Helene Weigel

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Daten zur Person
PersonennameName der Person im Format Nachname, Vorname Weigel, Helene
Abweichende NamensformAlternative Formen des Namens wie z.B. Pseudonyme oder Mädchennamen im Format Nachname, Vorname Weigl, Helene Brecht
TitelAkademische Titel (abgekürzt), Amtstitel, Adelstitel
Geschlecht weiblich
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  39808
GNDGemeindsame Normdatei 118630091
Wikidata Q60528
GeburtsdatumDatum der Geburt 12. Mai 1900
GeburtsortOrt der Geburt Wien 4066009-6
SterbedatumSterbedatum 6. Mai 1971
SterbeortSterbeort Berlin 4087295-6
BerufBeruf Schauspielerin, Theaterdirektorin
ParteizugehörigkeitAngabe der Partei (bei PolitikerInnen) Kommunistische Partei Deutschlands
EreignisEreignis, mit dem die Person in Verbindung gebracht wird
Nachlass/Vorlass
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki  Theater, Film, Rundfunk, Schauspielerin
RessourceUrsprüngliche Ressource  Gedenktage, Gedenktage-GW
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Letzte Änderung am 17.07.2024 durch WIEN1.lanm09str
BestattungsdatumDatum der Bestattung 
FriedhofFriedhof, auf dem eine Person begraben wurde Berlin, Dorotheenstädtischer Friedhof
Grabstelle
  • 9., Berggasse (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Nationalpreis der DDR


Helene Weigel, * 12. Mai 1900 Wien, † 6. Mai 1971 Berlin, Schauspielerin, Theaterdirektorin.

Biografie

Helene Weigl (später Umbenennung in "Weigel") wird als Tochter von Leopoldine, Inhaberin eines Spielwarengeschäfts, und Siegfried Weigl, Prokurist einer Textilfirma, in Wien geboren. Beide jüdischen Elternteile waren aus Böhmen zugewandert, die Familie lebte ab 1913 im bürgerlichen Alsergrund, in der Berggasse (9.), unweit der Wohnung und Praxis von Sigmund Freud. Helene Weigel besuchte die "Schwarzwaldschule", das von Eugenie Schwarzwald gegründete reformistische Mädchenrealgymnasium. Sie war in einer Klasse mit Alice Herdan, der späteren Frau von Carl Zuckmayer, und Elisabeth Neumann, die später Berthold Viertel geheiratet hat. Eine befreundete Mitschülerin war auch Maria Lazar.

Mit 17 Jahren nahm Weigel, gegen den Willen der Eltern, Schauspielunterricht. 1919 ging sie nach Frankfurt am Main, wo sie ihren ersten Theatervertrag am Neuen Theater abschloss. Den Sommer 1921 verbrachte sie in Wien, anschließend wechselte sie in Frankfurt zum Schauspielhaus. Im Juni 1922 übersiedelte Helene Weigel nach Berlin, wo sie mit ihren Wiener Schulfreundinnen Alice Herdan und Elisabeth Neumann eine Wohngemeinschaft bildete. Engagiert war sie zu Beginn am Staatstheater, ab Sommer 1923 nahm sie an verschiedenen Berliner Bühnen Stückverträge an. Zu dieser Zeit kam es zur näheren Bekanntschaft mit Bertolt Brecht.

Den Jahreswechsel 1923/1924 verbrachte Weigel wieder bei den Eltern in Wien, auf der Rückreise machte sie Station in Augsburg bei Brecht. 1924 kam der gemeinsame Sohn Stefan zur Welt. Bis zur Heirat 1929 verschwieg sie ihrem Vater das uneheliche Kind und die Beziehung zu Brecht (die Mutter war 1927 gestorben). Nachdem Weigels Schauspielkarriere unaufhörlich voranschritten war, wurde sie 1933 durch die Machtübernahme der Nationalsozialisten abrupt beendet, Weigel und Brecht mussten Deutschland verlassen. Sie flohen mit einer Einladung von Karl Kraus aus Berlin zu einer Lesung (über Prag) nach Wien. Nach wenigen Wochen ging die Reise weiter nach Zürich und von dort nach Dänemark, wo Weigel und Brechts Kinder Stefan und Barbara, in Österreich und der Schweiz nicht mit auf der Flucht, wieder mit den Eltern vereint waren. Diese Unterkunft vermittelte Weigels Schulfreundin Maria Lazar.

