Alice Herdan-Zuckmayer
Alice Herdan-Zuckmayer, * 4. April 1901 Wien, † 11. März 1991 Visp (Schweiz), Schauspielerin und Schriftstellerin.
Biografie
Herkunft und frühe Jahre
Alice Herdan-Zuckmayer war die Tochter der Wiener Burgtheater Schauspielerin Claire Liesenberg und des Juristen Maurice Herdan. Die Eltern trennten sich früh nach der Geburt, sodass Alice ihren Vater nie kennenlernte. Sie besuchte das Mädchengymnasium der Schulreformerin Eugenie Schwarzwald. Über Schwarzwald lernte Herdan-Zuckmayer im Jahr 1919 den späteren Publizisten und Politiker Karl Frank kennen, den sie bald darauf heiratete. Das Ehepaar zog zunächst nach Berlin und anschließend nach München, wo ihre gemeinsame Tochter Michaela zur Welt kam. Während Karl Frank aufgrund seiner Nähe zum kommunistischen Lager in Untersuchungshaft saß, zog Herdan-Zuckmayer mit ihrer Tochter zurück nach Berlin und gründete mit ihren Schulfreundinnen Elisabeth Neumann-Viertel und Helene Weigel eine Wohngemeinschaft. Die Ehe mit Karl Frank wurde geschieden.
Bekanntschaft mit Carl Zuckmayer und Exil
In Berlin verdiente Herdan-Zuckmayer sich zunächst als Schauspielerin und mit Büroarbeit ihren Lebensunterhalt. In dieser Zeit lernte sie den damals noch weitgehend unbekannten Carl Zuckmayer kennen. Bald darauf heirateten die beiden und Tochter Maria Winnetou wurde geboren. Bis 1933 lebte das Ehepaar in Berlin, wo Alice ihr Abitur nachholte und anschließend ein Medizinstudium begann. Mit den ersten literarischen Erfolgen Carl Zuckmayers erwarb die Familie das Haus "Wiesmühl“ in Henndorf am Wallersee. Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme in Deutschland wurde das Haus in Österreich zum neuen festen Wohnsitz der Familie. Carl Zuckmayers Stücke waren bereits Anfang der 1930er Jahre von den Nazis in Deutschland verboten worden. Herdan-Zuckmayer setzte ihr Studium in Wien fort und studierte von 1936 bis 1937 Zoologie und Botanik. Nach dem "Anschluss“ 1938 in Österreich, musste die Familie emigrieren. Zunächst floh Herdan-Zuckmayer zu Peter Suhrkamp nach Berlin. Von dort aus in die Schweiz, anschließend in die USA. Die Kriegsjahre verbrachte sie mit ihrer Familie auf einer Farm in Vermont, USA. Hier begann sie mit dem Schreiben und erwarb 1945 die amerikanische Staatsbürgerschaft.
Veröffentlichungen und Ableben
Im Jahr 1949 erschien ihr erstes Buch "Die Farm in den grünen Bergen“, in dem sie ihre Erfahrungen im Exil und den Kampf um den Aufbau einer neuen Existenz verarbeitete. Inspiration für das Buch waren auch ihre Briefe aus dem Exil an ihre Schwiegereltern, die Erich Kästner in der Münchner "Neuen Zeitung“ abdrucken ließ. Das Buch erzielte einen großen Verkaufserfolg und drei weitere autobiographische Romane – "Das Kästchen - Die Geheimnisse einer Kindheit“ (1962), "Das Scheusal - Die Geschichte einer sonderbaren Erbschaft“ (1972), "Genies sind im Lehrplan nicht vorgesehen“ (1979) – folgten. Im Jahr 1957 zog Herdan-Zuckmayer mit ihrem Mann zurück nach Europa und ließ sich in Saas-Fee in der Schweiz nieder. Sie blieb bis zu ihrem Lebensende in der Schweiz und verstarb 1991 mit 89 Jahren in Visp.
Literatur
- Michael Guttenbrunner: Alice Herdan-Zuckmayer: zum 100. Geburtstag am 4. April 2001. Wien: 2001
- Wikipedia: Alice Herdan - Zuckmayer [Stand: 23.08.2023]
- FemBio: Alice Herdan - Zuckmayer [Stand: 23.08.2023]
- Ilse Korotin (Hg.): biografiA. Lexikon österreichischer Frauen. Band 2. Wien / Köln / Weimar: Böhlau 2016, S. 1274 f. [Stand: 23.08.2023]
Alice Herdan-Zuckmayer im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.