Alma Zadić
Alma Zadić, * 24. Mai 1984 Tuzla (Bosnien und Herzegowina), Rechtsanwältin, Politikerin.
Biografie
Alma Zadić flüchtete als Zehnjährige mit ihren Eltern und ihrem Bruder vor dem Bosnienkrieg nach Wien. Nach der Matura am Realgymnasium Ettenreichgasse absolvierte sie das Diplomstudium der Rechtswissenschaften an der Universität Wien, das sie 2007 als Magistra abschloss. Anschließend war sie am International Criminal Tribunal for the former Yugoslavia (ICTY) in Den Haag und an der Internationalen Organisation für Migration (IOM) in Wien tätig. Nach dem Gerichtsjahr studierte sie an der Columbia University, School of Law in New York (LL.M., 2010). 2011 arbeitete sie hier als Gastwissenschaftlerin und als Chefredakteurin bei Vale Columbia Center on Sustainable International Investment. Zurück in Wien wurde sie Konzipientin und Rechtsanwältin bei der international tätigen Wirtschaftskanzlei Freshfields Bruckhaus Deringer, wo sie zur Senior Associate aufstieg. 2017 promovierte sie an der Universität Wien zur Doktorin der Rechtswissenschaften. Im selben Jahr wurde die Juristin als Abgeordnete der Liste Pilz / JETZT in den Nationalrat gewählt. Unter anderem war sie Mitglied des BVT-Untersuchungsausschusses.
Im Sommer 2019 trat sie aus dem Klub der Liste JETZT aus und gab bekannt, für Die Grünen kandidieren zu wollen. 2019 zog sie für die Grünen in den Nationalrat ein. Ab 7. Jänner 2020 bis zum Ende der Legislaturperiode war sie Bundesministerin in den Bundesregierungen Kurz II, Schallenberg I, Nehammer und Schallenberg II. Sie wurde am 7. Jänner zunächst als Bundesministerin für Verfassung, Reformen, Deregulierung und Justiz angelobt. Nach Änderungen der Zuständigkeiten im Bundesministeriengesetz 1986 durch die türkis-grüne Regierung wurde sie am 29. Jänner 2020 erneut angelobt, nun als Bundesministerin für Justiz.
Ihre Amtszeit war unter anderem von der juristischen Aufarbeitung der sogenannten "Ibiza-Affäre" und von der "Causa Pilnacek" geprägt. Christian Pilnacek war Leiter der Strafrechtssektion im Justizministerium mit engen Verbindungen zur ÖVP. Unter Zadić kam es zu einer Umstrukturierung des Justizministeriums, indem die Sektion Strafrecht in die zwei Sektionen Strafrecht (Legistik) und Einzelstrafsachen geteilt wurde. Nach der Umstrukturierung musste sich Pilnacek für die Leitung einer der Sektionen neu bewerben. Im Februar 2021 wurde er aufgrund des Verdachtes auf Verrat von Amtsgeheimnissen suspendiert, im Herbst 2023 wurde er tot aufgefunden.
Zadić stellte sich in ihrer Amtszeit schützend vor die Arbeit der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft, die teils massiven Angriffen ausgesetzt war. Unter ihrer Amtsführung wurde der Kostenersatz bei Freispruch neu geregelt sowie Maßnahmen im Bereich Gewaltschutz gesetzt. Zudem richtete Zadić eine Arbeitsgruppe zur Schaffung einer Generalstaatsanwaltschaft ein.
Die Ministerin brachte während ihrer Amtszeit zwei Kinder zur Welt. Ihre Söhne wurden im Jänner 2021 und im Dezember 2024 geboren. Während ihrer Abwesenheiten wurde sie 2021 von Vizekanzler Werner Kogler und 2024/25 von Sozialminister Johannes Rauch vertreten.
Literatur
- Justizministerin Zadić bekam zweites Kind. In. Der Standard, 09.12.2024 [Stand: 05.03.2025]
- Was bleibt von Zadićs Justizpolitik?. In: Der Standard, 13.08.2024 [Stand: 05.03.2025]
- Bundesministerium für Justiz: Generalstaatsanwaltschaft [Stand: 05.03.2025]
- "Ich weiß, wie schnell eine Gesellschaft auseinanderreißt." In: Falter 3/20, 15.01.2020, S. 12 ff.
- Alma Zadić: Vom Flüchtlingskind zur Justizministerin. In: Der Standard, 01.01.2020
- Alma Zadić: Starke Kämpferin für soziale Gerechtigkeit. In: News, 17.10.2019
- Alma Zadić: “Transitional Justice in Former Yugoslavia The Influence of the ICTY on the development of the rule of law in Bosnia and Herzegovina, Croatia, and Serbia”. Dissertation Universität Wien 2017
- Parlament: Alma Zadić [Stand: 05.03.2025]
Alma Zadić im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.