Weitere Stationen des Exils waren Schweden und Finnland, ab 1941 Kalifornien. 1947 konnte die Familie nach Europa zurückkehren, zuerst nach Zürich, 1948 nach Berlin. 1948 wandte sich Bertolt Brecht mit dem Projekt, eine neue Fassung des "Jedermann" zu schaffen, an den damaligen Leiter der Salzburger Festspiele, Gottfried von Einem. Mit diesem Ansinnen einher ging die Idee, die österreichische Staatsbürgerschaft zu beantragen. Brecht begann, an seinem "Totentanz" zu arbeiten, unterbrach die Arbeit aber wegen Berliner Projekte; die Staatsbürgerschaft kam allerdings mit Einems Unterstützung zustande: Weigel und Brecht wurden im April 1950 Österreicher*innen. Zwei Jahre später kochte diese Angelegenheit medial hoch, Einem wurde des Amtes enthoben und die Staatsbürgerschaft der beiden in die DDR Ausgewanderten zum Skandal. In Wien agitierten und schrieben die Publizisten Friedrich Torberg und Hans Weigel sowie der Theatermacher Ernst Haeusserman gegen die Aufführung von Brecht-Stücken an – mit Erfolg: Während des sogenannten "Brecht-Boykotts" von 1952 bis Anfang 1963 spielte außer der Scala kein Theater Wiens ein Stück von Brecht.

Schauspielkarriere

1919 begann Helene Weigels Schauspielkarriere am Neuen Theater in Frankfurt am Main, sie spielte etwa die Marie in Büchners "Woyzeck". 1921 bis 1930 war sie im Berliner Schauspielhaus tätig, daneben auch an Max Reinhardts Deutschem Theater. Sie war zu Beginn ihrer Schauspielkarriere ein "Enfant terrible mit gellender Stimme", temperamentvoll – nach ihrem Wechsel nach Berlin galt sie bald als "eine Berühmtheit im an Künstlern dicht besetzten Theater-Berlin" [1] und fand zu ihrem leise-erzählenden Vortragsstil. Nebenbei trat Weigel auch in Filmen auf und arbeitete beim Rundfunk. Eine ihrer wenigen Rollen, die sie im Exil übernehmen konnte, war die Titelrolle bei der Uraufführung von Brechts "Die Gewehre der Frau Carar" im Oktober 1937 in Paris; im Mai 1938, wieder in Paris, spielte sie die Hauptrolle in Brechts "Furcht und Elend des Dritten Reichs". Da sie ab 1939 keine Rollenangebote mehr erhielt, arbeitete sie als Schauspiellehrerin.

Weigels Comeback auf der Bühne erfolgte 1948 im schweizerischen Chur als Antigone, ihre Paraderolle wurde die Mutter Courage ab 1949 in Berlin, wo sie Intendantin und Mitgründerin des Berliner Ensembles war. Nach Brechts Tod 1956 war sie seine Nachlassverwalterin. "Unter ihrer wurde das B. E. zum wichtigsten deutschen Schauspieltheater der sechziger Jahre"[2] (Siegfried Unseld).

Literatur

  • Anita Wünschmann: Helene Weigel. Wiener Jüdin – große Mimin des epischen Theaters. Berlin: Hentrich & Hentrich 2006 (Jüdische Miniaturen, 46)
  • Christine Herold: Mutter des Ensembles. Helene Weigel – ein Leben mit Bertolt Brecht. Cadolzburg: ars vivendi 2001
  • Carola Stern: Männer lieben anders. Helene Weigel und Bertolt Brecht. Berlin: Rowohlt 2000
  • Sabine Kebir: Abstieg in den Ruhm. Helene Weigel. Eine Biographie. Berlin: Aufbau 2000
  • Siegfried Unseld: Vorwort. In: Werner Hecht: Helene Weigel. Eine große Frau des 20. Jahrhunderts. Frankfurt/M.: Suhrkamp 2000, 7–8


Helene Weigel im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Wünschmann 2006, S. 8
  2. Unseld 2000, S. 8