Wilhelm Jahn
Wilhelm Jahn, * 24. November 1835 Hof, Mähren (Dvorce, Tschechische Republik), † 21. April 1900 Wien 1, Walfischgasse 5 (Zentralfriedhof, Ehrengrab Gruppe 0, Nummmer 26), Hofoperndirektor.
Biografie
Wilhelm Jahn begann seine Theaterlaufbahn 1852 als Sänger in Temesvár, wurde dann Theaterkapellmeister und ging als solcher 1856 an die Deutsche Oper in Amsterdam sowie 1859 ans Deutsche Landestheater in Prag. Von 1864 bis 1880 war er Königlicher Musikdirektor in Wiesbaden, wo ihm auch die Oper unterstand.
Von 1. Jänner 1881 bis 15. Oktober 1897 war er Direktor der Wiener Hofoper. Er war ein typischer künstlerischer Vertreter des liberalen Großbürgertums (das, vermögend und kunstaufgeschlossen, dem Theater zugewandt war), förderte das Ballett (Uraufführung „Puppenfee" 4. Oktober 1888) und das klassische Repertoire, die Moderne (unter der man damals vor allem Richard Wagner verstand [Erstaufführung „Tristan und Isolde" 4. Oktober 1883]) überließ er den besten Händen jener Zeit, nämlich Hans Richter. Zu den in seiner Ära präsentierten Neuheiten gehörten unter anderem Verdis „Othello" (Erstaufführung 14. März 1888), Cornelius' „Der Barbier von Bagdad" (Erstaufführung 4. Oktober 1890), Massenets „Manon" (Erstaufführung 19. November 1890), Mascagnis „Cavalleria rusticana" (Erstaufführung 20. März 1891), Leoncavallos „Der Bajazzo" (Erstaufführung 19. November 1893), Humperdincks „Hansel und Gretel" (Erstaufführung 18. Dezember 1894), Kienzls „Evangelimann" (11. Jänner 1896) und Smetanas „Verkaufte Braut" (Erstaufführung 4. Oktober 1896); auch die „Fledermaus" fand Eingang in den Spielplan (Erstaufführung 28. Oktober 1894).
In den letzten Jahren seiner Direktion wurde er durch ein sich verschlimmerndes Augenleiden stark behindert und räumte schließlich Gustav Mahler den Platz. Jahn war ein feinsinniger Musiker, ein hervorragender Dirigent und ein ausgezeichneter Ensembleführer, der sich bei Sängern, Musikern und Publikum großer Beliebtheit erfreute. Büste von Viktor Tilgner in der Österreichischen Galerie, Taktstock im Besitz der Wiener Philharmoniker.
Quelle
Literatur
- Franz Hadamowsky / Alexander Witeschnik: Hundert Jahre Wiener Oper am Ring [Jubiläumsausstellung]. Wien: Aktionskomitee 100 Jahr-Feier der Wiener Staatsoper 1969, S. 74 ff.
- Marcel Prawy: Geschichte und Geschichten der Wiener Staatsoper. Wien [u.a.]: Molden 1969, S. 52 ff.
- Hans Markl: Kennst du die berühmten letzten Ruhestätten auf den Wiener Friedhöfen? Band 1: Zentralfriedhof und Krematorium (Urnenhain). Wien: Pechan 1961, S. II
- Anton Bauer: Opern und Operetten in Wien. Verzeichnis ihrer Erstaufführungen in der Zeit von 1629 bis zur Gegenwart. Graz [u.a.]: Böhlaus Nachfolger 1955