Anglo-Elementar Versicherungs AG
Die Gründung der Anglo-Elementar
Die Gründung der Anglo-Elementar geht auf eine Gruppe von Industriellen, u.a. aus der Zucker- und Textilindustrie zurück, die sich 1896 gegen das Monopol der etablierten Versicherungen, das sogenannte „Feuerkonkordat“, zur Wehr setzen wollte und sich zu einem auf dem Gegenseitigkeitsprinzip basierenden „Versicherungs-Verband österreichischer & ungarischer Industrieller in Wien“, zusammenschloss.[1] Da die Versicherungswirtschaft diesen Versicherungsverein massiv bekämpfte und Rückversicherungsverträge verhinderte, brachten die Industriellen ein Grundkapital von vier Millionen Kronen zur Gründung einer zusätzlichen Aktiengesellschaft auf, die für den Versicherungs-Verband als Rückversicherer fungieren sollte. So konnte Ende 1897 die „Österreichische Elementarversicherungs Actien Gesellschaft“ gegründet werden, die in den Sparten Leben, Feuer, Hagel, Einbruch, Transport und nach 1930 auch in der Kfz-Haftpflicht tätig war.
Entwicklung bis 1945
Sowohl der Versicherungsverband als auch die Elementar AG, die in Personalunion geführt wurden, mussten nach 1918 durch den Wegfall des Geschäftes in den ehemaligen Kronländern den Entfall eines Großteils des Kundenanteiles und später auch die Weltwirtschaftskrise der 1930er Jahre verkraften. Im Jahre 1921 erwarb die britische „Commercial Union Assurance Company“ nach einer Kapitalerhöhung die Aktienmehrheit und der Firmenname wurde in „Anglo-Elementar Versicherungs AG “ geändert. Nach dem Ersten Weltkrieg zählte sie zu den fünf größten Versicherungen in Österreich.[2]. Die Commercial Union musste im Jahre 1938 ihre Besitzanteile an die Kölner „Colonia“ übertragen, die so über 82 % der Aktien verfügen konnte. Der Name des Unternehmens wurde in „Allgemeine Elementar-Versicherungs AG“ geändert.
Entwicklung nach 1945
Das Unternehmen wurde im Jahre 1945 als „Deutsches Eigentum“ zunächst unter öffentliche Verwaltung gestellt, bis 1954 die Commercial Union die Aktien nach einem Rückstellungsvergleich wieder zurückerwarb und wieder Mehrheitsaktionär wurde.[3]. 1977 erwarb die deutsche Allianz AG die Aktien der Anglo-Elementar von der britischen Gesellschaft und in der Folge kam es 1992 zu einer Verwaltungsgemeinschaft und 1997 zur Fusion mit der Wiener Allianz. Damit verschwand knapp vor dem 100. Gründungstag der Name aus der Versicherungsgeschichte.
Sitz
Der erste Sitz der Versicherung war im Haus 9, Peregringasse 4, wo sich auch der Verband der Industriellen befand. Mit diesem Verband übersiedelte sie 1909 in das Haus der Industrie am 1, Schwarzenbergplatz 4.
Quellen
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Handelsgericht, B75/46: Handelsregister Ges 46/195, Oesterreichische Elementarversicherungs-Actien-Gesellschaft; "Anglo-Elementar" Versicherungs Actien-Gesellschaft; Anglo-Elementar Insurance Company Limited
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Handelsgericht, B75/65: Handelsregister Ges 65/213, "Anglo-Elementar" Versicherungs-Actien-Gesellschaft; Anglo-Elementare Societa anonima di Assicurazioni
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Handelsgericht, B77/3: Handelsregister B 3/80, "Anglo-Elementar" Versicherungs-Aktien-Gesellschaft
Literatur
- 150 Jahre Allianz in Österreich. Wien: Eigenverlag 2010
- Peter Ulrich Lehner: Das Versicherungswesen in der Zweiten Republik. In: Wolfgang Rohrbach: Versicherungsgeschichte Österreichs, Band III: Das Zeitalter des modernen Versicherungswesens. Wien: A. Holzhausens Nfg. 1988, S. 813-852.
- Wolfgang Rohrbach: Versicherungsgeschichte Österreichs, Band III: Das Zeitalter des modernen Versicherungswesens. Wien: A.Holzhausens Nfg. 1988, S. 571-620
Einzelnachweise:
- ↑ 150 Jahre Allianz in Österreich. Wien: Eigenverlag 2010, S. 11-12.
- ↑ Wolfgang Rohrbach: Versicherungsgeschichte Österreichs, Band III: Das Zeitalter des modernen Versicherungswesens. Wien: A. Holzhausens Nfg. 1988, S. 571-620.
- ↑ Peter Ulrich Lehner: Das Versicherungswesen in der Zweiten Republik. In: Wolfgang Rohrbach: Versicherungsgeschichte Österreichs, Band III: Das Zeitalter des modernen Versicherungswesens. Wien: A. Holzhausens Nfg. 1988, S. 843.