Anton Polster

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Anton Polster bei der Verleihung des Goldenen Verdienstzeichens des Landes Wien (2018)
Daten zur Person

Anton Polster, * 10. März 1964 Wien, Fußballspieler, Entertainer.

Biografie

Anton Polsters Laufbahn als Fußballer begann in der F-Jugend vom FK Austria Wien. Sein Debüt in der Kampfmannschaft feierte er am 7. Februar 1981 als knapp 17-jähriger. Doch sprang für das außergewöhnliche Sturmtalent kein Stammplatz heraus, Polster schoss seine Tore zunächst für den Nachwuchs der Wiener Austria. Um Spielpraxis zu sammeln, bot man ihn im Frühjahr 1982 dem Zweitligisten Erster Simmeringer Sportklub an, bei dem kurz zuvor die Bayer AG aus Leverkusen als Sponsor eingestiegen war. In der Tat gelang es dem von Ernst Dokupil trainierten Klub mit Hilfe von Polster, der acht Tore in zwölf Spielen beisteuerte, sich für die aufgestockte erste Bundesliga zu qualifizieren. Die Talentprobe, die Polster im Unterhaus gegeben hatte, war jedoch so eindrucksvoll, dass der Leihspieler postwendend in den Austria-Kader zurückgeholt wurde. Beim Wiedersehen im Franz-Horr-Stadion erreichte die Austria gegen Simmering nur ein Remis – beide Tore beim 2:2 gegen die alten Kameraden machte der Rückkehrer Polster.

Bis 1987 erzielte er in 145 Ligaspielen nicht weniger als 119 Tore. Eine hohe Quote. Kein Wunder, denn Polster wurde dreimal hintereinander österreichischer Torschützenkönig. Mit seinem Stammklub feierte er drei Meisterschaften (1984–1986) und gewann das Double (1986). Auch im Europapokal gab Polster Kostproben seines Könnens ab, die international aufhorchen ließen. Bei den Cupsiegern 1982/83 erzielte er fünf Tore, die Austria scheiterte erst im Halbfinale an Real Madrid. Bei den Landesmeistern erzielte er in den Saisons 1984/85 bis 1986/1987 acht Tore, davon drei in den prestigeträchtigen Duellen gegen die Bayern aus München. Nachdem Polster in der heimischen Liga alles erreicht hatte, lag der Wechsel ins Ausland nahe. Er ging 1987 zum AC Turin – nicht die allererste Adresse im europäischen Fußball. Doch Polster gelang ein fulminanter Start mit vielen Toren und wurde von der Presse – nachdem er sogar Diego Armando Maradona und Ian Rush hinter sich ließ – mit einem seiner zahlreichen Spitznamen bedacht: „Golster“. In der Rückrunde jedoch zählte er nicht mehr zum Stamm und traf in einer defensiv ausgerichteten Mannschaft nicht mehr. Polster ging nach Spanien, zum FC Sevilla. Nach einem durchwachsenen ersten Jahr brachte er laut werdende kritische Stimmen mit einer legendären Erfolgsquote zum Schweigen: 33 Treffer in der Saison 1989/90. Polsters Jubel auf dem Zaun vor den enthusiasmierten Sevilla-Fans, den „Biris“, geriet gleichsam zum ikonischen Signature Move. Nach einem weiteren Jahr verließ er Sevilla und spielte jeweils eine Saison bei den kleinen spanischen Erstligisten CD Logrones und Rayo Vallecano. Mit jeweils 14 Toren fällt die Bilanz zwar solide, aber nicht überragend aus.

