Georg Ludwig Sinzendorf
- Rat der kaiserlichen Hofkammer (1650 bis 1651)
- Vizepräsident der kaiserlichen Hofkammer (1651 bis 1656)
- Präsident der kaiserlichen Hofkammer (1656 bis 1681)
- Mitglied des Geheimen Rates (1656 bis 1681)
Georg Ludwig Graf Sinzendorf, * 17. Jänner 1616, † 14. Dezember 1681 Wien, Finanzbeamter (aus der Linie Sinzendorf-Fridau), erste Gattin (1645) Anna Regina Freiin von Jörger, Witwe nach Maximilian von Landau, † 1660), zweite Gattin (1661) Dorothea Elisabeth von Schleswig-Holstein-Sonderburg (nachmals Gattin von Johann Ludwig Graf Bussy-Rabutin, † 1725), Sohn des Pilgrim Freiherr von Sinzendorf († 1620) und dessen Gattin Susanne Gräfin Trauttmansdorff. Wurde 1650 Rat in der kaiserlichen Hofkammer, 1651 Vizepräsident und 1656-1680 Präsident derselben, war 1656-1680 auch Mitglied des Geheimen Rats. Zu seinen umfangreichen Besitzerwerbungen gehörten unter anderem die Reichsherrschaft Tannhausen in Schwaben (1653), Neuburg am Inn (heute Niederbayern) samt Wernstein (Bezirk Schärding, Oberösterreich; 1654) und Peuerbach (Bezirk Grieskirchen, Oberösterreich; 1669). Zur Aufstellung in Wernstein schenkte ihm Leopold I. 1667 die bis dahin Am Hof (1) gestandene Mariensäule. Sinzendorf trieb unter dem Einfluss seiner zweiten Gattin ungeheuren Aufwand. Schon 1661 wurde er des Missbrauchs staatlicher Gelder für private Zwecke verdächtigt, doch blieb eine 1672 eingeleitete Untersuchung ergebnislos; ein neuer, unter dem Druck der öffentlichen Meinung eingeleiteter Prozess führte am 15. April 1680 zur Verhaftung Sinzendorfs und seiner Enthebung von allen Ämtern. Nach den Ergebnissen der Untersuchung, die wegen der in Wien herrschenden Aufregung in Linz stattfand, wurde Sinzendorf am 19. Oktober 1680 des Missbrauchs der Amtsgewalt, Meineids, Diebstahls, der Unterschlagung und Erpressung für schuldig erkannt und zu einem Schadenersatz an den Fiskus in der Höhe von 1,97 Millionen Gulden verurteilt. Zur Deckung der Wiedergutmachung wurden Neuburg, Peuerbach und andere Besitzungen Sinzendorfs zugunsten des Fiskus eingezogen, darunter auch ein großer Lustgarten samt einem "Manufaktur- und Kunsthaus" in Wien (2, zwischen Obere Donaustraße und Obere Augartenstraße beziehungsweise zwischen Haasgasse und Nestroygasse; Eggerischer Garten, Grassalkovicspalais). Bloß einige Güter beließ Leopold I. gnadenhalber der Witwe und den Kindern (Philipp Ludwig [1671-1742] war 1705-1742 Hofkanzler).
Literatur
- Constantin von Wurzbach: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich. Enthaltend die Lebensskizzen der denkwürdigen Personen, welche 1750 bis 1850 im Kaiserstaate und in seinen Kronländern gelebt haben. 60 Bände. Wien: Verlag der typografisch-literarisch-artistischen Anstalt 1856-1891. Register 1923
- Otto Titan von Hefner [Hg.]: J. Siebmacher's großes Wappenbuch. Band 4/5: Oberösterreichischer Adel. Nürnberg: Bauer & Raspe 1904, S. 368 f.
- Henry Frederick Schwarz: The Imperial Privy Council in the seventeenth Century / Der kaiserliche geheime Rat im 17. Jahrhundert. Cambridge, Masschusetts: Harvard university Press 1943, S. 340 f.
- Oswald Redlich: Weltmacht des Barock. Österreich in der Zeit Kaiser Leopolds I. Wien: Rohrer 1961, S. 89
- Richard Perger: Die Geschichte des Palais Grassalkovics in der Leopoldstadt. In: Wiener Geschichtsblätter. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 47 (1992), S. 150 ff., besonders S. 154 f.