Johannes Capistran

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Daten zur Person
PersonennameName der Person im Format Nachname, Vorname Capistran, Johannes
Abweichende NamensformAlternative Formen des Namens wie z.B. Pseudonyme oder Mädchennamen im Format Nachname, Vorname Capestrano, Johannes von
TitelAkademische Titel (abgekürzt), Amtstitel, Adelstitel
Geschlecht männlich
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  15307
GNDGemeindsame Normdatei
Wikidata
GeburtsdatumDatum der Geburt 24. Juni 1386 JL
GeburtsortOrt der Geburt Capestrano (Königreich Neapel)
SterbedatumSterbedatum 23. Oktober 1456 JL
SterbeortSterbeort Ujlak-Ilok bei Belgrad
BerufBeruf Prediger
ParteizugehörigkeitAngabe der Partei (bei PolitikerInnen)
EreignisEreignis, mit dem die Person in Verbindung gebracht wird
Nachlass/Vorlass
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RessourceUrsprüngliche Ressource  Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 7.10.2014 durch DYN.leopolm7
BestattungsdatumDatum der Bestattung 
FriedhofFriedhof, auf dem eine Person begraben wurde
Grabstelle Franziskanerkloster Ujlak-Ilok

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Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Johannes Capistran, * 24. Juli 1386 Capestrano (Königreich Neapel), † 23. Oktober 1456 Ujlak-Ilok bei Belgrad (Grabstelle im Franziskanerkloster Ujlak-Ilok verschollen), katholischer Prediger.

Kind adeliger Eltern, studierte Capistran in Perugia Jus. Als Johannes XXII. 1412 Perugia an König Ladislaus von Neapel verpfändete, bestellte ihn der König zum Statthalter; nach des Königs Tod kam es zum Bürgerkrieg, Capistran wurde eingekerkert.

1416 losgekauft, entschloß er sich zum Eintritt in den Franziskanerorden (Schüler des Bernhardin von Siena, dessen Heiligsprechung Capistran 1450 erwirkte) und wurde 1418 zum Priester geweiht.

Fortan blieb er bis 1450 Buß- und Wanderprediger in Italien. Im Frühjahr 1451 brach Capistran mit zwölf Mitbrüdern auf Einladung Friedrichs III. nach Österreich auf.

Vom 6. Juni bis 26. Juli 1451 weilte Capistran in Wien. Bei seiner Ankunft logierte er im Minoritenkloster; in der Minoritenkirche hielt er noch am 6. Juni seine erste Predigt, am 7. Juni predigte er erstmals in St. Stephan, dann auch in anderen Wiener Kirchen.

Da der Zustrom außerordentlich groß war (obwohl Capistran, der deutschen Sprache nicht mächtig, nur italienisch oder lateinisch predigte) und die Innenräume der Kirchen nicht ausreichten, predigte Capistran vor der Kirche Am Hof und auf dem Stephansfreithof auf Kanzeln im Freien (die so genannte Capistrankanzel an der Nordseite des Chors von St. Stephan, die erst 1732 an den Dom herangerückt wurde, ist allerdings nur eine steinerne Nachbildung der alten hölzernen Kanzel, die mitten im Friedhof stand).

Als Friedrich III. ihm am 2. Juli jenes Haus zu St. Theobald auf der Laimgrube schenkte, das bis dahin von den Schwestern des Dritten Ordens des heiligen Franz bewohnt gewesen war, errichtete Capistran hier das erste Franziskanerkloster Österreichs; er gilt daher nicht nur als Reformator des Minoritenordens, sondern auch als Förderer einer strengeren Ordensrichtung, der Franziskaner.

Anschließend ging Capistran nach Mähren, um an der Bekehrung der Hussiten mitzuwirken. 1452 dürfte er nochmals kurz nach Wien gekommen sein, 1453 (nach dem Fall von Konstantinopel) agitierte er für einen Kreuzzug gegen die Türken.

Von Ende 1454 bis März 1455 war Capistran neuerlich in Wien und predigte während dieser Zeit gegen die Türken. Dann zog er nach Ungarn und erwirkte die Aufstellung eines Kreuzheers unter Johann Hunyadi, der die Türken am 22. Juli 1456 bei Belgrad schlagen konnte; Capistran nahm persönlich am Kampf teil, starb jedoch wenige Monate danach an Erschöpfung.

Am 16. Oktober 1690 wurde Capistran durch Papst Alexander VIII. heiliggesprochen.

Neben der Capistrankanzel erinnern an Capistran in Wien ein Denkmal oberhalb der Kanzel (von Franz Roettiers und Johann Josef Rößler, 1737), eine Statue hinter dem Hochaltar der Pfarrkirche St. Antonius (siehe Antonkirche (10); Antonsplatz), ein Kanzelrelief in der Pfarrkirche St. Leopold (21, Kinzerplatz 19), die Capistrangasse und die Capistranstiege; Reliquien aus Kleidungsstücken befinden sich im Franziskanerkloster. Fest: 28. März.

Laut Abschlussbericht der im Auftrag der Universität Wien und der Stadt Wien eingesetzten Forschungsgruppe zur Untersuchung und Kontextualisierung der Benennung der Wiener Straßennamen seit 1860 war Johannes Capistran neben seiner Funktion als Inquisitor zur Bekämpfung der Hussiten auch für seine antijudaistischen Polemiken bekannt. Capistran ließ beispielsweise 1453 bei einem Pogrom in Breslau 41 Juden und Jüdinnen verbrennen, die verbliebenen Gemeindemitglieder vertreiben und deren Kinder zwangstaufen.

Literatur

  • Alphons Lhotsky: Giovanni Capestrano. In: Alphons Lhotsky: Aufsätze und Vorträge. Ausgewählt und hg. von Hans Wagner und Heinrich Koller. Band 4. Wien: Verlag für Geschichte und Politik 1974, S. 45 ff.
  • Johannes Hofer: Johannes von Capestrano. Ein Leben im Kampf um die Reform der Kirche. Innsbruck [u.a.]: Tyrolia-Verlag 1936
  • Josef Wodka: Kirche in Österreich. Wegweiser durch ihre Geschichte. Wien: Herder 1959, S. 167 ff.
  • Jakob Fried: Heilige die durch Wien gingen. Wien [u.a.]: Reinhold-Verlag 1935, S. 51 ff.
  • Karl Lechner: Johannes von Capestrano und seine Zeit. In: Unsere Heimat. Zeitschrift für Landeskunde von Niederösterreich 27 (1956), S. 193 ff.
  • Erwin Heinzel: Lexikon historischer Ereignisse und Personen in Kunst, Literatur und Musik. Wien: Hollinek 1956, S. 88 f.
  • Franz Loidl: Geschichte des Erzbistums Wien. Wien [u.a.]: Herold 1983, S. 19, 40 f.
  • Alfred Missong: Heiliges Wien. Ein Führer durch Wiens Kirchen und Kapellen. Wien: Wiener Dom-Verlag ³1970, S. 66, 70, 174, 269
  • Das Wiener Heimatbuch – Mariahilf. Hg. von der Arbeitsgemeinschaft des Mariahilfer Heimatmuseums. Wien: Austria Press 1963, Reg.
  • Gerhardt Kapner: Freiplastik in Wien. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1970, S. 343 f.
  • Oliver Rathkolb et al.: Forschungsprojektendbericht "Straßennamen Wiens seit 1860 als 'Politische Erinnerungsorte'". Wien 2013
  • Peter Autengruber, Lexikon der Wiener Straßennamen. Bedeutung, Herkunft, frühere Bezeichnungen. Wien: Pichler Verlag 2014, 9. Auflage, S. 59