Demonstration schönen und überlegten Fußballs gegangen: "Ein Foul zu begehen, hielten wir unter unserer Würde".

Erfolgreicher Legionär in Italien

Der ursprünglich staatenlose Ocwirk erfüllte insbesondere die Rolle des Kapitäns der Nationalmannschaft mit patriotischer Intention und aufrichtiger Überzeugung. Gleichwohl stand er Auslandsangeboten, die erstmals in Millionenhöhe im Gefolge einer Südamerikatournee im Sommer 1951 eingelangt waren, offen gegenüber. Er entschied sich schließlich für Sampdoria Genua, ab 1956 für ein halbes Jahrzehnt. Die Fußballbegeisterung in Italien, so erinnert sich Ocwirks Frau Martha – Vizeweltmeisterin im Handball –, sei unvergleichlich größer als hierzulande gewesen. Nach den Spielen, nach dem Training, seien die Kicker umarmt, auf die Schultern gehoben worden. Nur wenn Ocwirk kam, verstummten die Massen, machten Platz, verbeugten sich und flüsterten "Il Dio, il Dio".

Nach seinem Italienabenteuer wurde Ocwirk Trainer seiner Austria und brachte aus Italien gleich einige Ideen mit. Er ließ sich vor allem von Helenio Herrera, der Mitte der 1960er Jahre mit Inter Mailand den internationalen Fußball beherrschte, inspirieren. Besonders angetan war Ocwirk von der Idee des offensiv eingreifenden Außenverteidigers nach dem Vorbild Giacinto Facchettis. Zu einem solchen machte Ocwirk Robert Sara. Mit der Austria gewann Ocwirk zwei Meisterschaften und einen Cuptitel.

1970 ging Ocwirk zum 1. FC Köln, mit dem er sowohl 1970 (gegen Kickers Offenbach) als auch 1971 (gegen Bayern München) das Endspiel des DFB-Pokals erreichte. Danach setzte Ocwirk seine Karriere bei Admira Wacker fort. Während eines Meisterschaftsspiels gegen DSV Alpine lief er auf das Feld und riss sich dabei die Achillessehne. In der Folge traten Lähmungserscheinungen auf, die allmählich den gesamten Körper erfassten. Ernst Ocwirk erkrankte an Multipler Sklerose und starb im Alter von nur 53 Jahren am 23. Jänner 1980, auf den Tag genau 41 Jahre nach dem Tod einer anderen Austria-Legende, Matthias Sindelar.

Literatur

  • Richard Bamberger / Franz Maier-Bruck: Österreich-Lexikon in zwei Bänden. Wien: Österreichischer Bundesverlag / Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1966
  • Isabella Ackerl / Friedrich Weissensteiner: Österreichisches Personenlexikon der Ersten und Zweiten Republik, Wien: Ueberreuter 1992
  • Hans Havelka: Der Wiener Zentralfriedhof. Wien: Jugend und Volk 1989, S. 91
  • Die Eleganz des runden Leders: Wiener Fußball 1920-1965. Informationsblatt zur Ausstellung im Wiener Stadt- und Landesarchiv. Wien: 2008, Text: Wolfgang Maderthaner, Wien (Eine Kooperation zwischen Wiener Stadt- und Landesarchiv und der Wienbibliothek im Rathaus)
  • Verein für Geschichte der Arbeiterbewegung, Die Wiener Schule. Eine Geschichte des Wiener Fußballs in elf Porträts. Wien: 2008, S. 27-28

Weblinks