Zur Saison 1993/94 wechselte Polster in die deutsche Bundesliga. Wieder ist es mit dem 1. FC Köln kein Spitzenklub, bei dem er unterkommt. Aber Polster passt bestens in das rheinisch-katholische Habitat der Stadt. Auch die Trefferquote ist mit 79 Toren in 150 Ligaeinsätzen beachtlich. In manchen Spielen netzt er nicht ein, in zahlreichen anderen dafür doppelt. „Toni-Doppelpack“ ist der nächste Spitzname, unter dem Polster bis heute in Deutschland firmiert. Zudem mutiert er in Köln zu einer Figur der Popkultur. Er tingelt durch die Fernsehstudios und landet selbst bei Harald Schmidt. Polster entdeckte auch den Karneval für sich. Und er griff gern zum Mikrofon, um seine Sangeskünste zum Besten zu geben. Sein Auftritt mit der Kölner Band „Die Fabulösen Thekenschlampen“, unmittelbar nach einer desaströsen Pokalniederlage des FC gegen den unterklassigen SSV Ulm im August 1997, stieß keineswegs nur auf Gegenliebe. Der Titel des gemeinsamen Hits lautete: „Toni, lass es polstern“ – die Single stieg sogar auf Platz 12 in den österreichischen Charts. Aber der Fußballer Polster bog auf die Zielgerade seiner Karriere ein. Als Köln 1997/98 erstmals aus der Bundesliga abstieg, wechselte er zum rheinischen Rivalen Borussia Mönchengladbach. Auch die Glanzzeiten dieses einstigen europäischen Spitzenklubs lagen lang zurück, ja mit Gladbach ging Polster 1999 für einige Spiele mit in die zweite Liga, bevor er im Jahr 2000 zu Austria Salzburg verliehen wurde. Dort beendete Polster seine aktive Karriere. Als Legionär hatte er die großen nationalen Erfolge nicht mehr zu wiederholen vermocht.

Auch in der Nationalmannschaft blieben Polster die ganz großen Erfolge versagt. Zwischen 1982 und 2000 absolvierte er 95 Länderspiele, in denen er 44 Tore erzielte. Bei den beiden WM-Teilnahmen 1990 und 1998 kam Österreich mit Polster nicht über die Gruppenphase hinaus. Sein Länderspiel-Highlight dürfte zweifelsfrei das WM-Qualifikationsspiel gegen die DDR am 15. November 1989 im ausverkauften Praterstadion gewesen sein. Vor dem Spiel lag Österreich auf Platz vier der Tabelle und konnte nur auf den notwendigen zweiten Platz vordringen, wenn die DDR geschlagen würde und die Sowjetunion zeitgleich in der Türkei gewinnt. Die Situation wurde nicht einfacher, da die FIFA bekannt gegeben hatte, dass auch die Mannschaft der in Auflösung befindlichen DDR für die WM in Italien spielberechtigt sei, falls sie sich sportlich für das Turnier qualifiziert. Polster wurde von den österreichischen Zusehern im Stadion gnadenlos ausgepfiffen. Während der Hymne schallte der Ruf „Polster raus“ tausendfach durchs Stadion. Doch wichtig, so sagt Fußball-Philosoph Otto Rehhagel, ist auf dem Platz. Dort gab Polster, dem alle Tore zum 3:0-Sieg gelangen, die passende Antwort – und schoss Österreich zur WM-Endrunde.

Dem Fußball ist Polster bis heute verbunden. Seinen Management-Tätigkeiten in Gladbach (2001–2004) bzw. bei der Wiener Austria (2004–2005) folgten Trainerstationen bei den Amateuren des Linzer ASK (2009/10) und bei der SC Wiener Viktoria (seit 2011). Sein Engagement als Coach beim Bundesligisten Admira Wacker 2013/14 geriet zum Fiasko und endete nach nur drei Spielen. Anfang 2014 kehrte Polster zu Viktoria Wien zurück.

Zuletzt machte der Fußballer Polster von sich reden, als er den ÖFB klagte. Ziel war es, seine drei Tore, die er in den 1980er Jahren bei Spielen erzielt hatte, die der nationale Verband nicht als offizielle Ländermatches führt, zur Anerkennung zu bringen. Das Landesgericht für Zivilrechtssachen in Wien wies die Klage im Juli 2024 ab. Trotzdem ist Polster bis heute der erfolgreichste Torschütze im Nationaltrikot. Allerdings könnte ihn Marko Arnautovic, der bei 121 Spielen auf 39 Tore kommt, in absehbarer Zeit überholen.

Literatur

  • Toni Polster: Der lachende Fußball. Sprüche, Pointen, Kuriositäten. [Autor: Dieter Chmelar]. München: Universitas 2008
  • Achim Schneyder: Polster. Ein Leben in 90 Minuten. Wien: Egoth-Verlag 2006
  • Toni Polster / Josef Metzger [Red.]: Doppelpack. Fußball mit Herz und Schmäh. Wien: Pichler 1998


Anton Polster im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.

Weblinks